Frühstückereien und Verkaufs(un)talente

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Alles untergebracht an diesem Wochenende, trotzdem fühlt sich das meiste halb an, weil ich irgendwie nicht zu dem gekommen bin, was ich eigentlich tun wollte. Nach ausreichendem Schlaf stehe ich zu herrlich blauem Himmel auf, koche wie üblich Kaffee, den ich nicht trinke, da die Milch sauer ist. In diesem Fall sollte das kein Problem sein, da wir uns mit einer Frühstücksrunde zum Frühstücken treffen wollen. Es ist die Runde mit den Paaren, die wir einmal in eineinhalb Monaten zum Frühstücken treffen, da es nämlich noch weitere Frühstücksrunden mit den Müttern und den Kolleginnen gibt. Das Ziel ist unterschiedliche Lokale mit speziellen Frühstücksangeboten auszusuchen, wobei es für mich einerlei ist, da ich immer nur Kaffee trinke. Ob das Frühstücken in Runden eine Alterserscheinung ist, frage ich mich? Nachdem unsere Kinder groß wurden und bereits ausgezogen waren, schlugen die Mütter anstatt der Frühstücksrunden abendliche Treffen vor, zu denen es aber niemals kam, wir blieben beim Frühstücken. Diesmal sind wir mit der Paare-Frühstücksgruppe in einem Lokal nahe der Universität, wo ein großer Tisch für uns reserviert ist. Im gut besuchten Lokal befinden sich durchaus viele junge Frühstücksgruppen, was meine Frage beantwortet, dass Frühstückstreffen keine Alterserscheinung sind. Die Frühstückskarte zeigt wenige, sehr ausgewählte Gerichte. Der sympathische Kellner mit der karierten Kappe verschafft sich schnell einen Überblick über die vielen Sonderwünsche meiner Mitfrühstücker von Preiselbeermarmelade anstatt Ribiselmarmelade, Spiegelei anstatt Rührei, glutenfreie Semmel, Lachs und Avocadoaufstrich anstatt Butter. Ich bleibe beim Cappuccino, gönne mir noch einen zweiten, da der Morgenkaffee zu Hause ausfiel. Es geht viel um Schule, da viele Lehrer am Tisch sind. Schule ist zwar nicht mein Lieblingsthema am Wochenende, aber es scheint viele Probleme an den Schulen zu geben, mit Quereinsteigern und jungen Lehrern, die noch wenig vorbereitet auf das Lehrersein sind. Nach beinahe zwanzig Jahren durchgehend als Mutter von Schulkindern freue ich mich auf den Tag, an dem ich einen Haken setzen werde, obwohl ich keine Kritikerin des Schulsystems bin, aber es ist schon eine lange Zeit, die ganzen 20 Jahre dann.

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Zu Hause scheint bei mäßigem Wind die Sonne. Es hat 17 Grad. Die Katzen wollen wieder ins Freie. Auch die Pflanzen werden den Keller bald wieder verlassen. Es wäre ein herrlicher Tag für eine Outdoor-Aktivität, anstatt dessen beginne ich Schischuhe zu fotografieren und ins Netz zum Verkauf zu stellen. Es sind mindestens 7 Paar Schischuhe im Keller, die ich los werden möchte. Innerhalb von wenigen Minuten erhalte ich die ersten Nachrichten von Interessenten und nach wenigen Nachfragen nach der Sohlenlänge der Innenschuhe oder nach sichtbaren Kratzern sind nach einer halben Stunde drei Paar Schischuhe verkauft. Für zwei Paar Schischuhe ist eine Übergabe vereinbart, das dritte Paar sollte abgeholt werden. Als es spätabends an der Türe klingelt, steht ein sehr junges Pärchen aus dem Burgenland vor mir, die beinahe drei Stunden Anfahrt in Kauf nehmen, um die Schischuhe zu kaufen. Sie interessieren sich für den sehr sportlich geschnittenen Schischuh, den der Pubertier seinerzeit zum Schirennfahren bekam. Er war für die junge Frau gedacht, die ihre erste Schisaison vor sich hat und mit dem Schilaufen beginnen möchte. Die junge Frau zwängt sich in den Schischuh, von dem sie nach wie vor begeistert ist. Mit großer Mühe und Kraftanstrengung schaffen der junge Mann und ich die Schnallen am Schuh zu schließen. Ich sehe, dass die Schuhe sehr eng sind und spreche das an. Ich ziehe noch den Innenschuh aus dem steifen Plastikschuh, damit die junge Frau auch selbst sieht, wie knapp der Schuh ist. Sie hat kaum ein Spiel bei der Ferse oder den Zehen, die müssen furchtbar drücken! Sie lächelt mich an mit einem Es-geht-schon-Blick. Sie gibt mir das Geld und sie machen sich wieder auf den Weg zurück ins Burgenland mit den zu kleinen, drückenden Schischuhen. Ich biete ihnen noch Kaffee, Tee oder Wasser an, aber sie wollen noch beim Fastfood halt machen, bevor sie endgültig wieder ins Burgenland zurück fahren. Ich wünsche ihnen noch Hals-und-Beinbruch fürs Schifahren und weg sind sie. Ich erzähle Herrn Krautundrübe nur die halbe Geschichte von den zu kleinen Schischuhen, als ich in den Keller starte, ein wenig größeres Paar Schischuhe, die ich ursprünglich auch verkaufen wollte, packe und zum Fastfood losstarte. Ich betrete mit den Schischuhen in der Hand den Laden, das junge Paar sitzt vor ihren Burgern und blickt mir verdutzt entgegen. Ich gebe ihnen die Schischuhe, führe mein Anliegen im Falle der zu kleinen Schuhe nochmals aus, versichere ihnen, dass diese Schuhe größer und bequemer sind und bin schnell wieder weg, sehr zufrieden, dass zwei Paar Schischuhe ins Burgenland gehen.

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Unser alter VW Polo geht dafür nach Afrika. Auf der besagten Online-Plattform inseriert Herr Krautundrübe unser altes Auto, das noch einwandfrei fährt, aber wegen Rost an der Unterseite keine Fahrerlaubnis mehr erhalten würde. Innerhalb weniger Minuten melden über 80 Personen das Interesse am Auto an. Ich rate Herrn Krautundrübe ab, jemanden von weit her kommen zu lassen, um sich das Auto anzusehen, und das Auto schließlich um den halben Preis zu kaufen, schimpfend, klagend und Mitleid heischend, da man so einen weiten Weg auf sich genommen hat, wie wir das aus früheren Verkäufen kennen. Deshalb folgen wir dem Tipp unseres Mechanikers und vermittelten das Auto an einen Afrikaner, der das Auto in Triest nach Afrika einschiffen lässt, wo es noch eine zweite Chance bekommt.

Das Verkaufen von gebrauchten Gütern ist zwar anstrengend, auch sehr zeitaufwendig, aber es ist diese gewisse Verbindlichkeit, die man eingeht und die dem Handeln und Verkauf innewohnt.

 

Frau Krautundrübe

 

 

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