#dryfebruary

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Die Tage werden wieder länger. Frühmorgens ist es zwar noch eisig kalt, aber ich kann die reifige Wiese in meinem Garten wegen der Helligkeit erkennen. Die Arbeitstage sind sehr gefüllt mit Arbeit, mit Terminen und viel Teamarbeit, sodass kaum Zeit bleibt, mein Büro tagsüber zu verlassen. Meine Blicke streifen viel blauen Himmel und um fünf Uhr abends ist es noch angenehm warm und hell. Nun wird sich auch der Winter bald verziehen. Das Jahr ist immerhin schon sieben Wochen alt.

Blick auf blauen Himmel von meinem Bürofenster aus

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Zu Jahresbeginn ergibt es sich, dass Herr Krautundrübe und ich beginnen, auf Alkohol zu verzichteten. Ich will es dem Krautundrübenschwager und der Krautundrübenschwägerin nachmachen, die begeistert jährlich den #dryjanuary begehen. Die Krautundrübens trinken gerne Alkohol. Es findet sich immer ein Grund und eine Gelegenheit, ein Gläschen zu trinken. Sei es, weil der Tag so anstrengend war oder weil der Tag so schön war, weil der Tag beschissen war oder weil der Tag so wunderbar verlaufen ist. Abends, nachdem der Geschirrspüler ausgeräumt, die Küche geputzt und die Wäsche an der Leine hängt, wird Rotwein in ein Weinglas gefüllt. Dieses gurgelnde, gluckernde Geräusch verursacht plötzlich Zufriedenheit und gute Laune. Ich nehme den ersten Schluck, der sich samtig anfühlt und angenehm durch meinen Körper flutet und sich warm im Magen ausbreitet. Dass ich darauf verzichten soll, ist für mich lange undenkbar gewesen. Allerdings schmeckt mir schon seit geraumer Zeit kein Bier, und beim bevorzugten Rotwein greife ich auch schon lieber zu einer guten Flasche, die dann meist teurer ist und für den Alltag zu verschwenderisch. Ich bleibe bei meinem „Burgenländer“, der mir zwar geschmacklich zu fruchtig und zu süß schmeckt. dafür preislich akzeptabel bleibt. (Das Dilemma bahnt sich bereits Wochen vor dem Verzicht an.)

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Mittlerweile trinke ich seit fast sieben Wochen keinen Alkohol. Es ist mir nicht schwer gefallen. Ich habe den Rotwein durch allerlei verschiedene Teesorten ersetzt. In der Krautundrüben-Teebar gibt es nun eine Auswahl von Kurkuma-Tee bis zu sämtlichen Früchteteesorten, die abends von Herrn Krautundrübe zubereitet und serviert werden, um anschließend in einen seligen, ungestörten Nachtschlaf zu fallen.

Fruchtige Teeauswahl

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Bemerkenswert sind allerlei Reaktionen, die wie aus der Pistole geschossen folgen, wenn man Alkohol ablehnt. Das „Nein-Danke-Für-Mich-Heute-Nicht“ führt zu einer besorgten Nachfrage des Gegenübers, ob man krank ist. Auf die Entgegnung, dass man sich eine vorübergehende Alkohol-Pause gönnt, kommen zumeist schuldbewusste, aufgeregte Reaktionen. Man findet das eh gut, werde ich oft bestätigt, und man fährt fort mit einer ausführlichen, fast ausschweifenden Begründung, warum man jetzt trotzdem ein Glas Prosecco (oder sonst was) trinken wird. Es folgen Aufzählungen, wann man wo wieviel trinkt mit abwartendem Blick, da man eine Bestätigung hören mag, dass das Trinkverhalten selbstverständlich noch im tolerierbaren Bereich sei. (Bei diesen Plaudereien finde ich auch heraus, dass die älteren 50+ Menschen eher regelmäßig Alkohol trinken, während die jüngeren Leutchen an ausgewählten Tagen gerne viel Alkohol konsumieren.)

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Gerade höre ich im Radio einen bekannten Comedian und eine Moderatorin, die betonen, wie sehr sie sich während der Fastenzeit auf die Alkoholabstinenz freuen. In der nachfolgenden Sendung wird über eine neue Mode berichtet, dem sober dating, bei dem man während des ersten Dates auf Alkohol verzichtet. (Na bitte, da liege ich voll im Trend!)

(In dieser Sendung wird auch erwähnt, dass in den Niederlanden Supermärkte Plauderkassen einführen, um einsamen Menschen zu helfen. Finde ich auch gut!)

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Außer dem guten Nachtschlaf nach Alkohol-Abstinenz ist auch die Kulturlust wieder erwacht. In unserem städtischen Schauspielhaus gibt es zur Zeit ein interessantes Stück „Das Reich: Hospital der Geister“ nach der Serie „Geister“ von Lars von Trier. Obwohl ich selbst kein bedingungsloser Fan von Lars von Trier bin und bei der Serie „Geister“ nach zehn Minuten einschlafe, erwarte ich mit Spannung die Umsetzung des Themas auf der Bühne. Im Gegensatz zu Herrn Krautundrübe und den Krautundrübenschwägers, die Geister-Serienfans sind und jeden Film von Lars von Trier genau im Kopf haben, habe ich keine Ahnung, was mich erwarten wird. Die Aufführung soll über vier Stunden dauern, dementsprechend schlecht besucht war das Theater. Ich war schließlich begeistert von der Inszenierung und kann die eher schlechte Kritik nicht nachvollziehen. (Die vier Stunden vergangen wie im Fluge und ich überlege, die Serie anzusehen.)

Bühne: Das Reich: Hospital der Geister

 

Frau Krautundrübe

 

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