#WMDEDGT 04/24

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Es ist wieder der 5. des Monats und die Tagebuchbloggerinnen finden sich bei Frau Brüllen ein, die fragt #WMDEDGT, oder „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“

Ich wache sehr früh auf, da Frau A. geräuschvoll die hölzernen Fensterbalken öffnet, und mir zu verstehen gibt, dass ich aufstehen muss. Seit nunmehr drei Wochen lebe ich hier in Amargeti in Zypern, am Fuße des Troodos Gebirges mit Frau A. und Frau G. in einer „Arbeits“-WG in einem schönen Steinhaus. Frau A. stellt das Wasser zu, um für uns schwarzen Tee zu kochen. Wir verzichten alle auf Kaffee hier, dem ein Vanillearoma zugesetzt ist, das durchaus gewöhnungsbedürftig ist. Für den Notfall gäbe es noch löslichen Kaffee, der uns auch nicht schmecken will. Ich öffne die knarrende Holztüre und frische Frühlingsluft durchsetzt mit dem betörenden Duft der Orangen- und Mandarinenblüten schlägt mir entgegen. Ich nehme einen tiefen Atemzug und gehe durch den wunderschönen Garten in die Küche, wo mich das nepalesische Hausmädchen mit einem strahlenden ‚Good Morning‘ begrüßt und auf den Tisch zeigt, wo sie bereits Kuchen, Tomaten, Orangen und Maracujas vorbereitet hat. Besonders der Kuchen hat es uns angetan, der nämlich nicht süß, sondern pikant zubereitet ist. Er dürfte mit einer Prise Salz und viel Minze und Ingwer versehen worden sein, der dem Kuchen ein ausgezeichnet aromatisches Geschmackserlebnis verleiht.

Gartenpracht

Einige Jahre am Buckel

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Wir packen schnell unser Werkzeug ein, sowie das Vermessungsgerät und die Kameras, um unsere Feldkampagne an diesem Tag fortzusetzen. Unsere Studenten kommen uns bereits entgegen. Ein Blick auf ihren schnellen, festen Gang lässt hoffen, dass sie motiviert sind. Nach der Tageseinteilung kehre ich wieder zurück in das Haus, um mich den neuerworbenen Daten zu widmen. Auf dem Weg zum Haus werde ich von netten Dorfbewohnerinnen mit Mandarinen und Orangen versorgt. Ich wundere mich, dass die Zitrusbäume gleichzeitig blühen und Früchte tragen. Ich starte meinen Laptop, lausche dem Surren und freue mich über die Ruhe. Im benachbarten Garten schreit ein Käuzchen, das wohl im großen Nadelbaum sitzt und eine Partnerin anlocken will. Das schöne Anwesen hier ist mit einem herrlichen Pool ausgestattet, der mir allerdings noch zu kalt zum Schwimmen ist, wobei Frau G. und Frau A. nach diesen sehr warmen Tagen mit fast 27 Grad gerne eine Abkühlung beim Schwimmen finden. Wenn ich ganz ruhig bin kann ich die Spatzen beim Baden am Poolrand beobachten und die Schwalben, die im Segelflug knapp über der Wasseroberfläche kurz eintauchen und so ein Vollbad nehmen.

Schwalbensuchbild

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Nach dem Auslesen und Ordnen der Daten gehe ich wieder aufs Feld zu den beiden Kolleginnen und den Burschen, um den Fortlauf der Kampagne zu besprechen. Ein Bauer mit seinen beiden Jagdhunden besucht uns und stellt neugierige Fragen. Er will mich unbedingt in seinem Pick Up ins Dorf mitnehmen, wo ich mit der Bürgermeisterin verabredet bin. Ich würde eigentlich lieber zu Fuß gehen, da die Landschaft gerade wunderschön grün und blühend ist, möchte aber sein Angebot nicht ausschlagen. Er spricht gut Englisch und erzählt mir von seiner Kindheit im Dorf, bleibt noch vor seinem Haus stehen, um mir einen Sack mit frischen Eiern mitzugeben. Ich komme mit den frischen Eiern, auf die ich stets ein wachsames Auge werfe, um eine Eierkatastrophe zu vermeiden, zur Bürgermeisterin, die zur Bürgermeisterin gewählt wurde, um ihren Ehemann, der nun als Schattenbürgermeister fungiert, zu verhindern. Am Vormittag treffen sich hier die älteren Dorfbewohner:innen, die von der Bürgermeisterin ein selbstgekochtes Essen bekommen, was ich sehr schön finde. Ich bekomme einen ‚cypriot coffee‘ und ein Stück Kuchen serviert und berichte ihr von unserem Arbeitsfortschritt. Die Dorfbewohner:innen scheinen auch interessiert zu sein, sie erzählen von ihrer Jugend hier im Dorf, wie ich mir von der Bürgermeisterin berichten lasse. Durch den starken zypriotischen Dialekt kann ich kaum ein Wort verstehen. Das tägliche Zusammentreffen der älteren Menschen belebt das Dorf und wirkt auch der zunehmenden Abwanderung entgegen.

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Gemeindeamt in Amargeti mit „Müllinsel“

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Die Mittagspause verbringe ich im Haus. Gestärkt mit einem frisch gepressten Orangensaft, einer Maracuja, die ich mir pflücke, und einem Joghurt setze ich meine Arbeit fort. Die Sonne sticht und es ist zunehmend wärmer. Frau A. und Frau G. kommen aus dem Feld und wir schließen mit dem Tagesprotokoll den Arbeitstag ab.

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Wir gehen zu unserem Wirten Alexandros in das „Spring of Life forever“, wo seine Mutter vorzüglich kocht. Ich entscheide mich für eine leichte Zucchinispeise – κολοκυθάκια – und ein Glas hausgemachten Rose. Als Vorspeise gönne ich mir eingelegte rote Rüben – auch ausgezeichnet. Durchaus müde vom Tag und der vielen Sonne habe ich keine Lust mehr auf Gespräche und so verabschiede ich mich vorzeitig von den Studenten und den beiden Kolleginnen, die noch eine Partie Karten spielen wollen, mit einem kαλη νυχτα und freue mich aufs Schlafen.

 

Frau Krautundrübe

 

 

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