Ich habe heute verschlafen. Das spiegelt gut meine derzeitige Wankelmütigkeit wider, da mein Schlaf wohl so tief war, da er am Vortag durch Grübelei so schlecht war. Draußen ist es grau und nass durch den Nieselregen. Es ist wenig einladend und ja doch, die vielen künstlichen Lichter tun der Morgenseele gut. Das Krautundrüben-Haus erstrahlt nicht im künstlichen Lichterkettenlicht, da unsere wenigen, im Keller gelagerten Lichterketten das Juni-Unwetter nicht überstanden haben und mir einfach die Lust fehlt, neue Lichterketten anzuschaffen.
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Ich arbeite eigentlich die ganze Zeit. Sonst passiert nicht viel, das heißt, ich blende vielmehr alles aus, auch das was eigentlich auch passiert wegen der Arbeit, die mir gerade sehr wichtig ist. Ich mag es zu einem Ende bringen, die Arbeit zu einem Ende bringen, deshalb bin ich getrieben und kann sonst nicht viel machen, zumindest in meinem Kopf bin ich bei der Arbeit.
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Zudem passiert eigentlich gerade viel. Zum einen großartiges Kino! Auf Empfehlung der Krautundrüben-Tochter habe ich im Kino den Film Architecton gesehen. Der Dokumentarfilm von Victor Kossakovsky wurde dieses Jahr bei der 74. Berlinale uraufgeführt. Der Film ist zwar vordergründig von einer fast brachialen Bildersprache durchdrungen, die aber in einer leisen und zurückhaltenden Proteststimme mündet. Es wird die Schönheit der antiken Bauten mit ihrem polygonalen Mauerwerken und den Quadermauerwerken allesamt aus Stein den heutigen Betonbauten gegenüber gestellt. Dabei werden zerbombte ukrainische Stadtviertel und vom Erdbeben zerstörte Städte in der Türkei gezeigt, die von hunderten Baggern abgerissen werden und woraus sich große Mengen an Betonabfall ergeben. Riesige Berge von Abbruch-Beton und Stahlträgern müssen entsorgt werden, während der Stein einfach sich selbst überlassen bleiben kann. Victor Kossakovsky meint am Ende des Films: „Ich mache den Architekten keinen Vorwurf, aber wieso wussten Menschen, wie man Gebäude baut, die Jahrtausende überdauern? Und wieso bauen wir Gebäude, die nur 40 Jahre halten?“ Ich finde diesen nachhaltigen Ansatz zum „Bauen“ durchaus gerechtfertigt. Was die moderne Bauweise betrifft, bin ich sonst eher skeptisch, da ich meine, dass wir noch viel zu viel „für die Ewigkeit“ bauen. Zumindest in Mitteleuropa strebt man noch zu viel nach der Beständigkeit. Ich würde mir wünschen, dass man die Abrissbirne öfter einsetzt, dass man „leichter“ baut und das „Gebaute“ mehr auf das soziale Miteinander abstimmt.
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SAP-Workflow zum Abwesenheitsantrag ist genehmigt. Zeig dich, Ferienstimmung!
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Entdeckt: Carmen Consoli Tutto su Eva
Frau Krautundrübe