Verkabelung

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Das neue Gartenhaus steht nun genau an der Stelle, wo ein Pavillon stand, der eigentlich eine Laube sein sollte, aber wegen Nicht-Bedarf zu einem Geräteunterstand umfunktioniert wurde. Wegen den morschen Holzstehern wurde letzte Ostern der gesamte Pavillon abgerissen, mit dem Ziel an dieser Stelle ein kleines Gartenhäuschen aufzustellen. Gestern wurde noch zum Baufinale der Holzboden verlegt und ein Gerüst für den Wein aufgestellt. Mein inneres Auge sah dort bereits ein neues Sommer-Arbeitszimmer oder dergleichen, während ich Herrn Krautundrübe gerade noch abhalten konnte, sogleich mit dem Rasenmäher in das Gartenhaus einzuziehen. Unsere Diskussionen ob der Bestimmung der Gartenhütte beendete ohne viel Brimborium Pubertier Kind 3, der mit seiner Matratze im Tallon schnurstracks zum Gartenhaus marschierte, um dort die Nacht zu verbringen. Gerührt über Pubertier Kind 3, der den Gartenhaus-Schatz sofort erkannte, indem er dort schlief, noch naturnaher, mit noch mehr Vogelgezwitscher und Bachrauschen am Morgen, ging ich nach einer Order an Herrn Krautundrübe, dem Kind doch noch eine Taschenlampe für alle Fälle vorbei zu bringen, ins Bett.

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Nach ausgiebigem Schlaf genoss ich am Sonntagmorgen selbst noch das Vogelgezwitscher, das grelle Licht, das durch die Fensterbalken strahlte, kündigte einen sonnigen Morgen an. Tatsächlich überflutete mich das Sonnenlicht im Flur und ich erspähte durch die Dachfenster tiefblauen Himmel. Vergnügt lief ich die Stiege hinunter und wurde je von einem Kabel, und zwei weiteren Kabeln gestoppt. Ein sehr dünnes weißes Kabel endete im Garderobenständer, wo sich in meinem umgedrehten Sonnenhut das Modem befand, von wo ein Internetkabel durch das Fenster des Arbeitszimmers direkt zum neuen Gartenhaus lief. Das andere dicke Kabel gehörte zu einer Kabeltrommel, die ebenfalls in das Gartenhaus führte. An die Kabeltrommel angeschlossen war eine Wohnzimmerstehlampe und der Fernseher. Vom Verteiler im Flur führte schließlich ein weiteres Kabel zu einer Kabeltrommel im Wohnzimmer, wo Herrn Krautundrübes Notebook angeschlossen ist, eine Blutoothbox und ein Kopfhörer, der eigentlich ein Bluetoothkopfhörer sein soll, aber doch immer wieder aufgeladen werden muss.

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Am Morgen besteht meine erste Aufgabe darin, den Kabelsalat abzubauen und die Kabeltrommeln in den Schrank zu verräumen. Am massivsten war der Kabelsalat während des 1. Lockdowns. Mit zusätzlichen studentischen Gästen im Haus mit Online-Lehre, Homesschooling und Homeoffice war das WLAN tagtäglich überlastet. Für die wichtigen Termine gab es deshalb Internetkabel, die die jeweiligen Geräte mit dem Modem verbanden. Die Kabel waren 20 und 50 m lang, sodass man sich im Haus auch zurück ziehen hätte können, was aber nicht in Anspruch genommen wurde, sodass die Kabel zusammen gedrehte Häufchen um den mit Laptops vollgestellten Esstisch bildeten, von denen einzelne Kabeln zum Modem führten. Dazu kam der Kampf um die beste Steckdose für das Handyaufladen, das Aufladen der elektrischen Zahnbürsten, der Barttrimmer, das Kabel für die X-Box und die alte Playstation 3 zwecks Netflix oder Amazon Prime. Nicht zu vergessen die Kabel für die Controller, um die Konsolen überhaupt bedienen zu können. Kabel, vor allem gerätheimatlose Kabel, werden von mir in Kisten (anschauliche Kartonagen vom schwedischen Möbelhaus mit Deckel) gesammelt. Das führt dazu, dass es im ganzen Haus verstreut Kisten gefüllt mit nicht mehr zuordenbaren Kabeln gibt. (Die erste Kiste wurde von mir mit Kabeln von ferngesteuerten Autos angelegt.) Zwischenzeitlich wünsche ich mir auch gerne ein Kabel, das mich auflädt. Aber der Gedanke, dass ich nur mit Kabel funktionieren würde, verursacht in mir Stress. Ich wäre nämlich genauso wie alle „drahtlosen“ Geräte eine Lüge.

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Es gibt Menschen, die wegen „bad cable management“ schlecht schlafen. Hier ein Tutorial zum cable management.

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Computerlove der ersten Stunde im Kraftwerk: Musik für die Kabelrolle

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Frau Krautundrübe

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