Keine Sonnenfenster in Rom

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Vor einem Treffen mit der Krautundrüben-Tochter denke ich mir, wer sie wohl diesmal sein wird. Innerlich erstaunlich stabil, überrascht sie immer wieder mit ihrem veränderten Äußeren und ihren kreativen Outfits.  Ich selbst bin oft innerlich instabil, dafür – objektiv gesehen – äußerlich seit vielen Jahrzehnten unspektakulär – stabil.

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Ich müsste mir nicht mehr überlegen, wer ich in Rom gewesen wäre. Selbst gesundheitlich angeschlagen erleichterte der morgendliche Anruf der Krautundrüben-Schwester, dass sie nämlich nicht nur hustet – so wie ich, sondern sogar mit Fieber im Bett liegt, die Entscheidung, die anstehende Rom-Reise abzusagen. Ich wusste davor, dass ich auf alle Fälle in Rom eine Hustende gewesen wäre, was mich sogleich veranlasste, die Wetter-App für Rom zu öffnen, die für unseren Aufenthalt an mindestens 2,5 Tagen zu über 90 % Regen vorhersagte. Ich versuchte es bei zwei weiteren Wetter-Apps, deren Regenwahrscheinlichkeit zumindest auf 75 % herabgesetzt war. Richtige Ernüchterung überkam mich, als die Wetter-Lady im Fernsehen schließlich ein Mittelitalien-Tief ankündigte. Ich bin da sehr altmodisch und glaube der Wetter-Lady im altmodischen Fernsehen, die so ganz ohne Prozente für Regenwahrscheinlichkeit auskommt. Immer wieder finde ich es spannend, wie die Dame mit dem Rücken zu einer riesigen Weltkarte stehend, das Wetter in den unterschiedlichen Kontinenten vorhersagt, immer frontal in die Kamera lächelnd, dafür sozusagen blind auf die jeweiligen Länder deutend, und sich dabei nie im Land vertun. Das Tief über Mittelitalien ließ sich nicht wegdrücken, somit wäre ich in jedem Fall jemand mit wasserfesten und bequemen Schuhen gewesen. Die Krautundrüben-Schwester wäre jemand mit bequemen, aber schönen und gestylten Schuhen gewesen. Wir hätten beide Pullis unserer Lieblingsmodemarke getragen mit Jeans. Ich wäre in jedem Fall jemand in einer regenfesten Jacke gewesen, mit Brillen und einer modischen Umhängetasche, weil ich niemand mehr gewesen sein wollte mit einem großen Bergrucksack vollgestopft mit Jause, Regenjacke, Wechselgewand und Reiseführer. Wir wären aber sicher zwei gütliche Krautundrüben-Schwestern gewesen, die übereinstimmend nach der Ankunft in Rom von der Stazione Termini mit der Straßenbahn zum Largo Argentino gefahren, wo wir dann zu Fuß über den Campo die Fiori zu unserer Unterkunft in der Via Giulia geschlendert wären. Wir wären gleich losgezogen, wahrscheinlich in Richtung Piazza Navona, vorbei am Palazzo Braschi, wo ich festgestellt hätte, dass es dort eine Ausstellung – Roma Medievale – gegeben hätte, die ich mir gerne angesehen hätte, aber wegen Rücksicht auf die Krautundrüben-Schwester darauf verzichtet hätte. Wir hätten die Piazza Navona gequert und hätten den ersten Halt im Palazzo Altemps mit der herrlichen malerischen Ausstattung und den antiken Skulpturen gemacht, um dann eine Bar aufzusuchen, wo wir einen Espresso getrunken hätten. Wir hätten die warmen Sonnenstrahlen genossen und festgestellt, dass man sich auf die Wettervorhersage in jeder Form Gott sei Dank nicht immer verlassen kann und ich hätte überlegt, wer ich denn bei Sonne sein werde.

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Frau Krautundrübe

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