Es ist wieder der 5. des Monats und die Tagebuchblogger*innen finden sich bei Frau Brüllen ein, die fragt #WMDEDGT, oder „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“
Ich wache mit dem Weckerklingeln um 4.35 Uhr auf und weiß sofort, dass ich mich beeilen muss, da die Zeit zum Zug knapp bemessen ist. Es ist kalt im Haus, ich nehme eine heiße Dusche, einen schnellen Kaffee, packe meinen Laptop in eine Tasche und eile zum Zug.
++++
Es ist noch mondhell und wunderbar sternenklar. Die ersten Schritte knischen auf dem vom Raureif belegten Weg. An der Straße bin ich überrascht über den Verkehr und das beachtliche Menschengrüppchen, das an der Bahnstation auf den Zug wartet. Es ist immerhin erst 5.30 Uhr, als ich im Zug nach Klagenfurt sitze. Ich gehe nochmals die bevorstehende Vorlesung durch. Es ist ruhig im Zug. An mir ziehen kleine Bahnhöfe vorbei, am Horizont zeichnet sich die Shilouette von schneebedeckten Bergen ab, die eigentlich nur angezuckert sind. Der Himmel wird immer blauer, bald strahlend blau, als der Zug in Klagenfurt einfährt. Ein herrlicher Tag scheint sich hier anzubahnen.
++++
Im Klagenfurter Uni-Campus ist wegen der Berufsinformationsmesse viel Trubel. Das Cafe, es ist das einzige Cafe dort im Campus, wurde über den Sommer umgebaut, vergrößert und mit einer Laptop-Ecke mit hippen Möbeln versehen. Der Kaffee ist nach wie vor gut und das Pistazzien-Croissant hervorragend. Zufrieden mache ich mich auf die Suche nach meinem Hörsaal. Ich spule mein Programm herunter, eher lustlos blicke ich in teils erwartungsvolle, aber auch viele leere Studierendenaugen. Der Funke will nicht überspringen, vielleicht bin ich noch nicht im herbstlichen Uni-Alltag angekommen.


++++
Ich nehme direkt den Bus zum Bahnhof. Klagenfurt will sich mir heute nicht erschließen, an diesem herrlichen Herbsttag. Zurück nehme ich den Überlandbus, dessen Tage gezählt sind, da die Hochleistungsbahnstrecke bereits in den Startlöchern scharrt. Ich nehme den reservierten Platz ein und hole mein Buch aus der Tasche Jehona Kicaj, ë. Die ersten 50 Seiten des Buches waren bereits sehr vielversprechend, leider erlaubt die unrhythmische Busfahrt kein Weiterlesen. Außerdem stört mich auch das Gequatsche, der Alkohol- und Zigarettengeruch des Pärchens hinter mir. Während die beiden in Folge des Alkoholkonsums während der Fahrt immer lauter werden, kämpfe ich mit Übelkeit. Erlöst verlasse ich vorzeitig den Zug und mache mich zu Fuß auf den Heimweg. Die Luft ist frisch und der Mond zeichnet sich bereits durch intensives Licht hinter dem Hügel ab.
++++
Herr Krautundrübe erwartet mich mit Essen zu Hause. Ich verzichte allerdings auf die Spaghetti mit Ragu alla Bolognese, und in Anbetracht meiner heutigen Türkei-Best-Arbeitsplatz-Wehmut bereite ich mir die Spaghetti mit türkischem Joghurt und Minze. Im Anschluss sehe ich noch eine Doku über den Wiener Liedermacher Georg Danzer und freue mich über ein Mail, das mir meinen besten Arbeitsplatz noch weiterhin garantiert.
Frau Krautundrübe