Just a perfect day

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Im Cafe Tomasselli

In diesem Fall habe ich mich auf das Einlösen eines Geschenkes gefreut. Das Pubertier Kind 3 wird beim Krautundrübenkind 2 in der WG untergebracht, während Herr Krautundrübe und ich für zwei Tage nach Salzburg in die Stadt wollen, um dort ein Konzert zu besuchen. Dazu wird bereits zu Wochenbeginn das Bettzeug für das Pubertier Kind 3 mit einer Kiste Lebensmittel in die WG des Krautundrübenkindes 2 gebracht.  Die Übergabe wird auf Mittag festgelegt. Ein verstrubbeltes Krautundrübenkind begrüßt mich vor einer blaugrau getünchten großen Holztüre eines klassizistischen Gebäudes, das ich von Beginn an mochte. Bepackt mit Tuchent und Kopfpolster und ihn auffordernd, die Essensvorräte vom Auto in die WG zu bringen, starte ich in Richtung Wohnung, während der Krautundrübensohn unaufhörlich schnattert, dass der Hausmeister krank sei – er habe einen Bandscheibenvorfall – weshalb der Geschirrspüler der Buben-WG nicht repariert werden könne und sie – die jungen Männer – es mittlerweile aufgegeben haben, das Geschirr mit der Hand zu waschen und ich die Wohnung besser nicht betreten solle oder wenn, dann mich zumindest nicht wundern solle. Ich gehe zielgerichtet in die Wohnung, komme in die Küche und weiß, was der Krautundrübensohn meint. Ich zcke mit den Achseln, da das nicht meine „Baustelle“ ist, wie man so schön sagt. Die Schule des Pubertieres ist nur wenige Minuten entfernt, was in diesem Fall überwiegt.

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Es ist polare Kaltluft angekündigt, die ungeahnte Minus-Temperaturen und klirrende Kälte über uns stülpt. Ich stehe sehr früh auf, um das Pubertier wegen der Kälte zu instruieren ( Es hat tatsächlich – 8 Grad!) und zu erinnern, dass ich immer erreichbar bin für ihn. Ich fordere ihn noch auf, einen zusätzlichen Hoodie anzuziehen (Winterjacken werden noch immer verweigert!), aber ich merke, dass ein Pubertier frühmorgens zwischen 6 und 7 Uhr noch weniger gute Ratschläge benötigt als sonst. Ich begleite das Pubertier bis zum Gartentor, nehme die Zeitung aus dem Postkasten und entscheide mich infolge der wirklich frostigen Temperaturen für Skiunterwäsche und dicken Rollkragenpulli für Salzburg. Das Köfferchen ist gepackt mit Mützen, Handschuhen und dicken Pullis. Wegen der winterlichen Wetterverhältnisse entscheiden wir uns für das größere Auto, das allerdings seit dem Sommer einen Ausfall des Gebläses verzeichnet, was damals dazu führte, dass es im Auto zu heiß war. Herr Krautundrübe versichert mir, dass die Heizung trotzdem funktioniert, da wir ja auf der Autobahn unterwegs sind (Diese Aussage habe ich leider nicht rechtzeitig hinterfragt!) Wir fahren bei guten -4 Grad Celsius los. Die Sitzheizung funktioniert und mein Rücken fühlt sich angenehm warm an. Meine Mütze, Handschuhe und den Wintermantel mag ich nicht ablegen. Ich stelle keinen Zusammenhang zwischen der Geschwindigkeit und der Temperatur im Auto fest und friere trotz Sitzheizung und zaghafter Autoheizung. Ich schlage eine Kaffeepause vor. Ziemlich durchfroren gönnen wir uns einen Kaffee in einem gut beheizten Cafe. Wir wärmen uns  auf  in dem sonnendurchfluteten Wintergarten bevor es weiter im Auto geht.

