Hippopotamomonstrosesquipedaliophobie

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Ich habe auf der Heimfahrt dann doch am Buch von Verena Rossbacher Moin Chéri und unsere demolierten Seelen weitergelesen und es nicht bereut. Ich gestatte mir tagsüber selten, Bücher abseits meiner überbordenden Fachliteratur zu lesen, also just for fun, jedoch abends im Bett lesend, sofort nach den ersten Zeilen einschlafe, weshalb ich sehr lange für ein Buch benötige. Alljährlich bekomme ich zu meinem Geburtstag und zu Weihnachten viele Bücher geschenkt, die sich neben meinem Bett stapeln, würde ich nicht die Feng Shui Empfehlung für Schlafzimmer streng befolgen, wo nicht mehr als drei Bücher neben dem Bett liegen sollen, – so habe ich das zumindest irgendwo – vielleicht in einem Hochglanzjournal beim Friseur? – gelesen, allerdings habe ich die Quelle nicht auf ihre Seriosität hin geprüft habe, aber es erschien mir so und so logisch, dass man mit zu viel ungelesener Bettlektüre neben dem Kopf keinen guten Nachtschlaf findet. Jedenfalls wollte ich das Buch von David Schalko Was der Tag bringt auf die Reise mitnehmen und auslesen, das mich allerdings von Beginn an nicht angesprochen hat. Abgesehen vom Corona-Thema, das ich offenbar ambitionslos abgeschlossen habe, spricht mich auch der schmierige Hauptdarsteller Felix nicht besonders an, wobei mir auch an diesem Roman auffällt, dass die Erzählung oder besser – Story – zugleich als mögliches Drehbuch für eine Verfilmung dient, was die Lektüre langweilig macht. Ich habe nun aber das fast zwanghafte Verlangen – zumindest für mir mich – schlechte Bücher fertig zu lesen. Alleine Bücher, die mich zu sehr anstrengen und mich lasten, wie unlängst Die Obstdiebin von Peter Handke, schaffe ich zwanglos abzubrechen und auf spätere Zeiten zu verschieben. Das bringt mich wieder zurück zu Verena Rossbacher, die in Moin Cheri damit beginnt, dass sie Peter Handke recht gibt, wenn der meint, dass es über Sexualität nichts zu schreiben gibt und er bei Sexszenen im Kino immer wegsieht, wobei sie im Traum Hand-in-Hand mit Handke über eine Wiese läuft, wo er ihr gesteht, dass er ihre Bücher liebt.

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Die weibliche Hauptfigur, Charly Benz, ist 43 Jahre alt, fühlt sich aber wie ein gestrandeter Wal, wie sie es selbst benennt, oder einsam, verbittert, verängstigt, wie sie ihre Schwester Sybille beschreibt, die im Gegensatz zu ihrer Schwester leicht, erfolgreich und gut gelaunt ist. Bezeichnend für Charly Benz ist ihre ausgeprägte Angststörung, ihre Post zu öffnen, weshalb sie regelmäßig Herrn Schabowski aufsucht, den sie bezahlt, damit er ihre Post öffnet. ‚Postangst‘ nennt sich das. Allerdings gibt es davon zu wenige Betroffene, sodass es keinen griechischen Fachterminus dafür gibt. Das verwundert in der Tat, gibt es doch sogar einen Fachterminus für die Angst vor Mundgeruch, der Halitophobie.

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Paraskavedekatriaphobie, Angst vor dem Freitag dem 13., Pentheraphobie – panische Angst vor der Schwiegermutter, Eisoptrophobie – Angst vor dem eigenen Siegelbild im Spiegel, Belonophobie – Angst vor Nadelstichen sind vielleicht unangenehm, lassen sich aber im Alltag leicht vermeiden.  Die Kathisophobie gehört zu den spezifischen Phobien und bezeichnet die krankhaft übersteigerte Angst, sich hinzusetzen. Damit ist nicht der Akt des Hinsetzens gemeint, sondern das Stillsitzen selbst macht Angst. Die Hippopotamomonstrosesquipedaliophobie ist der Begriff für die Angst vor langen Wörtern, Glucodermaphobie ist die Angst vor der Haut, die sich auf heißer Milch bildet, wobei die Anatidaephobiker vor dem Gedanken zurückschrecken, dass Enten sie beobachten könnten. – Und dabei handelt es sich nur um ein paar wenige Phobien unter den in der Psychologie ca. 650 anerkannten Phobien. Ich selbst leide unter einer ausgeprägten Kynophobie, mit der ich im Laufe meines Lebens gelernt habe, gut umzugehen. Auch mit meiner Angst, meinen Kontostand abzufragen, kann ich gut umgehen, indem ich zwar gerne Geld ausgebe, die Kontrolle über die Geldgeschäfte aber Herrn Krautundrübe übertrage. Viele sind wir offenbar nicht, denn einen anerkannten Fachterminus habe ich für die Kontostandabeleseangst nicht gefunden. Im Notfall leiste ich mir einen Herrn Schabowski.

 

Frau Krautundrübe

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