Ohrensausen

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Ich bin wieder zurück, wieder zu Hause. Die fremden Gerüche noch in der Nase, die vielen Bilder noch vor den Augen und vor allem die Müdigkeit und Erschöpfung in den Knochen sitze ich hier vor meinem Laptop (- der PC lässt sich nicht wieder starten. Da alle Windows Reparaturen fehlgeschlagen sind, – Sicherheitskopien werden soeben erstellt, muss er neu aufgesetzt werden – es ist zum Verzweifeln!). Es ist still, würde nicht mein rechtes Ohr rauschen. Es rauscht, untersetzt mit einem leichten Pfeifton. Unterwegs war es rund um mich immer laut und geschäftig, sodass das Ohrgeräusch übertönt wurde. Nur abends im Bett in der Stille war das mittlerweile vertraute Rauschen wieder da.  Ich lausche bewusst der Katze, die miaut und den Vögeln, die wie aus weiterer Ferne unaufhörlich zwitschern. Das rascheln der Blätter und das Rauschen des Baches vermischen sich mit meinem Ohrrausch, der nun langsam in ein Pfeifen übergeht.

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Die mit einem feinen, musikalischen Hörsinn ausgestattete Krautundrüben-Family ist für mich nie ein Hör-Maßstab gewesen. Quietschende Messer auf Porzellan können mich wenig aus der Ruhe bringen, genauso wie ein nicht rund laufender Automotor, oder Lärm am Morgen und Pop-Musik. Ich kann jedoch schlecht zuhören und habe Angst, unangenehme Nachrichten zu hören. (Ich mag auch das Geräusch nicht, wenn das Getriebe im Auto kaputt geht, weil es mit Kosten verbunden ist und wenn die Kette von meinem Rad aus der Radfassung hüpft, weil ich voraussichtlich einen weiten Heimweg antreten müsste). Dafür lausche ich gerne. Ich lausche gerne den Unterhaltungen von Menschen, wenn sie in heiterer Stimmung sind, sich ihr unterschiedlicher Tonfall in den unterschiedlichsten Sprachen zu einem bunten Stoff verwebt. Ich lausche auch gerne den Vögeln, die in meinem Garten zahlreich ein Zuhause finden. Ich lausche gerne den unglaublich schnell gesprochenen, kreativen Satzkonstellationen der Krautundrüben-Tochter, aber auch der Waschmaschine oder dem beruhigend, brummenden Ton des Geschirrspülers, die mir ein Lied über den funktionierenden Alltag singen.

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Ich höre von der Ferne die Stimme von Herrn Krautundrübe, der mir offenbar etwas erzählt. Ich denke, wie schön auch, wenn man nicht immer alles hören kann. Ich überlege. Das bin auch ich nun, eine immer öfter fragende „Was?“-oder-„Ichhabdichnichtgehört?-Sagende, keine klinisch kalte, digitale-Tonträgerin, sondern eine rauschende, krächzende, herrlich unperfekt-perfekte Vinylplatte mit einem Schuss knisternder Musikkassette, die den Hörgenuss überzeugend hervorragend macht.

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