Ich trag die Sonne auf den Schultern und den Sommer unter den Nägeln mit nach Haus…*

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Noch rekonvaleszent von der Mittelmeerhitze bin ich froh, wieder zu Hause zu sein. Die Gluthitze weicht langsam, wehmütig denke ich an die mir Lieben, die nun keine Möglichkeit haben, einfach wegzufahren in mein wunderbares, gesegnetes Sommerland, meine Heimat. Ich inhaliere die Kühle, mein Haus, meinen Garten, genieße den Schlaf in meinem Bett, lausche dem Regen, denke an die vergangenen unglaublich heißen Tage bis ich erschöpft und sehnsuchtsvoll einschlafe.

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Wegen der Arbeit im Süden habe ich den Ferienbeginn dieses Jahr nur gedanklich begangen. Trotzdem funktioniert die innere Uhr auch dieses Jahr und ist auf Sommermodus eingestellt. Ja, endlich Ferien! Das Schuljahr liegt in einer Klarsichthülle verpackt achtlos auf der Kommode, Friede macht sich breit mit einem Gefühl, dass es nicht viel geben kann, was in den nächsten Wochen unbedingt erledigt werden muss.

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Allerdings – um nämlich die Sommerschwere endgültig einkehren zu lassen – muss zuerst der Pubertier in den Nachtzug nach Zürich verfrachtet werden. Ich bin bei weitem aufgeregter als der Pubertier, als wir den Bahnsteig erreichen und den am Fahrschein vermerkten Wagon mit der Liegeabteilnummer suchen. Das Liegeabteil wird mit Vätern und Söhnen geteilt, wie ich erleichtert feststelle. Noch ein paar gut gemeinte Ratschläge möchte ich wiederholt loswerden. Er möge sein Geld sparen und nicht in Zürich für Getränke oder Burger ausgeben, d. h. er soll unbedingt die mitgeführte Jause und in seine Trinkflasche abgefülltes Leitungswasser konsumieren, sowie dringend die Mobilen Daten am Handy in der gesamten Schweiz ausschalten, wichtig wäre auch, im Surfcamp die Handtücher und die Badehosen bzw. den Neopren zum Trocknen aufzuhängen. Es wäre mir bestimmt noch einiges eingefallen, da werde ich von der netten Wagondame, die ich selbstverständlich noch darauf aufmerksam mache, dass mein Pubertier ohne Erwachsenenbegleitung unterwegs ist und sie bitte, doch ab und zu ein Auge auf ihn zu werfen, höflich aus dem Zug hinauskomplimentiert. Noch ein letztes Winken und der Zug fährt ab. Wie der Pubertier den Tag in Zürich verbracht hat, weiß ich noch nicht, jedenfalls läuft alles planmäßig, sodass er den Bus an die französische Atlantikküste ins Surfcamp nach St. Girons erreicht und nun seine erste (begleitete) Jugendreise gemeinsam mit anderen 14- bis 17 jährigen Pubertieren im Surfcamp am Campingplatz von St. Girons genießt.

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Ich genieße auf alle Fälle die Abwesenheit des in Frankreich weilenden, zufriedenen Pubertieres und erbitte von Herrn Krautundrübe einen Nichtstun-Tag. Wir wollen uns überlegen, wie wir die Pubertier-freie Zeit optimal nützen können, wobei die Wettervorhersage ein Wegfahren und Urlauben im Heimatland nicht gerade begünstigt. Auch ein Urlauben in den südlichen Nachbarländern ist in Anbetracht der Menschenmassen und der Verkehrslage nicht sehr verlockend, weshalb wir unsere weitere Planung auf den nächsten Tag verschieben wollen.

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Herr Krautundrübe und ich schaffen am nächsten Tag zumindest eine wunderschöne Bergtour bei herrlichen Temperaturen und Sonnenschein, als mich kurz vor Ende der Tour ein Anruf des Krautundrüben-Sohnes erreicht, der mir mitteilt, dass er in den nächsten Tagen seine WG räumen muss, allerdings in seine neue WG nicht vor Herbst einziehen kann, weshalb er den Sommer zu Hause überbrücken möchte. Wir sprechen ihm unser Mitgefühl aus, bleiben aber beim Hilfeanbieten noch zurückhaltend, da sich die jungen Herren zuerst selbst organisieren sollen. Vorerst bleibt es bei Spachtelmasse und Staubsauger, die wir in die WG liefern. Letztlich mietet Herr Krautundrübe aber ein Übersiedlungsfahrzeug, da die jungen Herren innerhalb weniger Stunden die Wohnung leerräumen müssen, damit noch die Wände ausgemalt werden können. Außerdem bietet die wirklich sehr geduldige Vermieterin den jungen Herren an, ihren Putztrupp zur Endreinigung in die Wohnung zu entsenden, da die Nachmieterinnen in den Räumlichkeiten eine Hochzeitsagentur betreiben wollen, wo Jungherren-Mist vernichtet sein soll. Ich halte mich gepflegt zurück, bis mit der Übersiedlungsfuhr unser Haus einigermaßen auf den Kopf gestellt ist. Während ich die restlichen Tage mit dem Waschen und Sortieren des Krautundrübensohn-Hab-und-Guts beschäftigt bin, findet er Unterschlupf bei einer Freundin, was mir sehr recht ist.

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Herr Krautundrübe und ich verschieben die für heute geplante Bergtour, nachdem es am Morgen nur 9 Grad hat und ich außerdem keine Lust auf “Müssen” habe. Wir entscheiden uns für eine gemütliche Geh-Runde an einem Naturkraftweg, den ich schon immer einmal sehen möchte. Der Weg führt durch einen wunderschönen Laubwald, durch einen Weiler mit blumengeschmückten Häusern, zu einem unvermeidbaren Waldlehrpfad, wo an Schautafeln Buchen, Fichten und Tannen, sowie das Leben der Bienen erklärt werden. Zurück geht es entlang eines wunderschönen klaren Baches in die Ortschaft mit der großen Barockkirche und dem Schlosspark. Es ist nicht aufregend, aber wir belohnen uns mit einem Eiskaffee im dortigen Parkcafe.

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Die Sonne scheint, ich blinzle, genieße die plötzliche angenehme Wärme und denke Ich will nie wieder glauben, Glück sei irgendwie anders und irgendwie mehr (*Sommer, Dota Kehr).

Frau Krautundrübe

 

 

 

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