Dass meine Seite überhaupt funktioniert, basiert nicht auf meinem besonderen Geschick oder Interesse an digitalen Anwendungen oder dergleichen, im Gegenteil, es war mir sehr leicht möglich, diese Seite zu erstellen, da die Erstellung bereits anwenderfreundlich vorbereitet war. Dasselbe passiert mir auch im beruflichen Kontext, wo ich mich oft nach langem Hinauszögern doch mit neuen digitalen Anwendungen anfreunde, weil sie meistens sehr bedienungsfreundlich angelegt sind.
Die täglichen Berichte und Meldungen zum Chatbot ChatGPT tangieren mich bislang wenig, da sie meist auf das Lernen, Schule und Unterricht reduziert sind. Seien es Info-Mails der Pubertier-Schule zu den Gefahren des Chatbots in Schulen, oder Workshops zu den Gefahren des Chatbots im Rahmen von Abschlussarbeiten an der Universität, ich sehe es bisher eher entspannt, wenn es darum geht, dass ein korrekter Text in Aussicht gestellt ist. Wikipedia, Übersetzungsprogramme, Alexa oder Rechtschreibkorrekturen haben sich doch auch längst in unseren Alltag geschlichen und die Katastrophen sind ausgeblieben. Dank dem Übersetzungsprogramm Deepl schreibe ich sogar öfter Beiträge auf Englisch. Wobei ich darauf achte, dass es kein simples Durchjagen eines deutschsprachigen Textes durch ein Übersetzungsprogramm ist, sondern jedes Wort im Satz, Satzstellung und Grammatik werden genau abgewogen, sodass ein für mich überaus zufriedenstellendes Ergebnis entsteht und ich darüber hinaus auch etwas gelernt habe.
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Trotzdem frage ich mich, ob mir das gefallen soll, dass uns ein Chatbot jede beliebige Frage beantwortet, täuschend gute Bilder generiert, ob außerdem die Verbreitung von Fakenews noch einfacher möglich sein soll und das Antlitz der KI noch menschlicher werden kann? Bei eingehender Betrachtung sind wir ja auch alle Helferleins, die das Internet brav mit Texten und Bildern füttern, woraus der Chatbot aus einem Pott von Milliarden von Texten im Internet aus dem Vollem schöpfen kann. Wo bleibt hier eigentlich das Urheberrecht und der Datenschutz? Gelingen kann das alles durch eine Technik namens deep learning, eine KI, die neuronale Netze nutzt und das Programmmuster in den Texten erkennt, wonach es die Antworten errechnet. Der Chatbot hat zu jeder Frage eine passende Antwort, egal ob es sich um Alltägliches wie Rezepte, Bewerbungsschreiben oder eben den Deutschaufsatz handelt. Auf die Frage „Bist du wirklich besser als der Mensch“, kommt folgende Antwort: „Als künstliche Intelligenz habe ich einige Vorteile gegenüber dem Menschen, wie zum Beispiel eine schnellere Informationsverarbeitung und eine große Menge an Wissen, auf das ich zugreifen kann.“ Man kann auch Anfragen stellen, wo nach einer Zusammenfassung eines fiktiven Buches und fiktiven Autors gefragt wird. Obwohl es das Buch nicht gibt, präsentiert der Chatbot eine erfundene Zusammenfassung. Das weist wohl auch schon auf die größte Schwachstelle der Anwendung hin, dass man eben nicht weiß, woher die Informationen kommen. So birgt es die Gefahr, dass es politisch instrumentalisiert wird, egal ob es dabei um autoritäre Regime oder Unternehmensstrukturen geht.
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Auch Bilder können fiktives Geschehen glaubhaft darstellen. Das Programm Midjourney ist ein Text-to-Image-Tool, das mit einer künstlichen Intelligenz (KI) visuelle Kunst, Bilder und Grafiken erstellen kann, indem man Sätze oder Stichwörter eingibt, woraufhin Midjourney ein Bild nach Wunsch kreiert. Mit jedem Auftrag, den man Midjourney gibt, wird das Programm besser und genauer. Die Bilder generiert Midjourney aus dem Internet. D. h. jeder, der jemals ein Bild ins Internet gestellt hat, füttert die Outputs von Midjourney. Urheberrechte zählen beim riesengroßen Selbstbedienungsladen Internet offenbar nicht!
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ChatGPT will uns vormachen, dass es denkt wie wir „Menschleins“. Im letzten Monat sind über 2000 neue KI-Programme auf dem Markt erschienen. Dreh- und Angelpunkt dieser Entwicklungen ist das Silicon Valley. Anna Wiener, die selbst bei einigen Start-ups mitgearbeitet hat, beschreibt in ihrem Buch „Uncanny Valley“ das Silicon Valley als Ort voller Divergenzen, wo junge, talentierte und idealistische Menschen, vordergründig Männer, die Zukunft gestalten.
„Das Silicon Valley war ein Ort für Menschen mit einer bestimmten Art von Intelligenz oder einem bestimmten Glauben an ihre eigene Intelligenz: eine Art von Intelligenz, die sich selbst als die einzige Art von Intelligenz ansah“ (Anna Wiener).
Open AI, eine Organisation, die unter anderem von Elon Musk, Microsoft, Amazon Web Services und weiteren Personen vor wenigen Jahren gegründet wurde, hat ChatGPT auf den Markt gebracht. Ein mittel-junger Mann namens Sam Altman, – eben gegoogelt und ganz im Stil der „üblichen Verdächtigen“ natürlich leger in T-Shirt oder einfachem Pullover – ist nun Chef des Unternehmens und schreibt mit ChatGPT seine Erfolgsgeschichte. Dass die Antworten von ChatGPT oft nicht political correct sein würden, versteht sich aus dem automatischen Generieren der Texte heraus, sodass sie oft auch sexistisch und rassistisch sind. Dafür werden billige Arbeitskräfte in Afrika eingesetzt, die die Antworten „korrektieren“.
Künstliche Intelligenz wirft viele Fragen auf, auch zu den Menschenrechten und Ethik. In vielen Ländern ist ChatGPT verboten, wobei Aufklärung wahrscheinlich der bessere Weg wäre. Technologie so zu nutzen, dass wir Menschen nicht auf der Strecke bleiben, ist hier gefragt. ChatGPT und andere Programme lassen keine Widersprüche zu, sie verstehen nicht, sie denken nicht und sie fühlen nicht, sie sind auf Perfektion programmiert und gerade hier liegt der ewige Vorteil der Menschen. Dass nämlich diese Dinge, die Maschinen nicht können, die nur der Mensch kann, nämlich Fehler machen, und damit eine unglaubliche Innovationskraft zu entwickeln, unser unendlicher Vorteil bleibt.
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Beim Verfassen dieses Textes zufällig gehört und als sehr passend zum Thema empfunden: Musik aus „Wie im Himmel“: Gabrielas Song von Helen Sjöholm
Frau Krautundrübe