Ich freue mich schon seit Tagen auf das verlängerte Wochenende. Bereits am Freitag wird die Arbeit schnell erledigt, um das Wochenende antreten zu können. Ich freue mich auf die Ruhe und auf das spontane Entscheiden, wie man die Tage verbringen möchte. Der Wochenendeinkauf bei meinem Lieblingsdiskonter stellt sich als schwierig heraus, sind die Regale am späteren Abend bereits leergeräumt. Es scheint, als ob die Nachbarschaft dieses Wochenende in jedem Fall auf Essen eingestellt ist. Eigentlich hat sich bereits am Freitag Hilfe für handwerkliche Hausarbeit im Außenbereich aus dem engeren familiären Umfeld angesagt, was allerdings aufgrund des wechselhaften Wetters auf Samstag verschoben wird. Ich nütze den freien, aber regnerischen Nachmittag, um den Keller aufzuräumen und schließe zufrieden mit einem Anhänger voll Sperrmüll und zwei großen Alt-Kleidersäcken mein motiviertes Unternehmen ab. Der Samstag sollte mit annähernd 20 Grad der wärmste Tag des ganzen Wochenendes sein. Ich stehe früh auf, um noch vor acht Uhr die familiäre Handwerkszunft zu empfangen, als auch schon das Handy läutete, dass aufgrund des labilen Wetters, das Arbeitsvorhaben auf Sonntag verschoben wird. Ich nütze den übrig geblieben Morgen für ausgedehnten Sport im “Gym” mit Laufband-Laufen und Muskel-Dingsbums-Kraftaufbau. Aufgrund des warmen Wetters ist es angenehm leer im “Gym”, sodass ich mich auch in Gerätebereiche vorwage, die üblicherweise nur den Kraftprotzen vorbehalten sind. Als ich nach langem Trödeln wieder heimkomme, steht für mich ein vom Pubertier fabrizierter und servierter Nudelteller mit Gemüsesauce auf dem Tisch. Herr Krautundrübe regt an, den Pubertier als Dank fürs Kochen mit dem Auto zum Basketball zu bringen, um dann im Baumarkt für ein neues Gartenprojekt Informationen einzuholen. Eigentlich habe ich gar keine Lust dazu, lasse mich aber überreden und verbringe schließlich meinen Samstag Nachmittag im Baumarkt. Abends überrascht mich Alexa auf die Frage nach einem neuen griechischen Film mit “Der Hochzeitsschneider von Athen“. Nachdem ich mir gerade noch die Filmkritik der Wiener Zeitung vom 23.09.2021 durchgelesen habe, weiß ich auch, dass mich der Hauptdarsteller Nikos an einen Stummfim-Darsteller erinnert. Ich bin vor Filmende eingeschlafen, um heute am Sonntag wieder die familären Arbeitsbienen gegen 8 Uhr morgens zu empfangen. Das Wetter ist ähnlich durchwachsen wie gestern, aber heute wird die Arbeit durchgezogen. Aufgrund meines handwerklichen Unvermögens bleibt mir der Part des Wasserkrug-Auffüllens, des wiederholten Dankesagens und des Nachfragens, ob sie etwas brauchen, wobei sie fast immer nichts brauchen. Hätte ich mich motivieren können, hätte es auch viel gegeben, das ich in der Zeit erledigen kann, wie Hemdenbügeln, Kasten umräumen, Küche putzen, Unkraut jäten, Fenster putzen und dergleichen, aber ich kann mich heute nicht wirklich motivieren. Ich frage mich, ab wann man eigentlich verdientermaßen dem Müßiggang frönen darf, indem man einfach ein Buch liest? Dafür müsste ich mich zurück ziehen, was mir eher unangebracht erscheint. Verstohlen blicke ich aus dem Fenster, um den Arbeitsfortschritt zu beobachten und einzuschätzen, wie lange es noch brauchen würde. Herr Krautundrübe sieht es wie immer locker. Er ist der Werkzeug-Zureicher, wenn er gerade keinen Werkzeuig-Auftrag hat, widmet er sich dem Unkraut im Garten oder sieht heimlich die Formel 1-Übertragung im Fernsehen. Nachdem von mir außer Dankesagen und Wasserkrug-Auffüllen nicht viel erwartet wird, schaffe ich es, mich zu einer Laufrunde wegzustehlen. Ich wähle eine Runde ohne Asphalt in den Flussauen, die gerade herrlich grünen, die mir aber letztendlich zu kurz ist. Ich spaziere noch gemütlich durch mein Dorf, sehe die Ankündigungen der heutigen Veranstaltung zur Walpurgisnacht, die restlos ausverkauft ist. Ein paar Regentropfen, ein Windstoß und gleich wieder blauer Himmel, das Wetter scheint ähnlich unentschlossen zu sein wie ich.
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Morgen am 1. Mai wird wieder die Arbeit gefeiert. Ich freue mich schon heute, wenn ich wieder zur Arbeit gehen kann. Ich arbeite nämlich unglaublich gerne, was möglicherweise daran liegt, dass jeder meiner Arbeitsverträge schwer erarbeitet und verdient werden muss. Die Krautundrüben-family schüttelt über mein Arbeitsbegehren den Kopf und stellt wiederholt fest, dass es nur daran liegen kann, dass mein Beruf gleichzeitig auch mein Hobby ist. Sollte sich also heute noch ein Sonntagsblues einstellen – ja den gibt es bei mir tatsächlich – dann gehe ich einfach arbeiten.
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Passend zum Tag: HAIM: Days are gone
Frau Krautundrübe