Das Wochenende ist gut verplant. Ich fahre nach Wien. Schon seit Tagen freue ich mich darauf, meine Kleinstadt und mein Dorf zu verlassen, um nach Wien zu fahren. Das Wetter ist wenig einladend durch den anhaltenden Regen, weshalb Herr Krautundrübe die Abfahrt noch hinauszögert. Schließlich sind wir in Eile, um auch rechtzeitig ins Hotel und anschließend zum Konzert zu kommen. Die Fahrt nach Wien ist übermäßig verkehrsreich mit Stau, Baustellen und langen Wartezeiten vor den Ampeln. Dann, unserer Bequemlichkeit geschuldet, steht die Parkplatzsuche an, die sich aber schnell erübrigt, da wir genau vor dem Hotel einen Parkplatz finden. Wir checken in das Hotel Stadion ein und wer nun denkt wie ich, dass der Name etwas mit einem Sportstadion zu tun hat, der liegt falsch. Das Hotel liegt im 8. Wiener Bezirk in der Josefstadt. Ich mag die Gegend dort sehr und das Hotel liegt in einer ruhigen Seitengasse und entspricht dem Alt-Wiener-Stil mit dunklem Holz, aber sparsam eingesetzt, hellen gemusterten Tapeten, viel rotem Samt und Kristall-Luster. In der Hotellobby sehe ich schließlich ein großes Bild an der Wand mit dem Namengeber Johann Philipp von Stadion, aus dem aus dem Geschlecht derer von Stadion, ein österreichischer Staatsmann, Diplomat, Außen- und Finanzminister, sowie Gründer der Österreichischen Nationalbank, der 1824 starb. Er war der Sohn des kurmainzischen Hofrats Johann Franz Konrad von Stadion zu Warthausen und Thannhausen und der Maria Ludovica geb. Zobel von Giebelstadt, wie ich auf der Informationstafel lese. Verheiratet war Graf Stadion mit Maria Anna Gräfin von Stadion-Thannhausen, mit der er acht Kinder hatte. Eine davon war Adelheid, die mit einem gewissen Graf Karl von Lanckoroński-Brzezie verheiratet war, was mich schnell denken ließ, wie klein doch die Welt ist, allerdings bald eines Besseren belehrt wurde, da es sich bei Graf Karl von Lanckoroński-Brzezie nicht um den Graf Karl von Lanckoroński, mit dem ich mich jüngst lange beschäftigte, handelte, wohl aber um den Onkel.
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Noch die Familienverhältnisse von Graf Stadion im Kopf ordnend, machen wir uns auf den Weg zum Konzert ins Wiener WUK, dem Werkstätten- und Kulturhaus im 9. Wiener Gemeindebezirk in der Währinger Straße. In diesem denkmalgeschützten Fabriksgebäude waren seinerzeit die Maschinenfabriken in Wien-Alsergrund untergebracht, wo vielerlei Kultur angeboten wird. Den trödelnden Herrn Krautundrübe ermahnend, finden wir noch einen passenden Sitzplatz im Konzertsaal, als auch schon Tina Dico und Helgi Jonsson die Bühne betreten und mit ihren Songs und Erzählungen beginnen. Ich bin schon lange ein Fan von Tina Dico und besuchte von ihr Konzerte in London und Berlin, aber dieses Wiener Konzert ist wieder anders und sehr schön. Mit ihrer beeindruckenden Bühnenpräsenz und ihrer kraftvollen Stimme begeistert sie sofort und erzielt Gänsehautfeeling. Ich fühle mich teilweise um Jahre zurück versetzt, als sie alte Lieblingssongs auspackt und vor mir ausbreitet. Ich lasse mich fallen und versinke in Erinnerungen an eine Zeit, die ich mit den Songs verbinde. Ich bedaure nur, dass sie kaum Songs von ihren isländischen Aufnahmen spielt, sodass ich kaum Neues und wenig Überraschendes mitnehme, aber trotzdem schön.
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Wir kehren noch in einer urigen Wiener Gaststätte ‚Zur Stadt Paris‘ in der Josefstadt ein, um dort ein Fiakergulasch zu essen, wobei ich mich für ein kleines Gulasch entscheide, als ich die große Portion sehe. Das Fiakergulasch unterscheidet sich vom normalen Gulasch, indem das eigentliche Rindsgulasch mit viel süßem Paprika zusätzlich noch mit Wiener Würstchen und Spiegelei garniert ist, um ursprünglich die Fiaker satt zu bekommen. Dazu gibt es viel Bier, wie eben zu Gulasch passend und nach einem guten Konzert verdient.
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Hier noch Tina Dico ( und Helgi Jonsson) mit Sacre Coeur vom 23. März 2013 in der Union Chapel in London, wo ich einst live dabei war.
Frau Krautundrübe