Der Heimflug aus der Türkei stellt sich als angenehm heraus. Das Taxi holt mich pünktlich um 3.20 Uhr in der Früh ab. Der Verkehr zum Flughafen nach Antalya ist zu dieser Zeit noch sehr angemessen und besteht hauptsächlich aus Touristentransfers. Am Flughafen – diesmal klappt es sofort mit dem richtigen Flughafen, da ich mich vorher schlau gemacht habe, von welchem Flughafen mein Flug geht – ist reges Treiben. Horden von Touristen stellen sich bei der Sicherheitskontrolle an. Als mein Gepäck durchleuchtet wird und mein Koffer nicht wieder am Förderband erscheint, ist mir schnell klar, dass ich meinen Kofferinhalt erklären muss, was sich aber schnell und verständnisvoll lösen lässt. Ich gehe zu meinem Schalter, wo ich meinen Koffer abgebe, reihe mich in die Reihe zur Passkontrolle ein und befinde mich sogleich im Duty Free-Bereich, auf den ich zu dieser frühen Morgenstunde wenig Lust habe. Ich hole mir einen Cappuccino und ein Brioche und ergattere noch einen freien Platz. Wehmütig denke ich an die Zeit, als die Krautundrübenkinder ihre Ferien in meinem türkischen Arbeitsdomizil verbrachten und beim Heimflug, der immer in den sehr frühen Morgenstunden angesetzt war, im Duty Free-Laden mit einer mit M&M’s gefüllten Figur, Toblerone und Smarties fürs gute Benehmen und Aushalten belohnt wurden. Wehmütig denke ich aber auch an meine türkischen Arbeitskolleg:innen, die mir wiederum ein ausgezeichnetes und weiterbringendes Arbeiten ermöglichten und mich am letzten Abend mit einem ausgezeichneten Wienerschnitzel und Kartoffelsalat überraschen, sodass mir der Abschied schwer fällt.
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Der Flieger ist schließlich nur halbvoll, sodass ich eine ganze Bank von Sitz D-F für mich habe. Als ich im sehr kleinen Zielflughafen lande, passiere ich die Passkontrolle im nu, während ich ob meines großen Koffers vom müde und langsam aus der Wäsche blickenden Zollbeamten aufgehalten werde und abermals meinen Koffer öffnen muss. Ich weiß, dass er auf der Suche nach gefakter Markenware ist und sich über einen ein klein wenig großen Wurf freuen möchte, aber ich enttäusche ihn in zweierlei Hinsicht, da ich ihm bereitwillig erklären möchte, weshalb mein Koffer so voll ist, wo ich nämlich für vier Wochen Kleidung und Schuhe für sämtliche Temperatur- und Wettereventualitäten bereit haben musste, inklusive Arbeitsmaterialien wie z. B. Bücher und ihn mit meinem Gequatsche nerve. Der Zollbeamte ist nicht wirklich an meinen Ausführungen interessiert und lässt mich mit meinem offenen Koffer einfach stehen.
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Ich passiere schließlich die Zolltüre in die Ankunftshalle, wo ich nicht abgeholt werde und mit meinem schweren Koffer den Weg von ca. 1 km zum Bahnhof antreten muss. Ich versuche die Krautundrüben-Herren nicht zu entschuldigen, denke mir dann aber entschuldigend, dass sie sicher müde von der Arbeits- und Schulwoche verschlafen haben, mich abzuholen. Ich trete den Weg zum Bahnhof mit dem schweren Koffer an. Seit der Heimreise nach einem mehrmonatigen Rom-Aufenthalt vor ein paar Jahren, wo mir wegen dem Gewicht der Koffergriff abgebrochen ist und in weiterer Folge der Griff für die Rollfunktion sich nicht mehr ausfahren ließ, sodass ich den Koffer sehr umständlich an die Brust gedrückt nach Hause beförderte, bin ich mit sehr leichtem Gepäck unterwegs, was sich für den Türkei-Aufenthalt diesmal nicht realisieren ließ.
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Der Zug, eine lokale S-Bahn, ist Gott sei Dank niederflurartig konzipiert, weshalb ich den Koffer sehr einfach in den Zug rolle und dann im Niederflurbereich bleibe, wo ich den Koffer im Rad- und Kinderwagenbereich parke und mich auf eine Klappsessel niederlasse. Den Koffer halte ich gut fest, als ein Hubgefährt zwei Paletten Klopapier vor mir lagert, was ich relativ unbeeindruckt zur Kenntnis nehme, noch nicht ahnend, welche Fragen das Klopapier bei den Mitfahrenden auslöst. Ich werde gefragt, ob das Klopapier mir gehört, was ich mit dem Klopapier vorhabe, ob das Klopapier zur freien Entnahme ist, wem das Klopapier gehört oder ob das Klopapier der ÖBB gehört. Ich antworte, dass die ca. 200 Klopapierrollen vermutlich ins Klopapierdepot der ÖBB kommen. Das Klopapierrätsel ist nicht gelöst, da ich aussteige. Ich schiebe meinen Koffer auf den Bahnsteig, da erblicke ich auch schon eine vertraute Gestalt.
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Herr Krautundrübe bringt mich schließlich die letzten hundert Meter nach Hause. Müde, aber hocherfreut falle ich dem Pubertier um den Hals. Wir tauschen uns kurz aus, ich gehe aufs Klo, wo mich eine Wespe sticht, die nicht weiß, dass ich allergisch auf sie reagieren würde. Die Allergietasche wird gefunden, ich nehme die doppelte Menge an Tabletten, brauche keine Epipen und schlafe 14 Stunden durch, bis ich dann endlich ankomme, daheim.
Frau Krautundrübe