Ich wache früh am Morgen kurz nach 5 Uhr auf. Das frühe Aufwachen wiederholt sich jedes Jahr und ist der vorweihnachtlichen Aufregung geschuldet. Heute gibt es obendrein einen Grund, früh aufstehen zu müssen, da der Pubertier zum Zug muss. Der Pubertier ist um halb 7 Uhr mit seinen Freunden verabredet, um mit dem Zug ins Ennstal zum Skifahren zu fahren. Der Entschluss kam gestern sehr spontan, wir haben die Schiutensilien rasch beisammen, viel ist nach der Umweltkatastrophe vom Juni nicht übrig geblieben. So gibt es die Pubertier-Schischuhe nicht mehr. Ich erinnere mich, dass ein Pubertier-Schischuh im überschwemmten Kellerschlamm lag und keine Aussicht auf Sauberwerden bestand, sodass ich beide Schischuhe weggeworfen habe, was mir schwerfiel, da sie teuer waren. Die Preise für die Schikarten sind für diese Saison wieder gestiegen. Glücklicherweise verabredet sich der Pubertier mit seinen Freunden, sodass er keine elterliche Begleitung benötigt und die Kosten im Rahmen bleiben. Für Familien ist Schifahren mittlerweile sehr kostspielig – so würden die Schikarten für 5 Krautundrüben-Schifahrer:innen für einen Tag 363,50 € betragen. Wir checken noch rasch die Lawinensituation, die bei Stufe II nicht unbedingt besorgniserregend ist. Am Bahnhof ist bereits reges Treiben. Der Pubertier schleppt sich mit Sack und Pack zu seinen Freunden, ein lautes Hallo, ein Blick und Winken. Sie werden es lustig haben, ich beschließe, mich nicht zu sorgen.
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Heute ist es kalt und windig. Im Tagesverlauf wird der Wind noch stärker, es ist richtig ungemütlich, niemand hätte mich auf eine Schipiste gebracht. Ich besorge noch Kleinigkeiten, bedaure die vielen Handelsbediensteten, suche nach einem bestimmten Ziegenkäse, den ich schließlich finde und mache mich auf den Weg nach Hause. Es ist alles bereit. Ich warte, schließlich lockt mich doch der Draußen-Winter. Ich beschließe wegen des starken Windes nicht auf meinen Hausberg zu gehen und den Wald zu meiden. Deshalb starte ich die große Runde über die Felder ins Tal hinein. Es ist kalt, ich beschleunige mein Tempo und entscheide, die Runde durch den Wald zu verlängern. Der Wind nimmt nochmals zu, ich bin schließlich froh zu Hause zu sein.
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In den Nachrichten werden verstärkt Unwetterwarnungen ausgesprochen. Ich überprüfe die Verbindungen der Zug-App und der Autobahn-App, wo bislang keine Verspätungen oder Störungen vermerkt sind. Die Unwetterwarnzentrale-App allerdings vermeldet regional Unwetterwarnungen, die ich so für meine Region nicht wahrnehme. Ich bin für dieses Jahr Unwetter-App-müde und auch Unwetter-müde und insgesamt App-müde. Im Radio wiederholt Driving home for Christmas und ich frage mich, wo sie denn sind und wann sie denn kommen, in unser zu Hause, wo morgen wieder eine laute Stille Nacht gefeiert und besungen wird. Alle Jahre wieder mit meinen Herzensmenschen, safe und ganz zuverlässig immer so.
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Jährlicher Song beim Bügeln der Weihnachtstischdecke: Bright Eyes First Day of my Life
Frau Krautundrüben