Ich wollte diesmal den Jahreswechsel bewusst ruhig zu Hause verbringen, nachdem die letztjährigen Silvester jeweils mit einem Kurzurlaub im Ausland verbunden waren. Das Krautundrüben-Haus ist noch voll mit Krautundrüben-Kindern und noch mehr, die Mägen sind gefüllt nach den kulinarisch üppigen Weihnachtstagen, ruhige Zeiten sind auf später einmal verschoben, deshalb ist für den Silvesternachmittag auch eine Day Party geplant, wonach danach der Jahreswechsel jedem selbst überlassen sein mag.
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Ich wache am letzten Tag des Jahres früh am Morgen auf. Es ist noch dunkel, am Horizont zeigt sich bereits ein rötlicher Streifen. Ich drehe bei morgendlichem Sonnenaufgang eine Runde in meinem Garten, es ist windig und ein Wetterwechsel kündigt sich bereits durch die Wolkenstimmung an. Für die Party sollte ich noch ein paar nicht so gut verräumte Stühle und Bänke hervorkramen, was ich auf später verschiebe. Ich bereite mir Frühstück. Jahresrückblicke sind nicht mein Ding, da ich gerne Dinge abhake. Abgesehen davon könnte das Jahr gerne noch andauern, ich hätte noch einiges zu erledigen und bin nicht bereit für ein neues Jahr, trotzdem sitze ich hier dankbar und froh, dass in meinem näheren Umfeld nicht viel geschehen ist, was ich als gutes Zeichen werte.
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Ich beginne mit den Vorbereitungen für die Day Party, da die ersten Gäste bereits gegen Mittag erwartet werden. Mit Herrn Krautundrübe einige ich mich auf den Garten als Party-Location, Stühle und Bänke werden aus dem Schuppen geräumt. Herr Krautundrübe bereitet Glühwein zu. Die Krautundrüben-Tochter und ich stellen fest, dass wir den Silvesterlauf versäumen, an dem wir gerne teilgenommen hätten, was als Vorhaben für 2024 verbucht wird. Es wird geplaudert und schließlich geheizt, da es doch recht kühl ist. Die Silvesternacht verbringen Herr Krautundrübe und ich alleine mit Singen und Dinner-for-One-Schauen. Nach dem Mitternachtswalzer vertschüsse ich mich bald ins Bett, das Jahr 2024 ist begrüßt, einigermaßen würdig, auf jeden Fall erwachsen.
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Von Neujahrsvorsätzen sehe ich aus Erfahrung ab, obwohl gegen ein gewisses Maß an Selbstoptimierung nichts einzuwenden ist. Ich stehe am ersten Tag des neuen Jahres wie gewohnt früh auf, fühle mich gerädert und würde bereits mit dem ersten Vorsatz im neuen Jahr brechen, da ich eigentlich eine Wanderung machen wollte, die ich aufgrund von Müdigkeit und schlechtem Wetter lieber verschiebe. Ich sehe mir das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker an, aber der Funke der Begeisterung mag nicht wirklich überspringen. Ich lese einen Beitrag über Neujahrsvorsätze und warum sie nicht funktionieren können. Dabei stoße ich auf den Begriff ‚Doomscrolling‘, bei dem es sich um die Sucht nach negativen Nachrichten in sozialen Medien handelt. Auch in meinem Umfeld beobachte ich diese Besonderheit mit der Konsequenz, dass das Leben immer lebensgefährlicher werden könnte. Außerdem wird empfohlen eine Bucket-Liste zu erstellen, da schriftlich fixierte Gedanken eine größere Verbindlichkeit schaffen. Weitere Gründe sind Im-Hier-und-Jetzt-Leben (Stichwort ‚Mikroabenteuer‘), die Komfortzone verlassen und Neues wagen, außerdem wollen Lebensträume nicht aufgeschoben werden,
Was auf meiner Bucket-Liste stehen könnte:
Das Land zu Fuß verlassen. In die Oper gehen. Zufällig das Handy zu Hause vergessen. Meinen Blog verbessern. Jedes Bundesland im Jahr 2024 besuchen. Raus in die Natur. Am Fremdsprachenlernen dran bleiben. Musik machen. Einen halben Marathon laufen. Eine Woche ohne Strom, Handy und Internet leben (bzw. überleben). Eine Yacht chartern. Polarlichter sehen. Den Keller ausmisten. Eine mehrtägige Radtour machen. Die Wüste sehen. Nach Marrakesch reisen. An einem Flashmob teilnehmen. Auf der chinesischen Mauer spazieren. Sich von Menschen, die einem nicht guttun, fernhalten. Glücksmomente zählen.
Nichts geht über die Macht des geschriebenen Wortes – soll auch 2024 gelten.
Frau Krautundrübe