Das gelassene Land

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Auf ein weiteres Buch bin ich eigentlich zufällig gestoßen und das hat mir gefallen, aber dazu später. Ich versuche mich für meine Sommerurlaube nicht oft vom Mittelmeer weg zu reißen, um in ein nördliches Land zu reisen. Dieses Mal folge ich dem Wunsch von Herrn Krautundrübe, der in den Norden will, worauf wir uns auf Südschweden einigen.

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Unsere Reise brechen wir allerdings ein paar Tage früher ab, da wir in Südwest-Schweden ausgeraubt werden. Eine Womo-Invasion sozusagen. Wir schlafen gut und merken nichts, während unser Wohnmobil brav leer geräumt wird, naja soviel gibt es eigentlich nicht mitzunehmen. Bargeld benötigt man in Schweden so gut wie nicht, gerne überlasse ich ihnen meine 600 Kronen, die ich ohnehin schwer loswerde, aber natürlich fehlen auch alle Kreditkarten, anderes Kartenzeug und liebgewonnene Gegenstände. In diesem Fall ist es ein Glück, dass wir zwecks Duolingo-Einheit unsere Handys ins Bett mitnehmen, die uns so geblieben sind. Es ist ein komisches Gefühl, ganz ohne dem Selbstverständlichen. Herr Krautundrübe installiert die Bezahl-App auf sein Handy, was in Schweden ohnehin üblich ist. Der Schrecken sitzt uns auf jeden Fall in den Knochen, noch nie hatten wir Probleme mit Diebstahl, selbst Marseille oder überhaupt die französische Südküste haben wir stets ohne Schaden überstanden. Außerdem erleben wir Schweden als sehr sicher und weit weg von brenzligen Situationen. Das überrascht halt schon.

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Trotzdem tut dieses unerfreuliche Ereignis meiner Begeisterung zu Schweden keinen Abbruch. Die Anreise durch Deutschland soll durch Stopps aufgelockert werden. Der Zufall bringt uns an den Campingplatz nach Plau am See in Mecklenburg kurz vor Rostock, wo es uns gut gefällt. Es bleibt noch Zeit für einen kurzen Rundgang im beschaulichen Plau, Schiffchen, Schleusen, Fachwerk, aber wir müssen weiter auf unsere Fähre in Rostock.

Beim Tanken
Beim Tanken auf deutschen Autobahnen
Auf Campingplätzen in Bayern verschwindet Klopapier…
…und offenbar auch Klobürsten

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Die sechsstündige Überfahrt von Rostock nach Trelleborg verläuft vollkommen problemlos. Das Ambiente erinnert an ein Ikea-Restaurant, das Essen und Trinken auch. In Trelleborg, der Hafenstadt an der wir ankommen, suchen wir brav einen beschrankten Stellplatz. Man merkt bald, dass alles viel langsamer und ruhiger abläuft und dass das Licht schräger einfällt, man wirft lange Schatten den ganzen Tag lang. Dann geht es weiter nach Ystad zu Kommissar Wallander und weiter an der Küste entlang mit Zwischenstopps bis nach Öland. Dazwischen immer wieder Radtouren und Wanderungen mit Baden in der kalten Ostsee. Als es weiter ins Landesinnere geht, treffen wir in Smaland auf das Astrid-Lindgren-Schweden. Einerseits viel Wald mit Seen und die unvermeidbaren „schwedenroten“ Häuschen, die an Bullerbü erinnern. Wir stoppen an einem der herrlichen Seen, umgeben von Wald, am anderen Ufer ein einsames Bötchen. Natürlich wollen wir auch nach Vimmerby, dort wo man alles zu Astrid Lindgren finden soll. Die große, rummelplatzähnliche Astrid-Lindgren-Welt ist bereits unter der Woche geschlossen, das wissen wir, wahrscheinlich ist die Ausstellung zu Astrid Lindgren in Verbindung mit ihrem Heimathaus für uns ohnehin informativer. Ich decke mich zumindest mit ein paar Büchern von der Autorin ein und lerne, dass der deutsche Michel in Schweden eigentlich ein Emil ist. Im Laufe der weiteren Tage lese ich dann auch die Bücher und Geschichten abseits von Pippi und Bullerbü, die einen tiefen Einblick in das Leben von Smaland geben. Es ist diese Gelassenheit, Ruhe und das Langsame, das mich insgesamt im Laufe der Reise zum Staunen bringt. Wenn man ein Land – wie wir – das erste Mal bereist, hält man sich gerne an die Touristen-Highlights. Demnach folgen Moorwanderungen, Gotakanal, ein Besuch in Göteborg und in Smögen, dem einstigen Fischerdorf mit den vielen bunten Häuschen, und der Vänern, der Meer-See, weil er das Meer und die vielen Seen vereinigt und wo der Wunsch nach viel mehr Norden aufkommt. Bald.

 

Frau Krautundrüben

 

 

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