#WMDEDGT 12/25

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Es ist wieder der 5. des Monats, der Letzte des Jahres  und die Tagebuchblogger*innen finden sich bei Frau Brüllen ein, die fragt #WMDEDGT, oder „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“.

Ich wache vor dem Weckerklingeln um halb 6 Uhr morgens auf. Es ist noch stockdunkel und ich höre ein leises gleichmäßiges Plätschern – es regnet, woraufhin ich meine vorbereitete Garderobe auf regentauglich auswechsle. Nach der Dusche checke ich nochmals das Bad und den Heizraum im Keller, da Herr Krautundrübe für den Vormittag den Installateur bestellt hat. Ich bereite Filterkaffee, der mir nicht gut gelingt, da ich für die neue Kaffeemaschine noch kein Maß für das Verhältnis Wassermenge und Kaffeemenge gefunden habe. Schließlich wecke ich den Pubertier, von dem ich ein brummiges „Hab verstanden“ ernte. Nach wenigen Minuten registriere ich zufrieden das vertraute Plätschern der Dusche. Der Pubertier verweigert meinen Filterkaffee und lockt mir eine Nespressokapsel aus meinem Geheimversteck, die ich ihm gewähre, da er ja den ganzen Vormittag Deutsch-Schularbeit schreiben muss.

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Wir machen uns vorzeitig auf den Weg, da der Pubertier pünktlich zu seiner Schularbeit muss und ich zu meiner Vorlesung an der Uni. Während der Fahrt erfreuen wir uns an der Frage des Radio-Scherzmachers an unbedarfte Passierende, welcher Heilige am Nikolaustag gefeiert wird. Ich werfe den Pubertier vor seiner Schule mit einem Toitoitoi für die Schularbeit aus dem Auto und mache mich auf den Weg zu meiner Vorlesung.

Für Latein-Kenner*innen am Studierenden-Klo angeschlagen

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Obwohl ich seit vielen Jahren diese Vorlesung für die frischen Studienanfänger*innen freitags um 8 Uhr morgens halte, kommt immer öfter der Wunsch für einen späteren Beginn hoch. Ich öffne die Fenster, damit die frische, kalte Luft die Studierendenschar wach hält. Trotz anhaltendem Regen sind sie zahlreich erschienen. Ich beginne mit einem mir sehr wichtigen Thema und ernte bis auf ein paar wenige unterdrückte Gähner*innen durchaus wache, freundliche Blicke. Ich bin dankbar für diese zahlreichen unterschiedlichen, jungen Menschen, die mir jede Woche zu früher Morgenstunde ihr Ohr schenken.

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Nach der Vorlesung fühle ich mich befreit. Ich plausche noch kurz mit meinem Kollegen über das Seminar vom Vortag, wo sich meine Studis so hervorragend präsentiert haben, wozu er mir herzlich gratuliert. Nach einer so arbeitsreichen Woche und so viel Positivem beschließe ich, meinen Vormittag in der Altstadt zu verbringen. Ich spaziere durch den Stadtpark in die Innenstadt. Es herrscht noch ein angenehmer überschaubarer Trubel. Ich staune über viele neue Geschäfte. Im Trend liegen offenbar kleine Läden, wo allerlei Geschenkkram wie stylische Seifenspender, Behälter für Seifen, dazu jede Menge unterschiedliche Duftseifen, dekorierte Butterdosen, Krüge, Heferl, Körperlotion, aber auch bunte Halstücher, Stirnbänder und wenig Kleidung von ausgewählten Designer*innen angeboten wird. Nichts was man wirklich braucht, aber trotzdem haben möchte.

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Die Christkindlmärkte sind noch ruhig, nur vereinzelte Standler*innen bieten ihre Holzkunstwerke, Schmuck oder selbstgemachten Düfte an, der Rest vertraut offenbar auf das Geschäft ab Mittag. Ich wage mich noch in den vollkommen überfüllten Buchladen. Es ist hier nicht nur überladen, sondern auch vollkommen überhitzt. Ich mache mich auf die Suche nach der Lyrikabteilung, kämpfe mich aber Stockwerk für Stockwerk wiederum durch Tische mit Bergen von Duftseifen eingewickelt in blumendesigntem Papier, Duftkerzen, Geschenkeboxen und Geschenkausgaben von Büchern. Schließlich gelange ich ins richtige Stockwerk, wo Literatur angeboten wird. Ich suche die Lyrikabteilung, wende mich an den mir seit Jahren als Verkäufer dieses Ladens bekannten Herrn, der mir sogleich bekundet, dass er kein Spezialist für Lyrik sei, weist mich aber zu einem kleinen Regal. Ich finde sehr viel Rilke und Julia Engelmann, aber nur wenig von dem, was ich suche, sodass ich mich schnell wieder aus dem überhitzten, seifenduftenden Buchladen begebe.

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Ich treffe den Pubertier, wir nehmen einen Imbiss ein. Er freut sich über die geschriebene Deutsch-Schularbeit und stellt verwundert fest, dass man eigentlich über alles schreiben kann, sogar über die Bedeutung von Haustieren für die Menschen und den Verlust der Lesekompetenz. Ich wundere mich, dass die Themen von Deutsch-Schularbeiten sich offenbar über Jahrzehnte nicht wesentlich ändern. Jedenfalls füllt sich die Innenstadt merklich, die Glühwein-Öfen werden angeheizt und bald wird sich eine Glühweinwolke über die Innenstadt legen. Ich verabschiede den Pubertier ins Gym und mache mich selbst auf den Nachhauseweg, wo mich ein leicht kränkelnder Herr Krautundrübe erwartet.

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Bei mir zu Hause genieße ich durchaus die ländliche Stille und Beschaulichkeit, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Langsam kommt dieses vorweihnachtliche Gefühl auf, das sich als Mischung von Aufregung und innerer Ruhe manifestiert. Ich beginne am angebrochenen Abend mit den jährlichen, vorweihnachtlichen  Routinen in der Küche, indem geputzt sowie aus- und umsortiert wird. Als musikalische Untermalung wird die mir neue CD von Dota „Springbrunnen“ auf und ab gehört. Ziemlich zufrieden mit diesem letzten 5. des Jahres 2025 gehe ich früh zu Bett.

 

Frau Krautundrübe

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