Routinen

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Ich wache zu einem klirrend kalten, sonnigen, blauhimmeligen Morgen auf. Die Uhr zeigt bereits nach 8. Eigentlich möchte ich dem Geburtstagswunsch einer lieben Bekannten nachkommen, eine kleine Wanderung auf meinen Hausberg zu unternehmen, als auch schon das Telefon die Absage der lieben Bekannten hereinbimmelte. Sie müsse ihrer Routine folgen und dem Hausputz und Wäschewaschen nachkommen, würde aber gerne auf einen abendlichen Besuch bestehen. Hausputz und Schmutzwäsche locken mich heute keineswegs und ich überzeuge Herrn Krautundrübe erfolgreich, dass ihm Sonne, Kälte und Frischluft verbunden mit Bewegung in Hinblick unseres bevorstehenden Skiurlaubes gut tun würde. Wir gehen zeitig los, hinein in die Kälte. Um uns herum ist noch alles reifig, kommen aber mit zunehmender Höhe in die Sonne. Herr Krautundrübe legt ein schnelles Tempo vor. Der Weg ist steil und die Kälte ist bald vergessen. Am Gipfel sehen wir in nebelverhangene Täler, schneebedeckte Berge in der Ferne und es ist schön hier. Noch ein Schluck heißer Tee und es geht denselben Weg wieder retour, da er noch einiges an diesem Tag vorhat.

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Wir sind am frühen Nachmittag zurück von der Wanderung, mit viel Frischluft und Sonne versorgt. Herr Krautundrübe bereitet Fisch und Gemüse, das noch von den Feiertagen übrig ist und dringend verbraucht werden muss. Ich widme mich meinen Routinen, die mir zunehmend zur Pflicht werden, und beginne mit meinen täglichen Einheiten bei Duolingo. Dazu muss ich allerdings das Zimmer wechseln wegen der virtuellen Sprachlehrerin. Die Stimme redet die Sätze vor und ich muss die Sätze richtig übersetzen oder schreiben. Wenn die Stimme zu schnell spricht, bediene ich das Schildkrötensymbol und die Stimme spricht sehr langsam, jedes Wort betonend. Um im Spiel zu bleiben müssen die Einheiten besonders laut gehört und oft wiederholt werden, was dem Rest der Krautundrübenfamily wegen der eindringlichen Stimme nicht zuzumuten ist. Jedenfalls schaffe ich das Tagesziel, hänge aber noch zwei Mal 15 Minuten wegen der doppelten Punktegewinne an, sodass ich eine ganze Stunde mit Duolingo verbringe, obwohl ich eigentlich noch ins Gym gehen möchte, um ein paar Kraftübungen für meinen Rücken zu machen und das wieder verschiebe.

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Außerdem steht der Besuch bald vor der Türe. Wir trinken Weihnachtsengeltee, der noch verbraucht werden muss und essen Kuchen vom Bauernladen, denn nein, der köstliche Kuchen stammt nicht von mir. Ich erkläre kurz den lieben Bekannten, die aus der Stadt kommen, das Prinzip des Hofladens der benachbarten Bauern, indem sie einen Raum als Art Geschäft führen, wo man eine reiche Palette an regionalen Köstlichkeiten bekommen kann, darunter Brot und Kuchen. Man zahlt in eine Vertrauenskasse, d. h. die Verkäufer bzw. Bauern sind nicht anwesend und vertrauen darauf, dass die Kunden ehrlich den korrekten Betrag hinterlegen. Ob der Laden Kamera-überwacht ist, will die liebe Bekannte wissen? Ich weiß es nicht, da ich gerne das Geld für den Kuchen hinterlege. Nach der vierten Kanne Weihnachtsengeltee hinterfrage ich kurz den #dryjanuary. Während die lieben Bekannten Bier und Wein trinken, sitzen Herr Krautundrübe und ich mit gefalteten Händen vor unseren Teetassen, so gar nicht gesprächig sind wir, aber der Weihnachtsengeltee ist zumindest geschafft.

 

Frau Krautundrübe

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