Wie man seinen Tag verplempern kann

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Die Entscheidung, heute im Homeoffice zu arbeiten, ergibt sich bereits um 2 Uhr morgens. Bereits vor dem Einschlafen liefere ich mir Kämpfe mit einigen Gelsen, die in meinem Schlafzimmer surren. Ich erwische sie zwar gut mit der Klatsche, aber jede einzelne Gelse hinterlässt einen unappetitlichen Abdruck an der Wand. Ich spüre ein Jucken in den Nasenlöchern, an den Fingern und an der Stirn, ich höre ein stetes Surren, stehe wiederholt auf und versuche sie zu schnappen. Herr K. hat das Schlafzimmer längst verlassen. In meinem Gedankenkarussell versichere ich mir immer wieder, dass der Homeofficetag gerechtfertigt ist, dass das feuchte Wetter und die Hitze die Mückenplage begünstigen und dass wohl bis Oktober mit Gelsen zu rechnen ist. Gegen 4 Uhr morgens suche ich einen Rollmeter, mit dem ich die Maße vom Fensterrahmen nehme, um ein Holzgerüst mit einem Insektengitter zu bespannen. Den Holzrahmen mit dem getackten Fliegengitter würde ich in das Fenster stellen.

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Ich schlafe doch noch ein paar Stunden und wache viel zu spät auf. Nachdem ich meine E-Mails und den Teamkalender gecheckt habe, gehe ich entschlossen nochmals an die Planung meiner Fliegengitterkonstruktion. Ich würde die Ecken des Holzrahmens zuerst tackern, was einfach wäre, aber ein sehr wackeliges Produkt ergibt und anschließend das Fliegengitter auf den Rahmen aufziehen, indem ich es über den Rahmen spanne und anhefte in der Hoffnung, dass es dadurch stabiler wird. Meine handwerklichen Talente sind nicht besonders ausgeprägt und ich verlasse mich dabei stark auf mein Talent durch starken Willen zu einem angemessenen Ergebnis zu kommen.

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Ich fahre schließlich zum Baumarkt, finde dort eine passende Holzlatte und begebe mich auf die Suche nach einem Fliegennetz. Auf meine Frage, wo ich ein Fliegennetz finden könne, werde ich in die Gartenabteilung zu den Ungeziefervernichtungsmittel geschickt, wo ich mich suchend umsehe und einen ganzen Gang voll mit fertigen Insektennetzkonstruktionen finde. Ich beschreibe dem Verkäufer mein Vorhaben, der mich sofort darauf aufmerksam macht, dass ich das selbst nie so hin bringen würde und mir rät ein Fix-und-Fertig-Produkt zu kaufen. Ein leichter Anflug von Beleidigtsein überkommt mich, da ich offenbar so wenig Kompetenz ausstrahle, und antworte trotzig, dass ich das selbst hinbekomme. Der Mann entgegnet, dass das nie funktioniert, da beim Selbstgebastelten immer eine Lücke bleibt, wo die Gelsen durchkommen und mir dann wieder – surrsurrsurr – den Nachtschlaf rauben. Wenig durchsetzungsfreudig, und auch ein wenig an meinem Basteltalent zweifelnd, kaufe ich schließlich ein Fertigprodukt bestehend aus einem läppischen Klebeband und einem sehr feinen Netz, dass man noch fenstergerecht zuschneiden muss.

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Ich montiere zu Hause die Klebebänder in den Fensterrahmen und streiche das Netz drüber. Danach schneide ich es auf die Größe des Fensters zurecht. Der Zuschnitt gelingt mir nicht regelmäßig und das Netz franst nach wenigen Minuten unschön aus. Außerdem kann ich die Fensterbalken nicht öffnen, ohne das ausgefranste Netz von den Klebebändern am Fenster zu lösen, was wegen dem Durchlüften notwendig ist. Ich erspare mir für diese Nacht die Probe aufs Exempel, bin außerdem unglücklich, hoffe aber auf eine ruhige Nacht.

 

Frau Krautundrübe

 

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