Auf dem GR 221 in Mallorca

Veröffentlicht am Keine Kommentare zu Auf dem GR 221 in Mallorca

Nach meiner Heimkehr aus Mallorca sehe ich in den sozialen Medien gepostet vom Alpenverein Österreich eine Anzeige zum „Tag des Zu-Fuß-Gehens“ mit einem Link zu den 10 schönsten Weitwanderwegen Österreichs. Nach einem kurzen Hineinhorchen in meine Beine stelle ich fest, dass ich mir noch ein paar Tage Gehpause verordnen werde, wobei ich nach weiterem Recherchieren feststelle, dass der „Tag des Zu-Fuß-Gehens“ bereits am 2. April war und die Anzeige in den sozialen Medien wohl dem Algorithmus geschuldet ist. Dass das Gehen die einfachste und ökologischste Art der Fortbewegung ist, davon kann ich mich selbst auf dem GR 221 in Mallorca in den letzten beiden Wochen überzeugen.

++++

Über Mallorca weiß ich bis zur Planung dieser Tour am GR 221 wenig. Eigentlich will ich mit weiteren drei Wanderinnen nach Schottland. Die nicht mit wochenlangen Aufenthalten im Süden Gesegneten sehen meine schottische Wanderbegeisterung allerdings skeptisch. Letztlich kann ich die Krautundrübenschwester, als eine der drei Wanderfreundinnen, recht schnell vom GR 221 auf Mallorca überzeugen. Die Tour ist schnell geplant, die Etappen scheinen auf den ersten Blick einfach zu sein, sodass noch Zeit für Besichtigungen bleiben sollte. Zur Sicherheit beschränke ich das Gewicht im Rucksack auf 6 kg – es werden mit Müsliriegel, Not-Apfel und Wasser 6,7 kg.

++++

In Palma finden wir schnell unser Hostel, das nach der Nähe zum Bahnhof der Überlandbusse auf der Plaza d’Espanya ausgesucht wird. Länger suchen wir nach der Estació Intermodal, von wo die Busse wegfahren sollen, bis wir uns im Bulk der Menschenmenge von der Rolltreppe in die Tiefe leiten lassen, wo uns ein unterirdisches Gewirr von Bussen, Metros und einem Zug erstaunen lässt. Wir checken kurz den Bus nach Es Capdella, von wo unsere erste Etappe wegführen soll, und machen uns auf die Suche nach der Innenstadt. Obwohl wir technisch und logistisch mit richtigen Karten aus Papier, Sportuhr, Etappenführer als Büchlein und zahlreichen Apps gut ausgestattet sind, zeichnet sich bereits in den ersten Minuten ab, dass es eher eine Tour der subjektiven Orientierung und Wahrnehmung werden wird, und das wohl aus absoluter Bequemlichkeit. So ist die Altstadt mit der subjektiven Orientierungsmethode bald gefunden. Aber wo ist die Kathedrale? Ich erinnere mich an ein Foto der Kathedrale mit dem Meer im Hintergrund der Krautundrübentochter, die für ihr Studium an einer Pflichtexkursion nach Mallorca teilnahm, um dort das Müllsystem, d. h. die Abfallwirtschaft und das Abwassersystem zu studieren. So suchen wir das Meer und finden schließlich auch die großartige Kathedrale. Es ist schon spät und wir können das Innere nicht mehr sehen. Beim Rückweg in unser Hostel sehen wir einige Bars, wo wir gerne verweilen würden.

