Ich hatte in den letzten Tagen schlecht geschlafen und war gestern nach einem verwirrenden, unangenehmen Traum um drei Uhr nachts wach geworden. Ich verspürte eine gewisse Unruhe und Anspannung, die mich nicht wieder einschlafen ließen. Um diese Nachtzeit sind die Gedanken riesengroß und es geistern hunderte Dinge durch den Kopf, vorwiegend alles, das in absehbarer Zeit unbedingt erledigt sein soll. Ich beschloss gegen vier Uhr aufzustehen und ging in die Küche. Ich hörte Geräusche von draußen, die der Wind verursachte. Als ich ein Glas Wasser trank, schweifte mein Blick in die Einfahrt. Da saß doch mitten auf dem Weg ein Hase mit seinen langen Löffeln. Er hob sich im zunehmenden Mondlicht eindeutig von den Steinplatten des Weges ab. Regungslos saß er auf seinen Hinterbeinen vielleicht erschreckt durch das plötzliche Angehen des Lichtes in meiner Küche. Ich bewegte mich und der Hase gab seine Schockstarre auf und hoppelte in den Garten. Damit ich ihn nicht aus den Augen verlor, musste ich das Licht ausschalten, was ihn aber wiederholt erschreckte. Er gab auf und hoppelte mit seinen langen Läufen blitzschnell davon (Er wollte wohl zum Vogelfutter!). Ich konnte noch erkennen, dass er im Dickicht verschwand. Irritiert von diesem nächtlichen Besuch ging ich wieder in mein Bett und schlief bis acht Uhr traumlos durch.
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Der Morgen war strahlend sonnig, frostig, mit wolkenlosem Himmel. Es wäre der optimale Tag für eine Wanderung gewesen, aber der Gartenputz musste zuerst gemacht werden. Ganz nach den Ratschlägen von Biogärtner Ploberger wurden die Rosen, Obstbäume und Beerensträucher geschnitten. Während dieses Privileg Herrn Krautundrübe vorbehalten blieb, widmete ich mich dem generellen Gartenputz. Ich bin sehr froh über Biogärtner Plobergers Rat, nicht alles Laub und abgestorbene Stauden wegzuräumen, da sich darin sehr viele Nützlinge angesiedelt haben, da sich dadurch der Druck verringerte, einen sterilen Garten zu hinterlassen. Jedenfalls fegte ich mit meinem Laubbesen über den Garten, und letztendlich kam das meiste weg (Ich fürchte auch die Nützlinge!). Meine wintergeschonten Hände sind rissig, von Rosen zerkratzt und vom Pampasgras zerschnitten und meine Beine fühlen sich wie nach einer langen Bergtour an.
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Herr Krautundrübe erkannte meine Pein des ersten Jahres-Garten-Arbeitstages und überraschte mich mit einem Aperol Spritz, den ich die letzten Sonnenstrahlen des Tages nützend im warmen Licht genoss. Zugleich bereitete Herr Krautundrübe einen Grillteller vor und eröffnete damit die Grillsaison.
Wir wollten das Gegrillte noch im Freien essen, aber es war dann doch nach Sonnenuntergang sehr schnell wieder kalt, sodass wir uns ins Haus verzogen. Einzig der Krieg in der Ukraine betrübt mich sehr und meine Gedanken kehren immer wieder zu den Menschen zurück, die ihre Heimat verlassen müssen, in Bunkern sitzen und vor allem entschlossen kämpfen.
„Freund, mein getreuer Sklave, wie Sie sagen, wenn Sie noch ferner die Notwendigkeit des Krieges leugnen und noch länger die Greuel verteidigen wollen, welche dieser Antichrist begeht, denn es ist der Antichrist selbst, davon bin ich überzeugt.“ (Leo Tolstoi, Krieg und Frieden 1864)
Frau Krautundrübe