Festwochen(ende)

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Ich teile ein wenig die Eurovision-Song-Contest-Begeisterung nach dem österreichischen Sieg von JJ, der die meisten Punkte und somit den Sieg abstaubte. Nachdem mich wiederholt ein grippaler Infekt plagt, verbringe ich viel Zeit vor dem Fernseher. Dabei haben mich bislang Serien nicht tangiert, so kenne ich von Raumschiff Enterprise bis zu Sex and the City keine einzige Folge und kann die angeblich meistgesehene Serie Game of Thrones weder zuordnen noch zeitlich einordnen, trotzdem bleib ich gerne bei sogenannten Miniserien hängen. So auch bei der in der ARTE-Mediathek entdeckten Miniserie Der Kampf um den Halbmond, wiedergegeben in 2 Staffeln bei insgesamt 16 Folgen à 50 Minuten. Der englische Titel mit No Man’s Land ist treffender. Es ist einerseits ein Familiendrama, aber vielmehr ein Kriegsdrama und zeigt die Grausamkeiten des IS in Syrien auf. Erzählt wird die Geschichte einer Frauenmiliz im kurdisch-syrischen Gebiet, die sich gegen die religiösen Fundamentalisten des IS zur Wehr setzt. Spannend, emotional und erschütternd.

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Es ist schließlich auf meine Rekonvaleszenz und die Wiener Festwochen zurück zu führen, dass ich vor dem TV-Gerät beim Song Contest lande. Bereits am Vortag wird die großartige Eröffnung der Wiener Festwochen im TV übertragen. Da die Krautundrüben-Tochter ebenfalls mit einem Projekt vertreten ist, es mir aber nicht möglich ist, live vor Ort zu sein, genieße ich die Übertragung der bunten Eröffnungsfeier. Und siehe da, plötzlich erscheint Nicole, die ESC-Siegerin aus dem Jahr 1982 auf der riesigen Bühne und trällert ihr Lied Ein bisschen Frieden vor einer sehr großen Menge vor dem Wiener Rathaus. Die Kamera schwenkt immer wieder über die vielen Zuschauer:innen, die hauptsächlich aus jungen Erwachsenen bestehen. Sie wirken anfangs ein wenig ratlos, als Nicole sie auffordert mitzusingen. Bis zum Schluss ist das Lied allen geläufig und sie singen aus voller Kehle die Friedensbotschaft. Ich verbinde meine frühen ESC-Jahre mit Gewinnerinnen aus Israel, Nicole und Jonny Logan am Beginn der 1980er Jahre, habe mich dann allerdings bis zu diesem Jahr vollkommen ausgeblendet. Dem Hype um die übertrieben komischen Moderationen à la Böhmermann und Grissemann & Stermann konnte ich mich nie anschließen. Trotzdem würde etwas fehlen, wenn der Mai ohne ESC wäre. Im positiven Sinne vermittelt die Veranstaltung eine politische Botschaft. Es geht um viel mehr, als die Frage, wer gewinnt. Obwohl es ein Wettbewerb ist, wird alljährlich das friedliche Miteinander und das Zusammenkommen vieler Menschen gefeiert, um Musik zu machen und Musik zu hören. Die Nationalität, Religion und die manchmal queere Lebenseinstellung werden zwar als Vorwand genommen, bleiben aber im großen Ganzen im Hintergrund. Es kommt vielmehr zur Utopie, in der kulturelle Integration und musikalische Diversität gefeiert wird, alle gemeinsam nämlich.

 

Frau Krautundrübe

 

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