An Ferragosto

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Mit Ferragosto ist für mich in diesem Jahr mehr denn je der Höhepunkt des Sommers erreicht. Die zweite Augusthälfte läutet auch schon langsam das Ende des Hochsommers ein. Die Tage sind zwar endlich sommerlich geworden, doch die kühlen Nächte geben dem Tag eine gewisse „Frische“, dem Himmel ein tiefes Blau und den taunassen Wiesen ein saftiges Grün.

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Dominiert werden die Tage von meinem Wunsch mich sportlich zu verausgaben, das heißt, ich plane meine sportlichen Aktivitäten am Vortag, um am Morgen festzustellen, dass ich eigentlich lieber an einem See oder im Bad ein Buch lesen würde, raffe mich aber immer wieder auf – diesmal zu Radtouren mit meiner alten MTB-Lady, deren Ausfahrten nach 25 Jahren gezählt sind. Obwohl mich mein Rad immer zuverlässig nach Hause bringt, knarrt, knautscht und scheppert es schon bedenklich, sodass der Sicherheitsfaktor eher nicht mehr gegeben ist. Ich erklimme zwar noch sämtliche Höhen, werde aber stets von meist jungen Männern am Rennrad oder älteren Herren am MTB wortlos überholt. Neu ist vor allem bei Touren, die in diversen Apps angeführt sind, dass ich auch von ziemlich älteren Menschen auf ihren E-Bikes überholt werde, wo ich mir nach einer anstrengenden Bergfahrt durchaus die Sinnfrage stelle. Deshalb greife ich gerne auf meine einsamen Touren zurück, die in keiner App vermerkt sind, was aber anlässlich meines klapprigen MTBs immer fahrlässiger wird. Es zählen beim Radfahren ohnehin die kleinen feinen Momente, wie ich bald feststelle, wie das Frohsein, wenn man oben angekommen ist, das kurze Waldbaden, die Stille und jedes Geräusch, das die Stille unterbricht ( – und da mehrt sich nun das Knartschen, Scheppern und Knarren an meinem Bike). Auch wenn man in wieder bewohntes Gebiet vorrückt, ist es still, die Höfe ordentlich gekehrt, kein Hund bellt, vielleicht höre ich eine Kuhglocke in weiterer Ferne, ich denke an das Buch „Die Wand“ von Marlen Haushofer, kneife mich in den Unterarm und bin froh, als dann doch ein Auto hupend an mir vorbeidüst.

Meine alte Lady

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Das letzte Stück meiner Radtour führt mich entlang der Autobahn, die in den Süden führt. Hinter der Lärmschutzwand erkenne ich die aufgepackten Urlauberautos und Alkoven von Wohnmobilen, die hier nicht nach jedem gefahrenen Kilometer intensiver das Meer riechen, sondern im Stau stehen, nachdem sich hier wie in einem Nadelöhr langsam aber sicher alle von Norden in den Süden wälzenden Autos treffen. Dabei kommt in mir Unbehagen auf, weil das neu ist. Tagtäglich fiebern mehr und mehr Familien in Autos dem Urlaub im Süden entgegen, um dort auf überfüllten Stränden zu baden, in mittelmäßigen Hotels zu wohnen, in überteuerten Restaurants zu essen, den Stau bei der Heimfahrt zu fürchten und trotzdem zufrieden zu sein, was ja auch gut sein mag.

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Ich sortiere mich noch, und es hat sich so ergeben, dass ich im August zu Hause bin. Abgesehen von den Autokolonnen in den Süden, den Unwettern mit Überschwemmungen, die ich vor einigen Tagen in Slowenien hautnah erleben durfte, der großen Hitze, die ich in der Türkei während eines Arbeitsaufenthaltes erlebte, der CO2-Belastung durch Flüge, den auf griechischen Inseln gestrandeten Flüchtlingsbooten, den wegen der Meereserwärmung heimisch gewordenen giftigen Quallen im Mittelmeer, dem Wassermangel in Südeuropa, den Brandkatastrophen in den Mittelmeerländern, den Ernteausfällen durch zu viel Wasser oder Trockenheit, dem einen Krieg, der so viel Unruhe stiftet, lobe ich mir mein schönes Zuhause.

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Über die Bedeutung von Mariä Himmelfahrt habe ich bislang nicht nachgedacht, da ich seit vielen Jahren an diesem Tag im Ausland weilte. Er wird als „großer Feiertag“ gefeiert, da Maria mit „Leib und Seele“ ohne „jüngstes Gericht“ in den Himmel aufgenommen wurde. Hier werden an diesem Tag Büscherl von frischen Kräutern gebunden und gesegnet. Die sogenannte Kräutersegnung wird im Zuge von Wallfahrten und auch Bergmessen begangen, weil Kräuter und die weibliche Fürsorge eng mit dem Marientag verbunden werden.

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Ich finde ein Plätzchen, das einigermaßen keine Lichtverschmutzung aufweist und starre hinaus. Keine Perseiden vermute ich, aber blinkende Flugzeuge dominieren meinen Nachthimmel. Ich blicke da hinaus und bin mir ganz der anderen Dimensionen bewusst. Den Namen hat dieser Meteoriten-Schwarm, die Perseiden,  nach dem Sternbild des Perseus, wobei die Meteore eigentlich vom Kometen 109P/Swift-Tuttle stammen. Abgeplatzte Teilchen haben sich als Staubwolke an der Kometenbahn im All verteilt und verursachen den Meteorstrom der Perseiden, dessen Sternschnuppen jedes Jahr Mitte August zu beobachten sind. Mehr als zweitausend Jahre alt sind die ersten Überlieferungen über die regelmäßig auftauchenden Perseiden. Der Komet selbst, der in einer elliptischen Bahn das Weltall durchkreuzt, nähert sich alle 130 Jahre der Erde. Ein Crash des Kometen mit der Erde ist für die nächsten 2000 Jahre nach Berechnungen der Astronomen auszuschließen. Ob das für die Menschheit angesichts ihrer selbstzerstörerischen Veranlagung noch maßgeblich sein wird, ist zu bezweifeln.

Mit dem Blick hinaus gerichtet in die endlose Weite des Da-Oben oder Da-Draußen mag sich vieles relativieren oder sogar als lächerlich erscheinen. Die klare Nacht lässt schließlich einen dichten Sternenhimmel erkennen, in den ich hineinstarre, bis meine Lider schwer werden. Da sind sie plötzlich die Sternschnuppen, und auch schon wieder weg.

Perseiden-Regen vom 13.8.2023 by Krautundrüben-Schwiegervater

 

 

Frau Krautundrübe

 

 

 

 

 

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