Ohren zu und durch?

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Sehr schlecht geschlafen, entweder auf das Weckerklingeln gewartet oder das Weckerklingeln vermeintlich im Halbschlaf vernommen, letztendlich durch das Weckerklingeln aus dem Tiefschlaf erwacht. Der Pubertier muss wegen der Deutschschularbeit pünktlich in der Schule erscheinen und ich wegen der Vorlesung. Wir beeilen uns und fahren mit dem geborgten Auto, da der Zug zu unzuverlässig ist. Ich liefere den Pubertier pünktlich ab, es bleibt ihm noch Zeit zum Bleistiftspitzen, Tinte nachfüllen oder Kugelschreiber ausprobieren, bevor er sich einer Textanalyse stellen muss. Ich stelle das geborgte Auto in die Parkzone und gehe ein gutes Stück bei klirrender Kälte zum Hörsaal. Die Kälte kriecht in das Gesicht und macht meine Finger klamm, die die henkellose Laptophülle umschließen. Die Handschuhe wären in der Manteltasche, ich möchte nicht stehen bleiben und beschleunige meinen Schritt bis zum Hörsaal. Ich mag die klirrend kalten Tage, von denen es hier im Süden nur mehr sehr wenige im Jahr gibt. Am Eingang des Hörsaals werde ich von eifrigen Studierenden empfangen, die Fragen zum Prüfungsmodus haben. Ich möchte den ganz Eifrigen keinen Vorteil verschaffen und bitte sie, Platz zu nehmen, damit ich allen (wiederholt) Informationen zum Prüfungsmodus geben kann. Nach der Vorlesung treffe ich im Sozialraum meinen Kollegen. Seit Anfang des Jahres gibt es für unser Institut einen Sozialraum mit unpersönlichen Tischen in der Art von Konferenztischen und unbequemen Stühlen in der Art von Konferenzstühlen sowie einer Küchenzeile. Ich nehme eine Tasse Kaffee und unterhalte mich mit meinem Kollegen über Arbeitskram und über die Kälte, die wir beide mögen, weil sie uns an früher erinnert, wo es öfter und länger im Winter kalt war und nicht diesen +5-Grad-Einheitsbrei hatte. Er will Bilder im Sozialraum aufhängen, wie er mir mitteilt. Ich eile schließlich zum Auto, um nicht zu viel an Parkgebühren für das geborgte Auto auszulegen.

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Der Krautundrüben-Sohn ruft aus Rom an, um mir mitzuteilen, dass er verlängert. Wir reden noch, dass er unbedingt richtige Carbonara essen muss und ich beschreibe ihm das Restaurant, wo er die sicher bekommt, wo nämlich das Ei vom Koch am Tisch aufgeschlagen wird und roh unter die Pasta gezogen wird, die noch so heiß ist, dass das Ei innerhalb von Sekunden stockt. Das Restaurant war in einer Seitengasse im südlichen Trastevere, also südlich der Hauptstraße, die Trastevere teilt, wo man nach Norden abbiegend zur Piazza Santa Maria mit der Basilica di Santa Maria in Trastevere kommt und wenn man in Fortgeh-Laune ist, in der San-Calisto-Bar hängen bleibt. Wir reden auch noch, dass er auf die Terrazza del Pincio über der Piazza del Polpolo gehen muss, um dort den Januar-Sonnenuntergang zu bestaunen, der Rom in ein orange-violettes Licht zaubert. Ich bin mir schließlich nicht sicher ob die Krautundrüben-Mutter-Tipps so gut ankommen und höre auf zu reden.

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Ich bin in Anbetracht der Weltnachrichten bedrückt und immer sprachloser. Ich mach heute die Ohren zu.

 

Frau Krautundrüben #gegenrechts

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