Die Woche begann ruhig, aber mit relativ viel Arbeit. Ich versuchte noch die letzten Reinigungsarbeiten im Garten am Abend fertig zu machen, wo sich dann aber mein wehes Knie meldete. Dieser Knieschmerz trat sehr unerwartet auf. Ich wollte ihn zuerst mit der ausgiebigen Gartenarbeit und den ungewohnten Bewegungen in Verbindung bringen. Nach mehreren Tagen der Schmerzen und des Humpelns dürfte es sich eher um eine Entzündung im Kniegelenk handeln. Ich hoffe, dass es nichts mit Long Covid am Hut hat. (Man lässt sich von der allgemeinen Hysterie ja gerne anstecken.) Die Temperaturen sind sehr viel angenehmer als in der letzten Woche, der Sahara Staub machte sich allerdings auch bei uns bemerkbar. Eines Nachmittags war die gesamte Umgebung in ein warmes gelbes Licht getaucht. Es wirkte etwas unwirklich.
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Herr Krautundrübe überraschte mich mit einer Konzertkarte für „The Dead South“ in Wien im Gasometer. Es stresste mich anfangs, da ich meine Arbeit unterbrechen musste, für Pubertier Kind 3, der verständlicherweise nicht alleine im großen Haus bleiben wollte, musste ich Herrn Kind 2 motivieren, den Babysitter zu leisten (Bedingungen waren Abgeholt werden und ein voller Kühlschrank) und der Gedanke an die zweistündige Autofahrt nach Wien und spätabends wieder zurück. Herr Krautundrübe versuchte mich mit einem selbstgemachten Fischfilet und Risotto mit getrockneten Tomaten bei Laune zu halten. Ein bisschen Stimmung kam schließlich nach einer ausgiebigen Dusche und der Suche nach der richtigen Kleidung auf. Dabei merke ich, dass sich bei mir der 80er-Jahre Stil trotz anfänglicher Abneigung durchsetzt. Ich suchte sogar nach einem passenden Lippenstift, der aber letztlich störend war, da Maskenpflicht im Saal herrschte. Im Gegenteil, der Lippenstift unter der Maske verursachte einen lästigen kratzenden Husten. Während der Autofahrt hörten wir Ö1. Es gab sehr interessante Berichte von angekommenen Ukrainerinnen in Wien. Es sprachen hauptsächlich Frauen, die einen Bezug zu Österreich hatten, da sie entweder hier studierten oder arbeiteten. Sie fanden alle mit ihren Kindern bei Bekannten Zuflucht. (Die Berichte haben mich dazu bewogen, dass ich gestern in meiner Gemeinde bekannt gab, vorübergehend bis zu fünf Personen aus der Ukraine aufzunehmen. Es kam umgehend ein Mail vom Flüchtlingsorganisator der Gemeinde, dass sie Bescheid geben, wenn Bedarf besteht.)
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In Wien angekommen parkten wir in der Gasometer-Tiefgarage. Es begann Sahara-Staub zu regnen, was sich beim Anstellen für den Zutritt an meiner schwarzen Plastiktasche (im 80er Jahre-Stil) bemerkbar machte. Die Schlange von Menschen, die Zutritt wollten, wurde immer länger. Ich dachte zuerst an Corona-Kontrollen, aber die netten Herren wollten nur unser Ticket sehen und es ging sehr schnell voran. Es war ungewohnt, so viele Menschen in einem engen Raum zu sehen. Es waren hauptsächlich junge Menschen, teilweise angepasst an die Band mit lustigen Hüten im amerikanischen Folklore-Stil. Wir saßen in der ersten Reihe auf der Galerie und ich hatte gar nichts dagegen, dass ich sitzen durfte und alles sah, was sich auf der Bühne abspielte. Der große Saal füllte sich mehr und mehr mit Menschen. Die Musik war nett und sehr – sagen wir mal – optimistisch. Die Nummern ähnelten sich, was aber bei einem 6/8 Takt nicht ungewöhnlich sein sollte (freundliche Mitteilung von Herrn Krautundrübe). Der Hit „In hell I’ll be in good company“ wurde brav abgespielt und als Zugabe folgte überraschen „You are my sunshine“, was ich sehr nett fand, obwohl wieder im 6/8 Takt. Bis wir schließlich im Auto saßen, war es fast Mitternacht. Bei mittlerem Regen traten wir die Heimfahrt an. Die Autobahn leerte sich zunehmend. Wir stießen beim Suchen eines Radiosenders auf Radio Maria, einem außerordentlich katholisch geprägtem Sender. Der Sprecher mit dem salbungsvollem Tonfall berichtete über das Leben des Heiligen Clemens Maria Hofbauer. (Ein Besuch seiner Reliquien im 1. Wiener Bezirk in der Kirche Maria am Gestade ist auf meiner Ausflugsliste vermerkt.) Wir wechselten schließlich zum Sender FM4, wo eine Stunde lang verschiedene Versionen von Blueberry Hill gespielt wurden. Es war sehr unterhaltsam und hielt uns wach. Wir waren froh, als wir zu Hause ankamen und müde ins Bett fielen.
Frau Krautundrübe