Im Urlaubsmodus

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Die Fahrt zur Fähre nach Ancona ist wiederholt turbulent verlaufen. Wir fahren am Nachmittag des Vortages los, nachdem wir am nächsten Tag gegen Mittag in Ancona sein sollen. Die Fahrt beginnt einigermaßen zügig für Krautundrüben-Verhältnisse. Bei Kilometer 4 biegt Herr Krautundrübe in die Waschstraße ab, bei Kilometer 10 wird das Spezialradgeschäft für ein Spezialradöl angefahren und bei Kilometer 193 muss ein Adapterstück für ein Stromkabel im Campingspezialmarkt kurz vor der Grenze erstanden werden. Die Fahrt durch das Kanaltal zieht sich wie Industriemozzarella, die Fahrt bis nach Venedig zieht sich abermals, es dämmert bereits und ich schlage vor in Ferrara zu übernachten. Wir kennen Ferrara als nette, lebendige Stadt und nutzten dort bereits mehrmals den Campingplatz als Zwischenstation, wo ich auch diesmal plane, zu übernachten. Als wir in die Stadt einfahren, folgen wir dem Campingplatzschild und gleichzeitig einem Camper-Stellplatz-Schild. Um es kurz zu machen, wir suchen 90 Minuten nach dem Campingplatz, der allerdings aufgelassen ist und dem Stellplatz, der noch eine Baustelle ist. Schließlich fahren wir nach Camper-Stellplatz-Suche weiter nach Bologna, wo wir kurz vor Mitternacht an einen Stellplatz kommen. Ein Riesencamper steht vor einem hochgeklappten Schranken. Mein erster Gedanke, warum er denn nicht weiter fährt. Schließlich steige ich aus und lasse mir vom Italiener erklären, dass wir uns zuerst einloggen und zahlen müssen, um dann einen QR-Code auf die bekannt gegebene Mailadresse geschickt zu bekommen, um dann beim echten Stellplatz über den QR-Code Einlass zu bekommen. Na gut, ich folge den erforderlichen Schritten, erhalte einen QR-Code, wir bewegen uns ca. 300 m zum richtigen Stellplatz-Eingang bis zur vorgegebenen Stop-Linie,  ich scanne dort den QR-Code, aber vergeblich. Es wird mir immer angezeigt, dass der QR-Code abgelaufen ist – möglicherweise, weil ich um 23.55 Uhr bezahlt habe, aber um 00.05 den QR-Code einlösen will, was ich letztendlich auf ein Datumsprobllm zurück führe. Müde und ausgelaugt bleiben wir vor dem Schranken stehen, 20 € in den Sand gesetzt, fest entschlossen am nächsten Morgen Protest anzumelden, sobald sich ein Zuständiger zeigt. Trotz Ärgernis gut geschlafen, am nächsten Morgen noch grausigen Pulver-Kaffee geschlürft und dann los gefahren. Bei Kilometer 4 will Herr Krautundrübe tanken, was in unserem Fall bereits vorausblickend war. Wir folgen den Schildern auf die Autobahn und stehen auch schon im Stau. Letztlich benötigen wir für 40 Kilometer ca. 3 Stunden, schaffen es aber trotz der verbleibenden 200 Kilometer rechtzeitig auf die Fähre, wo die Überfahrt wie immer und ruhig von statten geht.

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Es ist heiß hier am Peloponnes. Meine Bewegungsabläufe beschränken sich auf das nötigste. Die Nächte sind schwül, ich wage einen Blick aufs Thermometer und sehe 31 Grad um 1 Uhr in der Früh und 34 Grad um 7 Uhr morgens. Die Hoffnung auf eine kühle Meeresbrise erfüllt sich nicht, der Wind ist heiß und kommt vom Land. Spätestens nach Auftreten der Gänsehaut  weiß ich, dass die 38 Grad überschritten sind. Sitzen, schwitzen, Abkühlen im Meer, wenig reden und viel Lesen, mehr geht vorerst nicht.

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Wir fahren nach Kalamata, um unseren Pubertier und den befreundeten Pubertier vom Flughafen abzuholen. Sie warten auf uns, da wir uns um über eine Stunde verspäten. Google-Maps ist hier bei der Zeitberechnung nicht ganz zuverlässig. Es kurvt sich auch an der Autobahn durchs Land mit unorthodoxen Steigungen, wo man den Eindruck nicht los wird, dass man gerade mal keine Kurve bzw. Serpentine bauen wollte, was für unser gar nicht altersschwaches Wohnmobil eine Herausforderung darstellt. Das kann durchaus aber auch am Motorkühlungssystem liegen, das aufgrund des Juni-Hochwasserwirbels im Krautundrübenhaus nicht mehr überprüft wird, obwohl hier schon früher eine Schwachstelle diagnostiziert wurde. Jedenfalls ist die Weiterfahrt nach Finikounda von Kalamata durchwachsen, nachdem Herr Krautundrübe noch immer auf der Suche nach der schnellsten Route über die Berge ist, die wir allerdings hauptsächlich mit dem Fahrrad bei früheren nicht so heißen Aufenthalten kennen. Nachdem in den engen Straßen von Petalidi nach unvermitteltem Stehenbleiben der Gang im Getriebe stecken bleibt und das von uns verursachte Chaos – Klein-LKWs werden vor allem ungeduldig – ein Hupkonzert verursacht, kocht der Motor bei der Überfahrt nach Finikounda über. Neben der großen Hitze in den frühen Nachmittagsstunden, dem Gummi- und Ölgestank des Motors untersetzt mit beißendem Rauch in einer übersichtlichen Kurve mit atemberaubendem Ausblick auf die Meerbucht von Finikounda bleibe ich aber überraschend ruhig. Wir rollen schließlich nach weiteren Kurven den Berg hinab, vor uns Meer mit fantastischem Ausblick, jetzt schon im Urlaubsmodus.

 

Frau Krautundrübe im Urlaubsmodus

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