#WMDEDGT 12/23

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Es ist wieder der 5. des Monats und Frau Brüllen fragt #WMDEDGT, oder „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“

Der 5. Dezember fällt heuer auf einen Dienstag, es ist eigentlich der Krampus-Tag, auf den morgen der Nikolo-Tag folgt. Würde ich nicht krank zu Hause sein, würde ich sehen, dass die Hauptstraße in meinem Dorf für den abendlichen Krampus-Lauf gesperrt ist. Ich würde nur über Umleitungen zu unserem Haus kommen, würde schnell durch die dunklen Gässchen fahren im Unbehagen, einem mit der Kette rasselnder Krampus zu begegnen.

Tatsächlich werde ich nach einer durchhusteten Nacht von Herrn Krautundrübe und dem Pubertier gegen halb 7 geweckt, da jeder etwas sucht, das er nicht finden kann und auf meine Eingebung hofft. Ich stelle fest, dass die Nacht sehr schlecht war und der Husten um einiges stärker ist. Ich öffne das Fenster, die sehr kalte Luft tut gut. Ich bleibe noch im Bett, bis es im Zimmer richtig kalt ist, und absolviere die Sprachübungen für meinen „Day streak 67“ bei Duolingo, lasse mich aber nicht von den „Double XP boosts“ zum Weitermachen verführen und beende nach exakt 15 Minuten meine Sprachsession.

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 Ich fühle mich krank, schreibe der Zuständigen ein Mail, damit sie mich krank schreibt. Ich sehe nach dem Krautundrüben-Sohn, der ebenfalls hustend im Bett liegt. Bei Salbei-Thymian-Tee beschließen wir, heute keinen Corona-Test zu machen, da das Ergebnis in den vergangenen Tagen bereits eindeutig war.

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Ich beschließe für heute, nicht zu arbeiten, setze mich dann aber doch an den Computer – auch um ein wenig zwecks Weihnachtsgeschenken zu recherchieren. Die Wünsche der Krautundrübenkinder sind mittlerweile so speziell, dass ich mich vorher einlesen muss, bevor ich zu suchen beginne. Ich lande schließlich doch bei meinen Mails und bleibe beim Titel einer Konferenzeinladung hängen „Entangled Histories“ im Kontext mit Gegenwartskunst. Ich mag mittlerweile gerne Methodisches. So las ich unlängst einen interessanten Beitrag in Zusammenarbeit mit Jugendarbeit, der sich auf „Entangled History“ bezog. Es ging um die Entwicklung von Methoden einer historisch-politischen Bildungsarbeit vor dem Hintergrund unserer diverser werdenden Gesellschaft. So müssen auch in der Bildungsarbeit historische Ereignisse multiperspektivischer betrachtet werden. Dieser Ansatz könnte bezogen auf den Nahostkonflikt aktueller nicht sein. So erzählte mir unlängst eine persischstämmige Kollegin, die seit 50 Jahren in Österreich lebt, von den Anfeindungen, die sie in den letzten Wochen erleben musste. Wollen wir – verbunden durch die kollektive Erinnerung an den Holocaust – eingewanderten Menschen die historische Schuld für Naziverbrechen aufzwingen und so tun müssen, als seien sie ebenfalls Nachfahren des Tätervolks? Hier würde die „Entangled History“ ansetzen, wo bei der Analyse eines historischen Ereignisses die Berücksichtigung möglichst vieler Perspektiven und ständige Reflexion des eigenen Standpunktes gefordert ist und die Wechselwirkung mit anderen historischen Ereignissen berücksichtigt wird.

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Die Entangled-Histories-Konferenz wirkt auf mich nach dem Durchlesen des Programms sehr fachbezogen, sodass ich mich auch gegen eine Zoom-Teilnahme entscheide und für den Krautundrüben-Sohn und mich zu Mittag eine Suppe koche. Der Kühlschrank und die Speise geben heute nicht viel her außer einem großen weißen Karfiolkopf, Karotten, Kartoffel und Zwiebel. Es wird alles zusammengeworfen, gekocht, gewürzt und püriert. Letztlich schmeckt uns die Suppe wegen dem intensiven Karfiolgeschmack nicht oder wegen des Hustens, wer weiß es schon.

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Am Nachmittag zieht es zu und beginnt wieder leicht zu schneien. Ich sehe sehnsüchtig aus dem Fenster, würde mich gerne ein wenig in den Weihnachtsrummel schmeißen, anstatt hier zu husten. Der Schneefall wird intensiver, draußen ist es bereits dunkel. Ich frage den Pubertier, ob ihm heute beim Nachhausegehen wohl kein Krampus begegnet ist? Er sieht mich kurz leicht erschrocken an, schiebt die Vorhänge vor die Fenster und schließt die Türen ordentlich ab, wie ich es an einem Krampus-Tag nicht besser hätte machen können.

 

Frau Krautundrübe

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