#WMDEDGT 08/25

Veröffentlicht am Keine Kommentare zu #WMDEDGT 08/25

Es ist wieder der 5. des Monats und die Tagebuchblogger*innen finden sich bei  Frau Brüllen ein, die fragt #WMDEDGT, oder „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“

Ich wache um halb vier Uhr morgens durch das Maunzen meiner Katze vor der Schlafzimmertüre auf. Ich stehe auf, um sie ins Freie zu lassen, aber sie steckt nur ihr Schnäuzchen hinaus, das von einem kühlen Wind gestreift wird und entscheidet sich fürs Nicht-Rausgehen. Ich gehe zurück ins Schlafzimmer, wo Herr Krautundrübe wild um sich fuchtelt, da er eine Gelse zu hören meinte. Ich weise stumm auf das offene, mit Insektennetz versehene Fenster und wir einigen uns, dass er sich wohl verhört hat. Ich gehe schnell in mein Bettchen, denn es ist wirklich sehr kühl. Ich versuche nochmals einzuschlafen, höre das Surren der Gelse an meinem Ohr, höre das Motorrad des Nachbarn, der zur Arbeit fährt und weiß, dass es halb fünf Uhr morgens ist. Hunde bellen und Hähne beginnen auf den Bauernhöfen rundum zu krähen, irgendwann schlafe ich nochmals ein.

++++

Als ich schließlich kurz nach sieben Uhr aufstehe, ist es bereits strahlend sonnig, aber für Anfang August doch ungewöhnlich kalt. Die Katze entscheidet sich nun für das Draußen. Ich bereite Kaffee, muss aber feststellen, dass das Wasser nicht durch den Filter läuft, sondern durch einen Riss im Boden. Das war es wohl mit meiner Filterkaffeemaschine. Nach 15 Jahren mag sie wohl nicht mehr. Ich stelle sie auf die Mülltonne. Ich schaffe es nicht, sie einfach in die Mülltonne zu werfen. Irritiert suche ich nach Kapseln für Kapselkaffee und finde eine Stange mit 10 Kapseln. Herr Krautundrübe betritt die Küche. Sein Blick fällt auf die Lücke, die die Kaffeemaschine hinterlässt und den feuchten Fleck. Ich winke derweil mit den Kapseln. Der erste Kaffee rattert hart in die Tasse, wie vermisse ich das vertraute weiche Gurgeln der Kaffeemaschine.

++++

Während der gemeinsamen Fahrt in die Arbeit sind wir uns einig, dass es das Ende der Filterkaffees im Krautundrüben-Haus ist. Die Preise für Filterkaffee waren trotz Qualitätsverlust enorm gestiegen, es wird wohl einer dieser Kaffeevollautomaten werden.

++++

Der Arbeitstag ist nicht unspektakulär. Es gibt viel Ärger und sture Köpfe, was aber auch an meiner Urlaubsreife liegen kann. Ich brauche dringend Abstand von Arbeit, Alltag und Familie – Schweden wir kommen bald. Ich biege den Arbeitstag gut herunter, indem ich einfach stumm bleibe und beeile mich nach Hause, da die Krautundrüben-Tochter wieder abreist. Ich stolpere im Vorzimmer über einen Berg von Schuhen, die Krautundrüben-Tochter ist noch am Einpacken. Wir haben nicht viel Zeit zum Reden, ich bringe sie zum Zug, feste Umarmung und weg ist sie. Ich bin traurig, da wir uns wohl ein gutes Weilchen nicht mehr sehen werden.

++++

Der Pubertier eröffnet mir, dass sie nun doch bereits am nächsten Tag mit der Interrailtour beginnen. Sie haben den Nachtzug bereits gebucht, ich bestehe darauf, dass sie auch das Hostel für die erste Destination zeitnah buchen. Ich fahre mit ihm noch zur Bank, um seinen Auslandszugang zum Konto abzusichern. Ich merke, dass mich die Ereignisse des Tages nervös und unruhig machen. Viel zu spät wasche ich die Wäsche des Pubertieres, da das Wetter wieder umschlägt zu Nieselregen. Was ist denn da los? Seit Tagen prognostizieren sie sommerliches Wetter, nur geringe Spuren davon sind aber zu bemerken! Jedenfalls bin ich irritiert, da es kein papierenes Etwas von diesem Interrailpass des Pubertieres gibt, sondern nur die App, wo man den Pass hinzufügt. Darum möchte ich mich aber noch kümmern. Was ist nämlich, wenn er sein Ladekabel verliert, oder gar sein Handy, oder keinen Zugang zu seinem Handy hat. Ich bin jedenfalls gestresst, auch ob des Pubertiers unbändiger Ruhe.

++++

Am Abend nach einer weiteren kurzen Irritation mit den Kolleginnen, lande ich vor dem Fernseher bei einer Doku auf ARTE über die Geiselnahme der RAF in der Stockholmer Botschaft im Jahr 1975, die keinen nennenswerten Neuigkeitswert birgt. Die anschließende Doku über den Kalten Krieg und die Schlussakte von Helsinki erspare ich mir nach diesem ganz und gar nicht gelungenem Tag.

 

Frau Krautundrübe

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert