Ui, auf das Bloggen vergessen. Das mag am Einerlei der Krankenstandstage liegen, die ich hier im Krautundrüben-Haus seit Tagen an mir vorbeiziehen lasse. Als ich denke, dass man auch so den Winter vorüber gehen lassen kann, beginnt es zu schneien. Es ist auch kalt und der Schnee zuckert den Garten an, wie ich es von meinem Fenster aus beobachte. Ich setze eine dicke Wollmütze auf und wähle die Winterstiefel für meinen 10-minütigen Fußmarsch zum Arzt. Auf die Maske verzichte ich, da die Ansteckung der RSV-Viren nach 10 Tagen nicht mehr gegeben ist. Das Wartezimmer ist sehr gut besucht. Ein misstrauischer Blick auf die Anwesenden lässt keine ansteckenden Krankheiten vermuten, aber ich beeile mich, das Wartezimmer nach der Gesundmeldung schnell zu verlassen. Ich wähle einen kleinen Umweg nach Hause. Die kalte Luft tut gut, unter der wenige Millimeter dicken Schneeschicht ist es spiegelglatt. Ich gehe vorsichtig.
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Draußen ist es ruhig, die Ferienschwere hängt in der Luft. Der Pubertier ruft an. Wegen der Schneeflocken hebe ich nicht ab. Als es wiederholt klingelt, stelle ich mich in einen Hauseingang, um an das Handy zu gehen. Es geht um seine Airbnb-Unterkunft in Mailand. Da er und seine Freunde noch minderjährig sind, muss ich einen Scan meines Reisepasses an die Vermieterin schicken, was ich umgehend mache. Es folgen schöne Fotos von Mailand als Dankeschön.
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Es tut sich viel. Ich bin froh, dass der selbsternannte Volkskanzler an den Regierungsverhandlungen gescheitert ist. Trotzdem liegt etwas in der Luft. Es ist eine beunruhigende Spannung. Eine der ersten Maßnahmen der rechtspopulistischen Regierung meines Bundeslandes ist das Verbieten von Handys in der Grundschule bzw. in der Schulpflicht. Diese Maßnahme wundert mich insofern, als ich den Lehrer*innen durchaus zutraue, mit einem Jetzt-räumen-wir-unsere-Handys-in-die-Tasche die Lage in den Griff zu bekommen. Was passiert hier? Es geht im Grunde um eine gesetzliche Verankerung des Handyverbots an den Schulen. Ich überlege, wann das Handythema bei den Krautundrüben-Kindern begann. In der Grundschule gab es jedenfalls noch keine Smartphones, bzw. war es kein Thema. Das mit dem Handy begann erst später, nachdem sie vermehrt alleine unterwegs waren, um sie zu erreichen, was bis heute eher selten gelingt, weil sie nicht erreichbar sein wollen. Mich daran zu gewöhnen, hatte ich ausreichend Zeit. Jedenfalls gibt es in den Grundschulen mehrheitlich schon längst ein Handyverbot während des Unterrichts, was mich beruhigt, es wurde nur im populistischen Sinne die gesetzliche Grundlage mit viel Tatütata geschaffen. Hierbei handelt es sich noch um die am ehesten nachvollziehbarste Maßnahme. Dass aber Radwege rückgebaut werden, um wieder vermehrt Parkplätze zu schaffen, kann nur auf das Konto einer rechtspopulistischen Partei gehen.
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Während meines Krankenstandes habe ich viel Zeit, mir die Ski-Weltmeisterschaften in Saalbach anzusehen. Ich sehe jedes Rennen, die Interviews höre ich mir im Anschluss an die Rennen nur noch mit einem Ohr an. Zu bemüht fallen die Fragen der Interviewer an die Läufer*innen aus, deren Jacken, Pullover, Kappen, Mützen und Helme mit Werbung vollgeklebt sind. Neuerdings kommt eine bunte Getränkeflasche mit Aufdruck dazu, die die Athletinnen verrenkt in der Hand halten.
Ein Highlight bei der WM in Saalbach ist für mich die Mannschaft aus Haiti. Die Läuferin Celine Marti tritt im Riesentorlauf an und erreicht mit nur 1 Minute Rückstand das Ziel. Obwohl sie in der Schweiz lebt, fährt sie für ihre Heimat Haiti. Sie möchte von den großen Problem ablenken, die die Insel hat und als „exotische“ Schifahrerin zeigen und motivieren, dass man „Berge versetzen kann“, wenn man nur will.
Das lass ich hier vorerst gerne so stehen.
Frau Krautundrübe