Heute finde ich in meinem Posteingang ein Mail von kino.liebe (Der Newsletter für Filmfreundinnen und Fimfreunde) mit dem Betreff Hitzeflucht im Kino, was mich trotz kühlerer Temperaturen wieder zum Hitzethema führt.
„Hitze, Feuer und die falschen Sommer-Wellen überall. Da bietet sich wie so oft die Flucht ins kühle Kino an. Damit der Nachschub an Film-Empfehlungen nicht austrocknet, begeben wir uns diese Woche auf filmische Festival-Reisen.“, wird hier im kino.liebe-Newsletter recht leger und flapsig in Anbetracht der außer Kontrolle geratenen Waldbrände in vielen Teilen Europas und der herrschenden Trockenheit in vielen Gebieten (immerhin trocknet gerade der Neusiedlersee aus) für das kühle Kino Werbung gemacht. Es wäre mir auch nicht in den Sinn gekommen, ein kühles Kino wegen der Kühle aufzusuchen, wobei im Newsletter ein kurzer Hinweis auf frischen „Streamingstoff“ meine Aufmerksamkeit erregt: Der goldene Handschuh. Ich muss dazu sagen, dass ich mit Streamen nur wenig am Hut habe: „Eher nichts für ganz schwache Nerven: Fatih Akin setzt Heinz Strunks Tatsachenroman über den Serienmörder Fritz Honka (Jonas Dassler) in Szene. Honka ermordete in den 1970er-Jahren in Hamburg vier Frauen.“ – Uiuiui und das noch dazu von Fatih Akin umgesetzt verspricht noch mehr Spannung!
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Um nicht wieder in eine Klima-Depression zu fallen, denke ich an den Urlaub. Im Süden ist die Hitze ja erwünscht. Dort dürfen Menschen wegen der Hitze weniger Denken und mehr die Seele baumeln lassen, während wir Mitteleuropäer*innen gerade wegen der bisher mäßigen Hitze, die trotzdem ein Rund-um-die-Uhr-Arbeiten-und-Denken ermöglicht, immer zum Allesgeben angetrieben werden. Die vermehrten Hitzetage drohen nun aber auch für uns Mitteleuropäer*innen an mindestens 20 Tagen im Sommer (ist geschätzt) unser Höchstleistungsdenken hintanzustellen und stattdessen die Beine ins kalte Wasser zu stecken. Auch die Einkaufs- und Konsumierlust ist gemäßigt, da man tagsüber bei Hitze nicht in die Stadt mag und wenn, dann abends auf einen Aperol Spritz oder ein kühles Bier. Mit Werbung für kühles Einkaufen im Einkaufscenter ist man offenbar in Zeiten des Energiesparens vorsichtig, obwohl dem System die Alarmglocken läuten! In jedem Fall müssen wir runter in den Süden oder rauf in den Norden, um dem mitteleuropäischen Denk- und Arbeits-Hamsterrad zu entkommen.
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Nachdem in diesem Sommer bei Krautundrüben alles drunter und drüber läuft, vieles unterzubringen ist, und für Urlaubsplanung Zeit und Energie fehlt, entscheiden wir uns doch für ein klein wenig Süden. Die Autokarawanen nach Kroatien ließen wir bisher eher gleichgültig an uns vorbeiziehen. Dieses Jahr werden wir uns einreihen. Ein erster Schritt ist die Reservierung eines Campingplatzes auf der kroatischen Insel, der nach Ortsnähe ausgesucht wird. Wir sind seit vielen Jahren im Sommer nicht mehr in Kroatien gewesen und es erscheint mir in Anbetracht der vielen Menschen, die nach Kroatien reisen, sinnvoll, einen Stellplatz am ausgewählten Campingplatz zu buchen. Ich öffne deshalb die Website und habe die Wahl zwischen Mobilheim, Stellplatz und Glamping. Eine kurze Recherche bestätigt meine Vermutung, dass es sich beim Glamping um eine luxuriöse Variante des Campierens handelt. Ich klicke auf die Stellplatzsuche und habe die Wahl zwischen Stellplatz im braunen Bereich – Textil und Stellplatz im weißen Bereich – Textil. Das Wort „Textil“ verwirrt mich, bis ich zum grünen Bereich – FKK vordringe, womit sich schließlich auch das Wort „Textil“ erklärt. Reserviert wird nach Strandnähe im braunen Textilbereich, wobei mir unmittelbar nach dem Abschicken des Reservierungsformulars klar wird, dass ich den Platz besser nach Klonähe aussuchen hätte sollen, da ein Klo in unserem VW-Bus nicht vorgesehen ist. Das veranlasst mich wiederum im Internet nach einem kleinen Wohnwagen zu suchen. Ich finde tatsächlich in 70 km Entfernung einen Wohnwagen Knaus Südwind, für den ich sogleich einen Besichtigungstermin vereinbare. Vor allem das Klo und die Stauräume verlocken, trotzdem hätte der VW-Bus mit dem ca. 5,5 m langen Wohnwagen eine Länge von 10 m überschritten, was eine andere Art des Reisens bedingen würde. In diesen Momenten vermisse ich unser Wohnmobil, unsere „Conny“, die wir letztes Jahr verkauft haben und die einen Hauch von „Glamping“ vermittelte. Mit dem VW-Bus geht es wieder zurück an die Camper-Wurzeln. Vielen „Wohnmobil-Glampern“ fehlt oft jegliche Camper-Moral. Es gibt kein „Guten Morgen“, mit dem man sich in der jeweiligen anderen Landessprache – meistens Buon giorno, Καλημέρα, Good morning, bon jours, Goedemorgen oder Dobro jutro – anspricht oder zunickt. Auch das auf unseren Esstisch tropfende Kondenswasser der Wohnmobil-Glamper-Air-Condition wird schon einmal mit einem Achselzucken abgetan. Man kann sich keinen Hammer leihen, weil es keinen gibt. Man kann sich keinen Zucker für den Kaffee leihen, weil nicht gekocht wird. Es gibt keinen Augenkontakt oder freundliches Zunicken, weil sich die gesamte Belegschaft im Air Condition gekühlten Wohnmobil aufhält. Außerdem kann das Aufstellen eines Kuppelzeltes lebensgefährlich werden, wenn ein ungeübter Wohnmobil-Glamper im Retourgang einparkt. (Ok, genug des Wohnmobil-Glamper-Bashings!)
Inzwischen ist auch die Bestätigung der Reservierung des Stellplatzes im braunen Bereich – Textil eingetroffen. Es wird darauf hingewiesen, dass der Platz trotz Buchung je nach Verfügbarkeit bei der Ankunft zugeordnet wird. Es besteht immerhin noch eine Chance auf einen klonahen Stellplatz!
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Fernweh: Norah Jones, Summertime
Frau Krautundrübe