Ein ‚hat-gut-gepasst‘ Tag

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Der Tag beginnt heute dynamisch, trotz wiederholt schlechter Nacht, da um 8 Uhr morgens bereits die letzte Vorlesung des Semesters ansteht und das Semesterende immer befreiend auf mich wirkt. Ich beende meine Arbeitswoche nach getaner Vorlesung und marschiere durch den Park in die große Buchhandlung ins Stadtzentrum. Ich halte mich nicht lange bei den Büchertischen auf und gehe sogleich in den dritten Stock zu den Schulbüchern, wo ich für den Pubertier ein Latein Übungsbuch und ein Textlösungsbuch seines Schulbuches suche und sogleich finde. Ich werde wohl vergeblich darauf warten, dass das Fach Latein aus den – zumindest – meisten Schulen verschwindet, es wird wohl nicht mehr in die wenigen Jahre fallen, die mir als „Schul-Mutter“ bleiben sollten. Jedenfalls hatte ich selbst immer Spaß an Latein und beteiligte mich bei den beiden großen Krautundrüben-Kindern begeistert am Übersetzen. Beim Pubertier nahm die Begeisterung zugegebenermaßen ab und ich stelle bezüglich der dringlichen Notwendigkeit des Faches Latein, unterrichtet von einer Lateinlehrerin, die in der Vergangenheit stecken geblieben ist, die Sinnfrage, wenn er z. B. wie aus der Pistole geschossen ein Verb im Indikativ Passiv Futur II konjugiert und die konsonantische Deklination eines Adjektivs als Partizip Präsens Aktiv dekliniert, allerdings beim Übersätzen den doppelten Akkusativ von putare nicht richtig anwendet oder die konjuktivischen ut-Sätze nicht erkennt. Der Pubertier hat sich nämlich mit seinem Unwissen bezüglich der konjuktivischen ut-Sätze und der konjuktivischen cum-Sätze den Zorn der Lateinlehrerin, einer Meisterin in der Auslegung ihres Faches, zugezogen – De ira magistri Latini!

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Mit den beiden Lateinbüchern unterm Arm gehe ich zur Kassa, als ich die Reisebuchabteilung erspähe. Eigentlich will ich nur nach einer Karte mit eingezeichneten Wanderwegen in meiner Umgebung suchen, oder besser gesagt will ich einen Wanderweg überprüfen, den ich unlängst mit Herrn Krautundrübe verloren habe, was ein Herumirren durch Gestrüpp zur Folge hatte. Ich finde den Weg auch auf der Karte nicht, bzw. ist er strichliert eingezeichnet, verliert sich aber auch dort. Ich erblicke schließlich das Fach mit den „Wanderberichten“, die mehr und mehr von Frauen geprägt werden. Allen voran die von mir hochgeschätzte Christine Thürmer mit einem Buch, das ich noch nicht kenne: Auf 25 Wegen um die Welt, in dem viele der Touren beschrieben und auch kategorisiert sind, auf denen man Christine Thürmer bereits in den sozialen Medien folgen konnte. Ich schätze an ihr den vollkommen „unsportlichen“ Zugang, den sie zum Gehen hat und auf ihren Touren – zuletzt in Japan – wie seinerzeit die Forschungsreisenden des 18. und 19. Jahrhunderts, auch Interesse an der Kultur des jeweiligen Landes zeigt und auch Denkmäler besichtigt und beschreibt. Ich kaufe mir das Buch (noch) nicht, da ich keine Zeit hätte, die kanarischen Inseln, Kreta, den Franziskusweg oder den Kungsleden zu erwandern. Die Bergfreundinnen: Vom Gipfelglück und anderen Abenteuern von Antonia Schlosser, Katharina Kestler und Katharina Heudorfer hingegen zieht es vielmehr auf die Gipfel und zu sportlichen Höchstleistungen. Das Buch, das ich kenne, ist sehr unterhaltsam geschrieben, Bergerlebnisse aus der Sicht der Frauen, mit vielen Tipps für eher junge, sehr sportliche Frauen. Ich entscheide mich schließlich für das Buch von Janine Wenzel Wandern für die Seele. Wohlfühlwege Steiermark mit vielen Tourenvorschlägen aus meiner näheren Umgebung. Ich schätze Janine Wenzel (Insta: @gepackt_und_los), deren Wanderungen ich gerne auf sozialen Medien folge. Nicht jeder kann an den Erfolg von @fraeulein.draussen bzw. Kathrin Heckmann anknüpfen, die es geschafft hat hauptberuflich mit Wandern erfolgreich zu sein.

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Die wandernden Buchautorinnen stimmen mich jedenfalls sehr froh, positiv und fast zuversichtlich. Mit meinem Steiermark-Wanderbuch gehe ich durch die Stadt zum Bahnhof, erwische gerade den Zug noch. Ich finde einen Platz im Zug, das heißt eine Zweierbank und ich hoffe, dass sich niemand zu mir setzen möchte, deshalb blättere ich konzentriert im Wanderbuch, bewundere das nette Design, als sich ein Herr neben mich setzen möchte. Was solls, obwohl mir gerade nicht nach fremdmenschlicher Nähe ist, lässt er sich auf den Sitz fallen, kramt in seiner Tasche, wo er ein kleines Tuppergefäß hervorkramt, außerdem einen Löffel und ein ziemlich mit Joghurt angereichertes Müsli schmaust. Ich finde es wenig appetitlich, fühle mich ein wenig belästigt, stelle mir dann aber vor, er würde eine Leberkäsesemmel essen und komme zu dem Schluss, dass das Essen von Speisen im Zug verboten werden müsste.

 

Soviel zum Freitag heute – Frau Krautundrübe

 

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