Es ist wieder der 5. des Monats und die Tagebuchblogger*innen finden sich bei Frau Brüllen ein, die fragt #WMDEDGT, oder „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“
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Ich wache nach einer schlechten Nacht nicht in meinem eigenen Bett auf, wobei mir nach einigen Wochen hier in Side an der türkischen Südküste mein Zimmer auch schon zu einem kleinen Zuhause und in jedem Fall zu einem Rückzugsort geworden ist. Es hat hier noch immer sehr sommerliche Temperaturen, was mich auch diese Nacht nicht schlafen lässt, da es eine Spur zu warm im Zimmer ist. Die Klimaanlage wäre eine Option, kommt aber wegen des lauten Geräusches nicht in Frage. Außerdem gab es zum Abschied meiner lieben Kolleg*innen gestern am Abend „Mangal“, einen Grillabend mit großen Fleischportionen, die anschließendes Bauchdrücken verursachten und auch zu keinem guten Schlaf beitrugen. Nachdem die Sonne sehr bald am Morgen durch mein Fenster scheint, bin ich dementsprechend früh wach. Ich überlege, ob ich gleich zum Arbeiten ins Depot gehen soll, kann mich dann wegen meinem vernebelten, unausgeschlafenen Kopf nicht dazu durchringen. Ich spaziere durch die fast menschenleeren Gassen, nur die Laden- und Restaurantbesitzer sind bereits eifrig am Kehren, Abspritzen und Saubermachen. Hier in Side ist alles touristisch ausgerichtet, wobei die Urlauber*innen noch beim Frühstück in den Hotels sitzen, sodass alles noch angenehm ruhig und touristenfrei ist. Überall blitzt der blaue Himmel und das Meer durch die Seitenstraßen. Ich gehe zum kleinen Fischerhafen und setze mich an der Mole auf einen Stein, um das glatte Meer zu bestaunen. Ich denke, es kann kein blaueres Blau mehr geben, als dieser Anblick von Meer und Himmel. Nachdem die Sonne mehr und mehr sticht, mache ich mich auf die Suche nach einem schattigen Café, wo ich mir einen Cappuccino bestelle, der genau richtig ist zu diesem Morgen. Ich schlendere noch die engen Gassen zurück in meine Unterkunft.
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In meiner Unterkunft, meinem „Camp“, ist es trubelig. Ein Teil der Student*innen bereitet das Frühstück, eigentlich ein Brunch mit vielen Köstlichkeiten. Ich biete meine Hilfe an, kümmere mich um die Wasserkrüge und verteile sie mit den Wassergläsern auf den Holztischen. Es gibt ein türkisches Frühstück mit Tomaten, Paprika, Oliven und Schafskäse, aber an den Wochenenden auch Omeletts in sämtlichen Varianten und heute auch Blätterteigröllchen mit Schafskäse gefüllt, dazu wird zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Cay, ein türkischer Schwarztee bereitet. Beim Läuten der Glocke erscheinen schließlich alle zum Frühstück. Meine Kolleg*innen werden heute wieder nach Hause fliegen. Wehmütig verabschiede ich mich, an den Wochenenden vermisse ich die Krautundrüben-Bande besonders. Der Tag ist heute wieder verhältnismäßig warm bei 30 Grad. Ich überlege nochmals kurz, ob ich ins Depot gehen soll, um zu arbeiten, entschließe mich aber vorerst fürs Meer. Der Ost-Strand ist wegen dem neuen Archäologischen Park in Side nur mehr schwer erreichbar. Ich gehe schließlich durch eine Bar, die auch einen kleinen Strand mit Liegen anbietet und komme über Steine und seichtes Wasser zum Oststrand. Das Meer ist herrlich glatt zum Schwimmen, was mich besonders freut, da die letzten Wochenenden immer durch sehr hohe Wellen ein zügiges, genussvolles Schwimmen erschwerten. Vorsichtshalber schwimme ich entlang der Küstenlinie, da ich ohne Begleitung bin und viele Motor-Ausflugsboote in Küstennähe unterwegs sind. Nach einer Stunde Schwimmen trockne ich noch kurz ab und merke bald, wie stechend heiß die Sonne ist.
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Zurück in meiner Unterkunft raffe ich mich doch noch auf, ein wenig zu arbeiten, da ab Montag meine Studentinnen kommen, für die ich noch Vorbereitungen treffen muss. Ich bleibe in meinem Camp, treffe bald auf einen türkischen Kollegen, der mir einen Cay anbietet. Kurz darauf stößt eine weitere Kollegin zu uns. Wir suchen uns einen schattigen Platz unter dem großen Maulbeerbaum und verbringen den Nachmittag bis zur Abenddämmerung mit Gesprächen und herrlich entspanntem Nichtstun bis zur Glocke, die das Abendessen einläutet. Bei den vom Mangal übrig gebliebenen Köfte halte ich mich heute zurück und bin auch bald vom Melanzanisalat mit selbstgemachtem Joghurt satt. Zur Nachspeise noch eine Honigmelone und ein Cay. Als die Gespräche einmal mehr bei der Arbeit enden, verdrücke ich mich in mein Zimmer zum Bloggen, denn es ist schließlich der 5. des Monats.
Frau Krautundrübe