Farewell

Veröffentlicht am 1 Kommentar zu Farewell

Die Woche beginnt unentschlossen und unbefriedigend. Mein Husten zwingt mich noch zu Hause zu bleiben, obwohl ich das Haus lieber verlassen hätte, aber egal, ich hatte zumindest die Gelegenheit, einen Blick auf den Trauerzug der Queen zu werfen. (Die Nachricht über den Tod der Queen überraschte mich nicht, war sie doch mit ihren 96-Jahren eine sehr betagte Dame, aber es berührte mich zugegebenermaßen.)

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Ich schalte den Fernseher ein und sehe in der Westminster Abbey lauter bekannte Gesichter, als die Kamera nicht ganz zufällig beim europäischen Hochadel stehen bleibt. Da waren sie alle, die Alberts, Felipes, Silvias, Haakons, Maximas. Ich bin Kennerin der europäischen Königshäuser, seit ich als kleines Mädchen bei meiner Großmutter immer die Illustrierte las, in der es ganz besonders schöne bunte Bilder und Geschichten gab. Ich erinnere mich an die kleinen schwedischen Prinzessinnen, an die schönen Monegassinnen und ihr schicksalsgebeuteltes Leben, ich erlebte den Tod der Fürstin Gracia Patricia über meine Illustrierte hautnah mit, verfolgte die Liebesgeschichten von Prinzessin Caroline und bewunderte die Hochzeit von Charles und Diana, freute mich über Kronprinz Haakon und Mette-Marit und bedauerte die unglückliche Charlene bei ihrer Hochzeit mit Fürst Albert. Das Durchblättern der Illustrierten gehörte zu fast jedem Besuch bei meinen Großeltern. Während um mich geschäftiges Familientreiben herrschte, versank ich kurz in die Welt des europäischen Hochadels. Queen Elizabeth interessierte mich damals wenig. Heute denke ich anders über das britische Königshaus und vor allem über die Queen, ihre Disziplin, ihr bedingungsloses „service to the people“, die Konstante, die sie offenbar nicht nur für ihr Land war.

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Der Trauerzug kommt in Windsor Castle an, die Trauerfeier in der St. George’s Chapell beginnt und endet mit der „Entmachtung“: Die Krone, der Reichsapfel und das Zepter werden an den Dekan von Windsor übergeben und danach in den Tower of London gebracht. Der Sarg verschwindet langsam in der Kruft. Es folgt sogleich ein Interview mit Karl Habsburg mit Karl Schwarzenberg, den beiden „Paradeadeligen“ – na Gott sei Dank bleiben uns die Herren als Oberhäupter erspart.

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Im Fernsehen sehe ich sie beim Tagesrückblick nochmals, die europäischen Hochadeligen. Kann es sein, dass diese Länder so sympathisch sind, weil sie Monarchien und entspannte MonarchInnen haben? Darüber muss ich nachdenken.

 

Frau Krautundrübe

 


	

Ein Kommentar

  1. Servus,
    sehr gut geschrieben. die Illustrierte hieß“ Die ganze Woche“. Während Frau KR in der Illustrierten schmöckerte, unterhielten wir uns mit den Großeltern. Die Situation war ähnlich der heutigen Forderung des Kurrk-Nachwuchses nach Internet bei den Besuchen der Kurrk-Großeltern.
    Herzlichst
    Kurrkp

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