++++

Das öffentliche Bussystem in Mallorca ist wirklich großartig. Leider hindert uns der starke Wind mit sturmartigen Böen, die erste Etappe von Es Capdella zu starten. So fahren wir mit dem Bus nach Estellencs, von wo aus wir mit einer kleinen Etappe nach Banyalbufar beginnen, da wir dort das Hostel lange vor der Abreise gebucht haben. Leider ist es für den Pool zu kühl, aber wir finden auf der Terrasse mit großartigem Blick auf das Meer ein windstilles Plätzchen. Es geht am nächsten Tag nochmals bequem weiter nach Esporles. Diese beiden Touren kann man sehr einfach zusammenziehen, aber wir haben bereits im Vorfeld die Quartiere für die gesamte Tour gebucht. Die Etappe von Estellencs über Banyalbufar nach Esporles ist sehr einfach zu gehen und verläuft großteils entlang der Küstenlinie mit wunderbaren Ausblicken auf das Meer, dementsprechend gut besucht ist der Weg auch von Familien. Esporles ist ein sehr netter authentischer Ort, der dem Tourismus noch nicht ganz verschrieben ist. Die vielen Cafes sind gefüllt mit Wandernden und Rennradlern, die wie Ameisen alle Straßen Mallorcas belegen. Da es in der Jugendherberge im Vorfeld bereits keinen Platz gibt, gehen wir in unser sehr zentral gelegenes Hostel. Das reichhaltige Frühstück soll uns für die bevorstehende Tour stärken. Von Esporles nach Valldemossa geht es dann erstmals bergauf, es folgt eine kleine felsige Kraxlstelle bergab, um dann noch ordentlicher bergauf zu gehen. Man folgt am Grat der Beschilderung, um nach Valldemossa abzusteigen. Die Abstiege sind durchwegs sehr steil und nicht sehr bequem zu gehen, da die Wege felsig oder geröllig sind. Im unteren Bereich verbreitern sich die Wege und sind gepflastert und mit Trockensteinmauern begrenzt, was zwar wunderschön aussieht, aber nicht sehr bequem zu gehen ist. In Valldemossa finden wir mitten im trubeligen Zentrum unser Quartier. Das Frühstück nehmen wir in einer der zahlreichen Bäckereien ein. Der Weg nach Deià solle eine der schönsten Etappen des GR 221 sein. Es geht wieder ordentlich bergauf, dann wieder bergab, um dann nochmals bergauf zu gehen. Es geht vorbei an Köhlerplätzen und Kalkbrenneröfen zu einem schönen gepflasterten Weg, dem Reitweg des Erzherzogs Ludwig Salvator von Österreich-Toskana aus dem Jahr 1870. Weitgehend führen die Wege im unteren Bereich durch dichte Steineichenwälder. Umso erfreulicher ist der grandiose Ausblick auf dem Plateau bis zum Abstieg nach Deià, der sehr steil durch eine Steilwand führt. Spätestens hier ist Trittsicherheit und gutes Schuhwerk angesagt, heikle Stellen sind mit Seilen abgesichert. Deià zählt wohl zum schönsten und malerischsten Ort an der mallorquinischen Westküste. Wir gehen hoch zu unserem Quartier und sind erstmals müde in den Beinen. Abends würden wir gerne noch länger in der Deiarte Gallery and Bar versumpern und den Klängen des Gitarristen und der Sängerin lauschen. Die nächste Etappe nach Sollér ist einfach und bequem, gemeinsam mit vielen anderen Menschen. Höhepunkt dieser Etappe ist eindeutig die Einkehr in der Finca Son Mico, gekrönt durch einen Zitronenkuchen und einem frisch gepressten Orangensaft. Sollér ist schließlich ein verhältnismäßig großes Städtchen mit einem wunderschönen Zentrum samt Kathedrale. Unsere Unterkunft in Sollér liegt wieder sehr zentral, sodass wir das Städtchen ausgiebig besichtigen können. Die Fahrt mit der historischen Straßenbahn nach Port de Sollér entpuppt sich als teurer Reinfall (10 € pro Strecke). Port de Sollér ist sehr touristisch, die Bucht selbst ist zugepflastert mit Jachten und Booten. Die nächste Etappe führt uns vom Cuber Stausee zum Kloster Lluc. Zum Cuber Stausee fahren wir mit dem Taxi (ca. 35 €), das wir uns mit zwei Mitwanderinnen teilen. Der Weg führt bald oberhalb der Baumgrenze durch Gräser und wildem Rosmarin zu unserem höchsten Punkt, dem Coll des Prat auf 1.200 m Höhe. Es folgt ein langer, steiler, steinig-gerölliger Abstieg zum Kloster Lluc, wo wir uns einquartieren und in sehr geselliger Runde einen netten Abend verbringen. Am nächsten Tag folgt nach einer kurzen Besichtigung des Klosters die letzte Etappe nach Pollenca. Dort geht es schließlich noch die 365 Stufen hoch auf den Kalvarienberg zur Kirche. Am Vorplatz beobachten wir geselliges Treiben, wir lauschen einem Gitarristen, wir bleiben lange sitzen, und es fällt uns schwer, aufzustehen und unser letztes Quartier in Port de Pollenca aufzusuchen.

++++

Das war alles sehr schön – in herrlicher Landschaft und bei sehr guter Gesellschaft! Der GR 221 bietet sich durchaus an, Erholungs- und Aktivurlaub miteinander zu verbinden. Die Distanzen sind meist in 5-6 Stunden zu bewältigen, wobei eine gewisse Grundkondition durchaus gegeben sein muss, da doch einige Höhenmeter auf steilen Wegen zu bewältigen sind. Außerdem ist bei gewissen Etappen mit alpinem Charakter Tritt- und Schwindelsicherheit erforderlich. Es gibt entlang des GR 221 außerhalb der Dörfer und Städte auch ein Netz an Rifugis, also Wanderunterkünfte mit Hüttencharakter, die sehr wenig kosten, aber auch oft schnell ausgebucht sind. Der Weg ist durchgängig als GR 221 mit Distanz-, Zeit- und Ortsangabe beschildert, wir benötigen bei keiner Etappe eine Karte, Sportuhr oder eine App. Es gibt so gut wie jeden Tag die Möglichkeit, Proviant und Wasser einzukaufen. Zur Vorbereitung und Planung empfehle ich den Rother Wanderführer Mallorca GR 221.

++++

Krautundrübenschwestern starten los
Rucksack mit 6,7 kg
Etappe Estellencs-Banyalbufar noch am Meer
Im Steineichenwald
Kraxlpartie nach Valldemossa
Nach Deia
In der Finca Son Mico am Weg nach Soller
Soller
Auf dem Weg nach Lluc
Am Coll des Prat
Die letzten Kilometer am Trockenmauerweg
365 Stufen hoch auf den Kalvarienberg in Pollenca
Geschafft

Frau Krautundrübe

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert