Alles legal – όλα νόμιμα

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Blick aus dem Fenster: Der Himmel ist morgendlich orange-rötlich gefärbt, aber das Licht ist nicht nur dank der blühenden Forsythien frühlingshaft gelblich, sondern es kündigt warme Zeiten an. Ich stolpere über meine Taschen und Rucksäcke, die bereits für die Abreise nach Zypern vorbereitet sind, die aber noch gewichtmäßig optimiert werden müssen. Aus den großen Gewand- und Schuhbergen, die bereits Anfang der Woche angelegt wurden, kommen täglich Stücke weg, sodass im Idealfall kurz vor der Abreise nur noch ein kleines Häufchen übrig bleibt. Es kommt durchaus vor, dass ich zu wenig einpacke und leidvoll an die Gewandberge zu Hause denke. Diesmal ist es auch wirklich schwierig, da Zypern zwar verheißungsvoll nach warmen Temperaturen klingt, in diesem Früh-Frühling allerdings noch viel Regen und Kühle möglich ist ohne Aufwärmoption in nasskalten, unbeheizten Unterkünften am Fuße des Troodos-Gebirges.

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Es gibt Orte und Landschaften, die sich mir nur schwer erschließen und dazu zählt Zypern. Wie ich gerade beim Durchblättern meines alten Reiseführers feststelle, war ich vor fast genau 30 Jahren, am 25. März 1994 das erste Mal in Zypern. Es war damals in den Osterferien und ich erinnere mich an eine grüne Insel mit vielen Blumen, an Larnaka, Limassol und Paphos, wobei Paphos damals noch klein und sehr überschaubar war. Die Insel und ich haben keinen Draht zueinander gefunden. Das änderte sich, als ich vor wenigen Jahren, als ich gerade beruflich an der türkischen Südküste weilte, eine Einladung nach Paphos hinsichtlich einer beruflichen Expertise erhielt. Von Antalya einen Flug nach Larnaka oder Paphos zu buchen, war so gut wie unmöglich. Eine Option war nach Athen zu fliegen und dann einen Weiterflug nach Larnaka oder Paphos zu buchen, was aber sehr teuer war und mich nach einer Alternative suchen ließ. Ich wählte schließlich einen sehr, sehr günstigen Flug von Antalya nach Nicosia bzw. Lefkosa bzw. Lefkosia. Es war mir durchaus bewusst, dass ich am sogenannten Ercan Flughafen ca. 10 km entfernt von der Stadt Nicosia im türkischen nordzypriotischen Teil der Insel landen würde. Obwohl der Flughafen rechtmäßig nicht zugelassen ist und somit einen illegalen Einreiseort darstellt, war ich nicht weiter beunruhigt, da in diesem Fall die Bequemlichkeit siegte. Das Flughafengebäude im türkischen Nicosia/Lefkosa entsprach auch eher einer Baracke, die man schnell verschwinden lassen könnte, und war auch dementsprechend ausgestattet. Ich war beruhigt, als ich die Taxikolonne sah, nahm das Nächstbeste, das mich an die sogenannte Grenze der sogenannten türkischen Republik Nordzypern und der Republik Zypern in Nicosia bringen sollte. Wir verhandelten einen einigermaßen angemessenen Preis und ich wurde in eine enge, wenig vertrauensvolle  Gasse in Nicosia bzw. türkisch Lefkasa gebracht. Der Taxler erklärte mir in gutem Englisch, dass ich bloß um die Ecke gehen musste, wo ich dann auch schon die Grenzhütte sehen würde. Ich traute dem Taxler im ersten Moment nicht und stellte mich auf eine Odyssee ein, was aber ganz falsch war, da sich dort wirklich Mitten in der Stadt eine Grenze befand, die ich nach Vorlage meines Reisepasses ohne Probleme überschritt. Ich ging die belebte Ledra Street zum Busbahnhof und fuhr mit dem Bus nach Paphos, wo ich erwartet wurde und mich beruflich gut austauschen konnte. Es hatte allerdings 45 Grad bei einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit, sodass ich froh war, wieder an die kühlere türkische Südküste zu kommen. Ich überschritt wieder bald nach meiner Ankunft in Nicosia die – ehrlich gesagt – sehr unheimliche Grenze in der Ledra Street in den türkischen Teil von Nicosia, der sehr viel ärmlicher ist, aber die großartige Karawanserei (Büyük Han), der Bazar und die vielen trubeligen Leute verstärkten mein gutes Gefühl. Ich machte mich auf die Suche nach einem Taxi zum illegalen Flughafen, für das ich schließlich mehr bezahlte, als für die gesamte Reise. Am Abflugschalter bekam ich eine handschriftlich ausgefüllte Boardingkarte, was mich nur mehr zu einem innerlich wenig überraschten „Aha“ bzw. „na serwas“ veranlasste.

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Obwohl ich froh war, wieder gut in Antalya gelandet zu sein, gefiel es mir fortan sehr gut in Zypern. Es ergab sich unmittelbar nach meiner nordzypriotisch-zypriotischen Odyssee ein kleines feines Projekt im Umkreis von Paphos, für das ich sehr offen bin. Wir werden morgen sehr früh los starten zum Flughafen nach Wien, wir werden ganz legal in Paphos landen und ich werde wenige Stunden später Kaffee bei einer angenehmen Brise am Meer trinken, bevor ich mich auf den Weg ins Gebirge machen werde. Alles ganz legal und in freudiger Erwartung.

 

Frau Krautundrübe

 

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