Jännerblues nach Kurzurlaub

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Für den Wochenstart wählte ich freiwillig das Homeoffice, nachdem der winterliche Kurzurlaub im Hochinzidenzgebiet im schönen Salzburgerland stattgefunden hatte. Die Schitage im Gasteinertal waren von Herrn Krautundrübe und mir zwar sportlich angelegt, trotzdem blieb das Aufsuchen einer Schihütte zwecks Pause, Flüssigkeitsaufnahme und WC-Gang unvermeidlich. Nach der offiziellen Website des Bundeslandes Salzburg sind die Covid-Infektionen in den begehrten österreichischen Schiorten tatsächlich bemerkenswert hoch. Herr Krautundrübe und ich lassen uns durch Zahlen nicht mehr unbedingt aus der Ruhe bringen, da die Vorsichtsmaßnahmen von uns ohnehin eingehalten werden, außerdem ist es bei zwei umtriebigen Jungerwachsenen und einem sehr aktiven Pubertier seit dem 2.-3. Lockdown schwierig, das familiäre Contact Tracing im Auge zu behalten, sodass wir uns in dieser Hinsicht bereits großzügige Freiräume gewähren. Anders sehen das diverse Arbeitskolleginnen und Kollegen, vor allem die Single- und Pärchen-Haushalte, die kontaktreduziert und maßnahmentreu ihre Tage begehen und mit hellen Ohren jedwede Aktivität meinerseits erhören. Die eine oder andere hochgezogene Augenbraue verrät dabei unverblümt das Misstrauen hinsichtlich meiner Aktivitäten und des familiären Freiheitsdranges. Genau diese hochgezogenen Augenbrauen, den schnellen Griff zur FFP2-Maske oder gar das hurtige Schließen der Bürotür nach meinem Betreten der Institutsräume wollte ich mir heute ersparen und bevorzugte in diesem Fall das – ach so öde Homeoffice. (Tatsächlich verspürte ich im Laufe des Vormittags ein unangenehmes Magengrummeln und Müdigkeit, was mich veranlasste, einen Schnelltest zu machen, der negativ war. Es wäre mir höchst unangenehm, das Virus bei meinen überaus vorsichtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einzuschleusen, deshalb könnte morgen ein weiterer Homeoffice-Tag bevorstehen.)

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Im Homeoffice war ich trotz meines Unmuts einigermaßen produktiv. Ich lud meine zwei letzten Lehrveranstaltungseinheiten auf die von der Universität vorgesehene Online-Plattform.  Da ich nur wenige Vorlesungseinheiten in Präsenz abhielt, weil das Hochladen von Audiodateien für mich sehr unkompliziert funktionierte, überfiel mich doch ein schlechtes Gewissen den Studierenden gegenüber (von denen ich annahm, dass sie die Vorlesung in Präsenz bevorzugen würden. Sie blieben aber auch gerne zu Hause, naja was vielleicht der Vorlesungszeit freitags um 8 Uhr morgens geschuldet war, wo es doch bequemer war, die Einheiten im Stream oder als Audiodatei im warmen Kämmerchen zu konsumieren…). Jedenfalls sprang ich über meinen Schatten und erstellte einen Fragenkatalog zur bevorstehenden Prüfung, den die Studierenden abarbeiten konnten und der ihnen die Prüfung erleichtern soll. Immerhin harren sie schon seit zwei Jahren im Home-Modus bzw. Online-Modus aus, was eindeutig stärker honoriert werden müsste. Auch als Vortragende ist die Stoffvermittlung im präsenten Live-Modus einfacher. Außerdem beantwortete ich viele Mails. Draußen fegte ein kräftiger Wind, der alles lose Herumliegende durcheinander wirbelte. Ich war nicht motiviert, mich von meinem Arbeitstisch weg zu bewegen und wieder Ordnung im Freien zu schaffen (Plastik im Bach, Zeitungsblätter auf der Wiese, Dosenmüll verstreut unter dem Flugdach).

