Tag der Blasmusik

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Der heutige Fronleichnamsfeiertag ist der letzte Donnerstagsfeiertag im Frühjahr. Ich schlafe gut und lange bei offenem Fenster. Die frische und kühle Luft lässt mich sogar länger schlafen, erst das Gebimmel der Kirchenglocken weckt mich auf. Es muss demnach gegen 9 Uhr in der Früh sein. Ich sammle mich noch im Bett, das Gebimmel der Kirchenglocken hört auf, dafür setzt die Blasmusik ein. Die Musik wird immer deutlicher, sie marschieren auf der anderen Seite des Baches in Richtung nächster Ortschaft. Ich überlege kurz, was die Blasmusik mit Fronleichnam zu tun haben könnte.

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Ich erinnere mich, dass es in meiner Heimatstadt in meiner Heimatpfarre immer eine Fronleichnamsprozession gab. Vorne ging der Pfarrer mit der Monstranz, die Ministranten trugen den „Himmel“ und die Erstkommunionsmädchen durften ihre weißen Kleidchen nochmals anziehen. In regelmäßigen Abständen standen an den Straßen, die der Prozessionszug passierte, Birkenäste (oder Pappeläste?), die mit Weihwasser besprengt wurden, so wie ein Ministrant während der gesamten Prozession mit dem Aspergill in gleichmäßigem Takt mit Weihwasser den Weg besprengte und ein anderer Ministrant das Weihrauchfass bewegte, sodass der Rauch entweder kreisrunde und pendelförmige Formen hinterließ. Es war immer sehr feierlich, ich war in meiner Erinnerung in meinen Kinder- und Jugendjahren einige Male dabei oder konnte die Prozession vom Balkon aus beobachten. In der Stadt, in der ich studierte, gab es keine Fronleichnamsprozessionen oder sie waren mir nicht bekannt, jedenfalls verschwanden Fronleichnamsprozessionen irgendwie.

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Mittlerweile höre ich wieder die Blasmusik. Sie kommen näher und gehen strammen Schrittes, wie es sich für eine Blasmusikkapelle gehört, an unserem Haus vorbei und kehren beim Nachbarhaus (mindestens 2 Kinder und 2 Schwiegerkinder spielen bei der örtlichen Blasmusikkapelle) ein. Pfarrer, „Himmel“ und weiße Kleidchen fehlen, dafür sehe ich schöne Blasmusiktrachten.

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Dass es Fronleichnamsprozessionen offenbar noch gibt, bestätigt mir eine Schlagzeile, die ich aus dem Radio vernehme. In der Stadt schlossen sich nämlich junge Menschen der „Letzten Generation“, die gemeinhin weniger liebevoll als „Kleber“ bezeichnet werden, der Fronleichnamsprozession an, wo sie hinter der Schöpfungsfahne mit ihren Warnwesten marschierten. Ich lese auch im Onlineportal der KlZ: „Zum Einsatz kam erstmals auch die neue „Schöpfungsfahne“, die die christliche Verantwortung für die Schöpfung unterstreichen soll. Mit der Fahne will man Kirche und Klimademo verbinden. Eine Idee, die offensichtlich Anklang findet: Mehrere Mitglieder der klimaaktivistischen Gruppe „Letzte Generation“ nahmen an der heutigen Prozession hinter der Fahne teil.“ 

Schöpfungsfahne aus alten Kleidungsstücken bei der Fronleichnamsprozession

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Während ich die Wäsche im Garten aufhänge, dröhnt die Musik, ein Marsch, der zum Stampfen auf dem Boden einlädt, aus dem Nachbargarten. Als ich den Pubertier vom Basketballtraining abhole, sehe ich schließlich auch ein Plakat, wo eindeutig „Tag der Blasmusik“ am 8. Juni 2023 steht. Mit der Fronleichnamsprozession hat die Blasmusik nichts zu tun, das wäre somit erklärt. Ich recherchiere auf der Website der Pfarre, wo tatsächlich keine Fronleichnamsprozession angeführt ist, womit die Chance „Den Glauben auf die Straße zu tragen“ einmal mehr vertan wird. Die Blasmusiktruppe zieht beschwingt ab, ich simuliere mit der Tomatenstange, die ich als Rankhilfe für meine wachstumsfreudigen Tomatenpflänzchen benötige, einen Taktstock und verbringe einen schönen Feiertag.

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Zum Tag der Blasmusik unbedingt Mnozil Brass: Florentiner Marsch

 

Frau Krautundrübe

 

 

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