Es ist wieder der 5. des Monats und die Tagebuchblogger*innen finden sich bei Frau Brüllen ein, die fragt #WMDEDGT, oder „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“
Ich wache wiederholt um 5 Uhr morgens auf, was zum einen noch auf den Türkei-Jetlag zurück zu führen ist – dort ist es immerhin schon 7 Uhr „spät“. Zum anderen türmt sich dieser Tage sehr viel Arbeit auf, die ich hoffe mit frühem Arbeitsbeginn in den Griff zu bekommen, weshalb ich nicht viel Zeit im Bett vertrödeln mag, wobei ich so gut wie nie Zeit am Morgen im Bett vertrödle, mehr nach dem Motto „Der frühe Vogel fängt den Wurm“.
Es ist noch richtig dunkel, ich überlege Tee oder Kaffee und entscheide mich für Kaffee mit Milch und gehe raschen Schrittes, da barfüßig, zum Gartentor, um die Zeitung zu holen. Es ist durchaus kalt, heute. Im frühen Morgengrauen erkenne ich, dass auf der Wiese und den welken Blättern leichter Raureif liegt. Kurz überlege ich, ob die US-Wahl bereits diese Nacht geschlagen ist, lese schließlich, dass ein Ergebnis erst in vier Tagen erwartet wird, da ein sehr knappes Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet wird. Das Foto zum Beitrag zeigt einen Kandidaten Trump, der immer sonderlicher wirkt. Ich lese noch den Beitrag zum amerikanischen Wahlsystem, den Swing States und Wahlmännern an, als Herr Krautundrübe zur Abfahrt ruft. Während der Fahrt tönen nochmals Wahlmänner- und Swing-States-Erklärungen aus dem Radio.
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Bei der Arbeit viel Trubel. Zuerst noch ein Kaffee mit Milch mit Kolleg*innen, um sich über einen Termin für einen nächsten Termin zu einigen. Viel Unzufriedenheit und Unmut über Abwesende, an dem ich mich nicht beteiligen mag, weshalb ich mich vorzeitig in mein Büro zurück ziehe. Ich beginne, meinen Vortrag für Regensburg vorzubereiten, recherchiere nach passender Literatur für die Referate von Studierenden an der für mich neuen Uni in Klagenfurt und überfliege nochmals die Vorlesungstermine an meiner eigenen Uni. In der Zwischenzeit erreicht mich ein Mail zur Konferenz in Regensburg mit dem Link für die Abstracts, die ich überfliege und die mich nochmals veranlassen, meinen Vortrag zu überarbeiten. Ein weiteres Mail der ÖBB kurz danach informiert mich, dass ich nach einer neuen Zugverbindung nach Regensburg suchen soll, da sich der Fahrplan des von mir gebuchten Tickets geändert hat. Die neue Verbindung nach Regensburg führt einige Male ums Eck und dauert über eine Stunde länger, was mich auch insofern in die Bredouille bringt, da ich den für mich wichtigen Eröffnungsvortrag versäume. Es kommt zu weiteren Kolleg*innenkontakten, die mehrheitlich mit zusätzlicher Arbeit meinerseits verbunden sind. Ich vertröste sie auf übernächste Woche.
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Meine Heimfahrt erfolgt mit Öffis zur abendlichen Stoßzeit. Im sehr gut besetzten Bus setzt sich der stark hustende Mann ausgerechnet neben mich. Ich halte abwechselnd die Luft an, um die Hustenluft des Nachbarn nicht einzuatmen und nehme mir vor, unverzüglich nach dem Heimkommen gründlich die Hände zu waschen. Kurz nach meiner Ankunft am Bahnhof startet ein durchdringender Alarm. Während der Hinfahrt zum Bahnhof überholten mehrere Einsatzfahrzeuge den Bus in aufregend rasantem Tempo. Ich sehe mich dort nach Feuerwehren oder Polizei um, aber da ist nichts außer dem eindringlichen Alarm. Ich bleibe ruhig, beobachte die Leute, die auch ruhig bleiben, registriere aber durchaus, dass einige Menschen das Bahnhofsgebäude verlassen. Ich verzichte auf den Buch- und Zeitschriftenladen und mache mich auf den Weg zum Bahnsteig, obwohl ich noch eine Viertelstunde Zeit hätte. Der Alarm wird immer eindringlicher. Ich blicke auf die Anzeigentafeln, wo es keine Ankündigungen gibt, Ich frage schließlich die Brezelverkäuferin, ob sie Näheres weiß. Sie meinte nur, dass am Bahnhof immer irgend etwas los ist. Am Bahnsteig ist der Alarm weniger intensiv zu hören. Ich wäre im Notfall auch schnell in einem Zug, um davon zu fahren. Letztlich sitze ich in meinem Zug nach Hause. Ich recherchiere nochmals in den regionalen Nachrichten, finde aber keine Angaben zu dem Alarm.
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Zu Hause finde ich von Herrn Krautundrübe vor seiner Abreise für mich vorbereitete frische Einmachgläser, Cashewkerne, Pinienkerne und Sonnenblumenkerne für Spinat- und Basilikumpesto. Ich rette zumindest den im Juli aus Griechenland importierten, mittlerweile üppigen Basilikumstock aus der Kälte. Alles Weitere ist heute aufgeschoben.
Frau Krautundrübe