Fahrt nach Salzburg durch das Ennstal

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Wir erreichen unser Hotel in Salzburg. Herr Krautundrübe unterhält sich angeregt mit dem Rezeptionisten, den er interessant findet. Ich warte im Zimmer, während Herr Krautundrübe das Auto in die vom Rezeptionisten empfohlene Tiefgarage stellen soll, für die unser Auto aber zu hoch war, weshalb er eine andere Tiefgarage finden muss. Ich warte auf Herrn Krautundrübe im Hotelzimmer, verlasse dann aber den Raum, um mir einen Stadtplan an der Rezeption zu besorgen. Ich höre Herrn Krautundrübe, der dem Rezeptionisten offenbar sein Parkgaragen-Pech erzählt, dass nämlich der Balken für größere Autos in dem vom Rezeptionisten empfohlenen Parkhaus zu niedrig angebracht ist. Wir sammeln uns kurz, orientieren uns und gehen endlich los bei – 4 Grad. Der erste Christkindlmarkt ist sogleich sympathisch und nach wenigen Minuten in der Kälte bietet sich ein Orangenpunsch auch an. Wir huschen über die Fußgängerbrücke der Salzach vollkommen überwältigt von der Kälte und entscheiden bei -6 Grad nach einer kurzen Runde über den Christkindlmarkt am Domplatz im Cafe Tomaselli uns aufzuwärmen. Eine Tasse wärmender Tee lindert das Durchgefrorensein. Die Finger sind weniger klamm und ich ziehe mein Handy aus meiner Tasche, um nach einer öffentlichen Verkehrsverbindung zu unserem Konzert zu suchen. In diesem Moment als ich auf das Handy schaue, sehe ich eine Nachricht einer lieben Verwandten, die mir sogleich mitteilt, dass sie gelesen habe, dass das Konzert wegen Krankheit eines beteiligten Musikers abgesagt ist. Ich denke mir: „Na bravo, alles umsonst.“ Es ist noch relativ früh am Abend, wir überlegen, ob wir ins Kino gehen wollen oder noch ins Theater – ich recherchiere, dass es „Buddenbrooks“ im Landestheater gibt. Ohne das weitere Programm ausdiskutiert zu haben, weiß ich bereits, dass ich mit Skiunterwäsche nicht ins Salzburger Landestheater gehen werde. Wir drehen noch eine Runde durch den Christkindlmarkt und begeben uns wieder zum Mirabellgarten, wo wir beim Christl-Alm-Standl noch zum Aufwärmen Orangenpunsch trinken. Das Thermometer ist auf – 8 Grad gesunken. Der Christkindlmarkt beim Mirabellgarten ist gut besucht. An unserer unbeheizten Christkindlmarkt-Tonne stehen auch drei Frauen mittleren Alters, von denen ich Gesprächsfetzen aufschnappe, wo ich mir denke, warum Frauen nicht Spaß haben wollen, wenn sie unter sich sind, sondern immer über Probleme sprechen müssen? Der Hunger meldet sich, aber die meisten Lokale schließen in der Stadt Salzburg bereits um 8 Uhr. Ich schlage vor, dass wir in das Lokal gehen, das Herr Krautundrübe vorgeschlagen hat, in der Annahme, dass es dort möglicherweise – zumindest eine Breze – geben wird. Wir betreten das Cafe Academy, das bis zum letzten Tisch gut besucht ist. Auf der Bühne redet ein Mann, das heißt, er gibt Anweisungen. Oh nein, auch das noch! Ein Pub Quiz und nichts zu essen! Wir finden einen Platz an der Theke und nehmen ein Getränk Während die Menschen im Lokal eifrig über die Fragen nachdenken, recherchiert Herr Krautundrübe nach einem Speiselokal in der Nähe. Ich denke darüber nach, wenn die gesamten Menschen – und das sind immerhin 8 Mrd. – in den Bodensee gestapelt werden, um wieviel der See steigen würde? Inzwischen findet Herr Krautundrübe eine kleine Auswahl an Lokalen. Wir verlassen das Lokal. Es hat mittlerweile auf – 11 Grad abgekühlt und mir ist nicht nach spazieren. Im Laufschritt gehen wir zu dem von uns ausgesuchten Speiselokal, in dem gerade langsam die Besen geschwungen werden, das Licht gedämpft ist und die Angestellten ein zufriedenes Feierabendlächeln aufgesetzt haben. Ein weiteres Lokal hat zu viele frische, in Eis gelegte Fische in der Auslage, weshalb wir weitergehen. Schließlich bleiben wir vor einer Imbisskette „My Indigo“stehen, das offensichtlich geöffnet ist, da uns zwei junge Damen hinter der Theke zuwinken. Wir betreten das Lokal, werden von den beiden Damen fachkundig zwecks Zusammenstellung unserer Curry-Bowls beraten, suchen einen Platz, wir sind die einzigen Gäste. Wir essen einigermaßen geschwind, da es kalt ist in diesem Lokal. Als es an das Bezahlen geht, bemerkt Herr Krautundrübe, dass er seine Bankomatkarte verloren hat, wobei er sie nur im Cafe Academy oder auf dem Weg verloren hätte müssen. Es ist gerade halb 9 Uhr geworden, die Straßen sind wie leer gefegt, das Handy zeigt noch immer -11 Grad an, wir gehen in die nächste Straße zum Cafe Academy. Herr Krautundrübe will an der Bar nach seiner Bankomatkarte fragen, aber sie wissen schon vorher, dass er die Bankomatkarte sucht, da er schon mehrmals aufgerufen wurde. Erleichtert über das Wiederfinden beschließen wir, dass wir im Academy noch einen Drink nehmen, um dann rechtzeitig um 10 im Hotel zu sein, um das „Notfallprogramm“ von „Stermann und Grissemann“ im ORF nicht zu versäumen (Die Herren sind ebenfalls krank, deshalb eine Notfallsendung.) Das Pub-Quiz im Academy ist noch nicht beendet, ich trinke eine Weißen Spritzer, der mir nicht schmeckt. Aber Bier mag ich auch keines, obwohl Herr Krautundrübe das Hausbier des Academiy Cafes sehr lobt. Das Bier wird angeblich während der Produktion mit Musik beschallt und heißt deshalb „Brauton“, und es schmeckt eigentlich gut. (In dieser Art von Lokal zögere ich, ein Glas Wein zu bestellen.) Das Pub Quiz ist beendet und die Musik setzt ein. Ich beobachte den Kellner und die Kellnerin, die offenbar ein Paar sind und denen das Lokal gehören könnte. Die Musiknummern werden abgespielt – von „Hotel California“ bis „Brown Eyed Girl“ und Bob Marley, nicht sehr innovativ, vielmehr an eine Hippiebar von deutschen Auswanderern an der Südküste von Kreta erinnernd, und genau daran denke ich, wenn ich das Wirtepaar im Cafe Academy betrachte. Ich bin froh, als wir unsere Mäntel anziehen, um zum Hotel zu gehen, wir lachen noch über die vielen Ungemütlichkeiten. Ich schaue zur kretischen Hippiewirtin, unsere Blicke treffen sich. Aus der Musikbox dröhnt „Oh, it′s such a perfect day. I’m glad I spent it with you. Oh, such a perfect day…“. Ich hake mich bei Herrn Krautundrübe ein und wir verlassen gut gelaunt das Lokal.

Verschneiter Mirabellgarten

 

Auf der Suche nach dem Christkind
Salzachbrücke
Curry bowl im My Indigo
Im Cafe Academy
Brauton Bier

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Das war das letzte Lied: Perfect day

 

Frau Krautundrübe

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