Ich bin Frühaufsteherin. Ich wache angemessen früh auf und freue mich, dass der Tag endlich beginnen kann. Dabei zähle ich mich nicht zu den extremen Frühaufstehern, die pünktlich um fünf Uhr morgens zum Eisschwimmen, Laufen oder Sonnenaufgangswandern aufbrechen, sondern ich bin wohl eine moderate Frühaufsteherin, die zumindest weit vor dem Rest der Krautundrüben-Family den Tag beginnt. Das fällt mir besonders in diesen Weihnachtsferien auf, die wegen dem Schneemangel anders sind. Es fällt nämlich das Schifahren, Schitourengehen, Rodeln und Schneeschuhwandern weg, das nun einmal ein früheres Aufstehen bedingen würde. Ich genieße umso mehr den Morgen, der Blick aus dem Fenster, wenn man die Balken und Rollos lichtet, die beiden Katzen, die aufgeregt vor dem Fenster auf Einlass warten. Heute sind die Wiese und die Sträucher mit einer weißen, reifigen Schicht überzogen, der Himmel ist wolkenlos, die Sonne ist noch irgendwo hinter dem Hügel versteckt, kündigt sich aber durch ein mildes orange-gelbes Licht an, das in einen klaren blauen Himmel übergeht. Ich öffne – wie jeden Tag – die Terrassentüre und drehe mit bloßen Füßen eine Gartenrunde. Ich freue mich über meinen „schlafenden“ Garten und kann es kaum erwarten, wenn er wieder „erwacht“. Trotzdem überträgt sich die „Gartenruhe“ auf mein Gemüt und ich beobachte heiter die Schwanzmeisen, die sich piepsend im Blutahorn niederlassen (weil dort die Futterkugeln hängen), sogleich aber von den Katzen gestört werden. Ich gehe in Richtung Gartentor, wo der Postkasten angebracht ist, um die Tageszeitung zu holen. Erfrischt (da bloßfüßig und im Pyjama) begebe ich mich ins Haus, wo der Kaffee fertig ist. Ich bin dankbar und denke, dass es genau diese Momente sind – meine tägliche „Erdung“, weshalb ich mein Landleben so mag.
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Wenige Tage vor dem Jahreswechsel ist die Zeit der Jahresrückblicke, die Auflistung der schönsten Momente des „alten“ Jahres, die besten Erlebnisse, die meistgelesenen Bücher, die Aufsteiger und Absteiger, der beste Film und das beste Foto – aber halt – ich habe tatsächlich ein Foto, das besser ist als gut! Jedenfalls bin ich an Jahresrückblicken nicht wirklich interessiert, da ich gerne ein „Hakerl setze“, wie man so schön sagt und den Moment erlebe und aufarbeite. Ich bin auch nicht interessiert an der jährlichen Schritt-Statistik, oder der gelaufenen Jahreskilometer oder der absolvierten Höhenmeter, obwohl mir das meine Sportuhr heute stündlich mitteilen möchte. Auch die „Was-wird-2023-bringen?“-Fragen prallen an mir ab, da ich mich nur zaghaft auf das neue Jahr einlasse (Wer hätte beim Jahreswechsel 2019 eine Pandemie erwartet und 2022 einen Krieg?). So bleibe ich ganz gerne die Frau Krautundrübe im „Hier und Jetzt“.
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Die Krautundrübentochter überraschte uns mit einem fire tv stick, nachdem das Streamen mit veralteten Konsolen und meterlangen LAN-Kabeln immer komplizierter wurde. Vor allem die Alexa-Sprachfernbedienung hat es Herrn Krautundrübe in seinem Ferienmodus angetan:
Herr Krautundrübe zu Alexa: Fortsetzen
Alexa zu Herrn Krautundrübe: Es gibt nichts, was ich fortsetzen könnte.
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Gestreamt wird die Serie „Stranger Things“. Ich schaue keine Serien, da mir dazu die Zeit fehlt, freue mich aber über die Titelmusik von Kate Bush, die mich an meine Jugend erinnert aus dem Jahr 1985: Kate Bush, Running up that hill.
Frau Krautundrübe