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Dabei gäbe es wenig Grund für diesen Jännerblues-Tag, wo ich doch ein herrliches verlängertes Schiwochenende im Gasteinertal im Salzburgerland verbrachte. Ich freute mich schon sehr, da ich diese Ecke Österreichs noch nicht kannte. Die Schiklamotten, mit Helmen, Brillen, Schischuhen, Untergewand, die sperrigen Schi, Stöcke und Schischuhe nahmen beim Einpacken zwar viel Platz ein, waren aber schnell im VW-Bus verstaut. Wir schafften es früh am Morgen bei sehr blauem Himmel loszufahren. Die Wettervorhersage war hervorragend. Es tat gut, die vertraute Gegend endlich wieder zu verlassen. Durch das Palten- und Liesingtal waren wir schnell durchgebraust bis zur Kreuzung in Selzthal. Bis nach Schladming war ungewohnt wenig Verkehr, der Grimming thronte mit seiner Schneehaube im Ennstal, in der Ferne leuchteten uns die Schladminger Berggipfel weiß und spitz entgegen, auf der gegenüberliegenden Seite blitzte der Dachstein. Ich erinnerte mich an die Besetzungen gegen die Ennsnahe Trasse , ob der Schutz für den berühmten Wachtelkönig (ein Vogel) tatsächlich der Grund war, dass es zu keinem mehrspurigen Straßenausbau zwischen Liezen und Schladming kam und wie die Ennstalerinnen und Ennstaler wohl heute darüber denken?

Durch das Ennstal, vorbei am Grimming, dahinter die Schladminger Tauern

Vorbei an Altenmarkt und Bischofshofen, wo ich glaubte, die Sprungschanze gesehen zu haben, ging es weiter entlang der Salzach bis zur Abzweigung ins Gasteinertal. Dort lichtete sich gerade noch der Nebel und der blaue Himmel begrüßte uns regelrecht. Wir parkten unseren Bus bei der Talstation in Bad Hofgastein. Beim Kaufen des Schipasses wurden wir vorbildlich mit Scan und Ausweis auf unseren Impfstatus hin kontrolliert, dann wurde uns die Karte ausgegeben. Auch bei den Lift- und Gondeltransporten war FFP2-Maskenpflicht vorgeschrieben, an die sich auch jeder hielt.

Herr Krautundrübe in der Gondel mit FFP2-Maske

Aus der Gondel auf der Schlossalm ausgestiegen und mit den beiden Sesselliften auf der 2.300 m hohen Hohe Scharte den höchsten Pistenpunkt von Bad Hofgastein erreicht, verliebte ich mich sofort in dieses unglaubliche Bergpanorama. Auch während der nächsten Tage hätte der Himmel nicht mehr blauer sein können. Hinunter ins Angertal, hinauf auf den Stubnerkogel mit Blick auf die Hängebrücke und auf Bad Gastein (Es gab eine Aussichtsplattform, die „Glocknerblick“ hieß, wobei wir von den vielen Gipfeln den Großglockner nicht unterscheiden konnten.), das Panorama war beeindruckend.

Schlossalm, Bad Hofgastein
Auf der Hohen Scharte
Hängebrücke auf dem Stubnerkogel
Entspannen in der Therme vor dem Zu-Bett-Gehen

Besonders gespannt war ich schließlich auf Bad Gastein. Vor der Heimfahrt fuhren wir schließlich die zehn Kilometer mit dem Auto nach Badgastein und parkten beim Ortseingang. Es war wirklich klirrend kalt, die Felswände waren mit Eiszapfen bedeckt und das Licht war eisig graublau, was den morbiden Charakter stark unterstrich. Einige, ehemals wohl prächtige Hotelanlagen der Jahrhundertwende waren verlassen und ein Sanieren wird wohl ein zu großes Risiko für jeden Investor sein (alleine die Heizkosten für diese großen und hohen Räume!). Alles in allem hinterließ Bad Gastein keinen einladenden Eindruck, zumindest an diesem kalten Tag. Besonders ist in jedem Fall die Lage des Zentrums, das an den Steilhängen um den Wasserfall entstanden ist und durch sehr steile und enge Gassen geprägt ist, deshalb auch die typischen Hotelarchitektur. Vielversprechend klingen verschiedene Events im Sommer, die Bad Gastein beleben sollen wie sommer.frische.kunst. Wenn bis dahin die Eiszapfen geschmolzen sind, komme ich gerne wieder!

Klirrend kaltes Bad Gastein
Eiskönigin ist eingezogen in Bad Gastein

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