Von Ohrenschlürfern, Sha’Carri Richardson und ein wenig Sommer-Melancholie

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Der Sommer hält an! Es sind Tage mit über 30 Grad und sehr lauen Abenden, die man endlich auf der Terrasse verbringen kann. Einzig die vielen Insekten zeugen noch von der regenreichen Zeit davor und das überfallsartige Auftreten von Ohrenschlürfern, Flugameisen und Gelsen lassen mich den lauen Terrassenabend ziemlich abrupt beenden. Der noch rekonvaleszente Herr Krautundrübe tilgt die aufkommende Langeweile mit dem Switchen von Sportübertragungen, wo er durchaus Unterstützung vom Krautundrüben-Sohn und dem Pubertier bekommt.

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Es beginnt am Sonntag mittags mit dem Finale der Frauen-Fußball-WM Spanien gegen England. Ich lese, dass man mit dem Marktanteil der Zusehenden zufrieden ist und auch viel mehr Männer das Finale verfolgen als Frauen, was in der Presse – nicht sehr überraschend – als großer Erfolg gewertet wird. Ich wundere mich über die krampfhafte Gleichstellung des Frauen-Fußballs mit dem Herren-Fußball, lese auch noch eine Kolumne, dass der deut­sche Fuß­ball­ver­band pro­fes­sio­nel­len Frau­en-Fuß­ball 1955 verboten hat und der österreichische Fußballverband mitgezogen ist, da „im Kampf um den Ball die weib­li­che Anmut verschwindet“ und „Schick­lich­keit und An­stand“ verletzt werden (ohaa!!). Ich gönne den Frauen selbstverständlich den Fußball-Hype, wobei ich aber vielmehr vermute, dass man hier eine Marktlücke füllen möchte. Die Bewertung der fußballkundigen Krautundrüben-Männer ist milde lächelnd, wo ich mir denke, dass das den Fußball-Ladies erspart bleiben sollte und dann wird auch noch eine Finalistin unvermutet von einem hohen Funktionär in der Sieges-Euphorie auf den Mund geküsst- nein danke, wer braucht das! Da wird auch schon zum Moto-GP geswitcht, wie ich dem Heulen der Motorräder entnehme. Das milde Lächeln der Krautundrüben-Herren verschwindet sogleich. Nachdem der kranke Herr Krautundrübe vom monotonen Motorengeräusch eingeschlafen ist, schalte ich den Fernseher erleichtert aus.

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Es dauert ja nicht einmal eine Minute, nur ein paar Sekunden bis die Amerikanerin Sha’Carri Richardson in 10,65 Sekunden über 100 m die Goldmedaille gewinnt, sich die beiden Stabhochspringerinnen Katie Moon und Nina Kennedy über 4,90 m glücklich in die Arme fallen und sich die Goldmedaille teilen und sich der Favorit Jakob Ingebrigtsen aus Norwegen über 1500 Meter die sicher geglaubte Goldmedaille an Josh Kerr geschlagen geben muss, wobei sich der Norweger Karsten Warholm wie auch die Niederländerin Femke Bol im 400 m Hürdenlauf über die Goldmedaille freuen dürfen. Mir wird bewusst, dass es die Höchstleistungen sind, die die Menschen seit Jahrtausenden antreiben und das fasziniert mich in dem Moment, wo ich im Zuge des Herrn-Krautundrübe-Sportprogramm-Switchens die Übertragung mehrerer Bewerbe der Leichtatheltik-WM in Budapest sehe. Zunutze macht man sich alleine die natürlichen und wichtigsten menschlichen Bewegungsabläufe des Gehens, Laufens, Springens und Werfens, um die Schnelligkeit, Höhe  und Weite zu messen, wobei das Messen ein ganz wesentlicher Faktor der Leichtathletik ist.

Diese Statue ist eine römische Kopie eines griechischen Originals aus Bronze von Polyklet aus dem Jahr 420 v. Chr. und zeigt den Diadumenos, einen griechischen Athleten, der sich gerade die Siegesbinde um den Kopf legt. Gezeigt wird ein Augenblick, in dem der siegreiche Athlet demütig seinen Kopf senkt.

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Über dem heutigen Sonntag liegt die melancholische Schwere des Abschieds vom Sommer daheim. Es ist nicht mehr ganz so heiß, sehr ruhig, die Schatten werden länger und die vermehrt gelblich gefärbten Blätter kündigen den bevorstehenden Herbst an. Aufgrund des Wetterumschwungs räume ich bereits Stühle in das Gartenhaus und lasse die Luft aus den Matratzen, die vor dem Schwimmbad lehnen. Proportional zum Entweichen der Luft steigt meine Melancholie über den Verlust des Hochsommers. Nächste Woche werde ich bereits im Land der antiken Athleten auf der Peloponnes an einem neuen Projekt mitarbeiten, das mir sehr am Herzen liegt. Der Blick auf den dortigen Wetterbericht schwächt meine Sommer-Melancholie schnell ab – 37 Grad Celsius!

 

Frau Krautundrübe

 

 

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