Mobilitätsdilemma

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Es ist nach dem Aufstehen um 6 Uhr morgens eindeutig nicht mehr so dunkel, dafür klirrend kalt und sternenklar. Das heißt, das Orange der aufgehenden Sonne vermischt sich mit dem blauvioletten sternenklaren Himmel und verheißt wieder einen strahlend sonnigen Tag, den ich allerdings nicht nützen werde. Ich wecke den Pubertier mehrmals, verlange ein „Ja“ von ihm als Antwort auf meine Weckversuche, bekomme letztlich ein lautes „Ja, oh du meine Güte“ und nehme zur Kenntnis, dass der Tag begonnen hat. Wir nehmen heute wieder das geborgte Auto nach dem gestrigen Öffi-Nervenkarussell.

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Ich steige nach getaner Abend gegen sieben Uhr abends in den Bus zum Bahnhof ohne Ticket, nämlich in der Annahme, das Ticket im Bus an einem Automaten zu kaufen, wie das auch medial angekündigt ist, da man seit Corona bei der Busfahrerin kein Ticket mehr bekommt. Dort wurde der lästige Ticketverkauf nach Corona sozusagen erfolgreich abgeschüttelt. Im gut gefüllten Bus finde ich schließlich den Automaten, der mir anzeigt, dass er mir kein Ticket geben kann und mich auf eine App verweist, die ich bereits im letzten Jahr auf meinem Handy installiert habe, die allerdings eine Aktualisierung verlangt. Ok, stehend im Gedränge, aktualisiere ich die App, hole – wie gewünscht – meine Kreditkarte aus der Tasche, das Nicht-Fahren-Können der Busfahrerin ignorierend und durch zu wilde Bremsmanöver hin und her geschleudert, und versuche im Dämmerlicht die Kreditkartennummer zu entziffern und in die App einzugeben, um ein Ticket zu lösen. Woran es schließlich gelegen hat, weiß ich nicht, jedenfalls wird die Zahlung offenbar nicht durchgeführt – während der gesamten Busfahrt lese ich auf dem Display „Zahlungsauftrag in Arbeit“, und das in Dauerschleife. Ich weiß mittlerweile, dass keine Ticketkontrolleurin auf meine Erklärungen eingehen würde, dass es aber auch nicht möglich ist, ein neues Ticket zu lösen und den Vorgang abzubrechen, weshalb ich mit einer Hand die Haltestange umklammernd auf mein Display und die Dauerschleife „Zahlungsauftrag in Arbeit“ starre, bis ich endlich als Schwarzfahrerin den Bahnhof erreiche und in die Bahnhofshalle eile, um ein Zugticket zu lösen. Ich finde einen freien Automaten, gebe die gewünschte Destination ein und werde aufgefordert, eine Fahrt auszuwählen, wobei die von mir gewünschte Fahrt nicht aufscheint. Ich habe noch zehn Minuten und versuche die gewünschte Fahrt händisch in den Automaten einzugeben, sehe aber wiederholt nur Zugverbindungen vom nächsten Tag angezeigt. Verärgert und zunehmend ungeduldig tippe ich auf die erste Fahrt um 5 Uhr am Morgen des nächsten Tages und eile zum Zug. Ich verdränge den Gedanken, dass ich eventuell kein gültiges Zugticket haben könnte, hoffe aber, dass während der viertelstündlichen Zugfahrt keine Kontrolleurin erscheint, die mir sagt, dass diese Fahrt für den nächsten Tag gebucht ist und danach eine hohe Strafzahlung von mir fordert. Der Zug ist gut gefüllt, mein Ausstiegsort wird durch die Sprechanlage angekündigt, ich erhebe mich erleichtert von meinem Platz und gehe zum Ausgang, als die Kontrolleurin erscheint und von mir noch das Ticket sehen möchte. Während die übrigen Aussteigenden lässig ihre Klimatickets oder Wochenkarten vorzeigen, krame ich umständlich in meiner Tasche und zeige das Ticket vor. Wie erwartet macht mich die Kontrolleurin darauf aufmerksam, dass dieses Ticket für den nächsten Tag gilt und ich somit ohne gültigem Ticket meine Fahrt angetreten habe. Ich erkläre ihr, dass mir das vollkommen bewusst ist, dass es aber nicht möglich gewesen sei, eine aktuelle Fahrt am Automaten in der Bahnhofshalle anzuklicken. Sie klärt mich auf, dass ich das Ticket in diesem Falle über die App oder überhaupt im Internet auf der Streckenseite hätte lösen müssen, dass ich aber schnell aussteigen soll, bevor sie es sich anders überlegt. Ich gehe das kurze Stück befreit zu Fuß nach Hause.

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Und ja, ich fühle mich prinzipiell noch jung und geistig fit, aber immer öfter wähne ich mich gerne im fortgeschrittenen Alter. Deswegen und trotzdem heute XXXTentacion mit LookAtMe!

 

Frau Krautundrübe

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