Na serwas

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Das ist ja witzig. Da geraten zwei Politiker zweier unterschiedlicher Parteien aneinander, nachdem der eine mit „Grüß Gott“ grüßt und der andere ihn darauf aufmerksam macht, dass der angemessene Gruß in der Großstadt wohl ein „Guten Tag“ wäre, so nach dem Motto, dass man den lieben Gott aber bitteschön daheim, wo auch immer das ist, lassen soll. Es sei ein Nachhall der politischen Verhältnisse der Zwischenkriegszeit, wo die antiklerikale Partei keinen lieben Gott grüßen mag, weshalb sich das „Guten Tag“ eingebürgert hat, entdecke ich nach einer kurzen Recherche. Das Grüßen brachte ich bislang nicht mit einzelnen Parteien in Verbindung und finde es witzig, dass man sich deshalb verbal anrempelt.

Korrektes Grüßen ist in der Tat oft schwierig, deshalb finde ich den kleinen Politiker-Gruß-Krieg auch witzig. Ich begegne unlängst bei der Arbeit auf der Uni meinem derzeitigen Chef, einem Deutschen, wie er im Bilderbuche steht, wie man so schön sagt, und ich grüße ihn mit einem deutlichen, erfrischenden (weil ich motiviert wirken will) „Grüß Gott“, merke aber im selben Moment, dass das jetzt komisch klingt, so nach Christl von der Post oder Mariandl oder gar nach der Kaiserin Sissi, als sie den Franz Joseph nach einem außergewöhnlichen Ausritt begrüßt. Dabei erinnere ich mich auch an eine Begebenheit, als mir meine türkische Chefin, die mich immer mit dem charmantesten „Grüß dich, Frau Krautundrübe“ begrüßt, zwei türkische Professorinnen vorstellt, die ebenfalls sehr gut Deutsch sprechen, weshalb ich sie mit einem achtungsvollen „Grüß Gott“ begrüße. Bereits in dem Moment, als ich es sage, ist mir bewusst, dass dieser Christl-von-der-Post-Mariandl-Sissi-Grüß-Gott-Gruß einfach nicht passt. Dabei war es doch seinerzeit viel schlimmer, als man noch „S’Gott“ sagte. Nachdem man damals noch mit vielen Menschen per Sie war, musste man auch dementsprechend oft grüßen, deshalb wahrscheinlich auch das hingenuschelte „S’Gott“. Ich bin mir nicht sicher, ob es der Religionslehrer war oder der Klassenvorstand, der ein klares „Grüß Gott“ von uns hören wollte. Seitdem sage ich „Grüß Gott“ und nicht mehr „S’Gott“. Ein „Guten Tag“ käme mir dabei nie in den Sinn, da es keinesfalls in meinem Wortgut vorkommt. Herr Krautundrübe sagt beispielsweise oft „Grüß Sie“ oder „Ich begrüße Sie“ (seltener). Das muss dann aber richtig betont werden und ich bekomme das nicht so selbstverständlich und flüssig über die Lippen. Einfach ist es mit dem „Servus“ und dem „Griaß di“, weil es eindeutig nur für nahestehende Menschen gilt. Eigentlich sage ich aber zu bekannten und befreundeten Personen gewöhnlich „Hi“. Je nach Tonfall ist ein kurzes, alle drei Laute gleich lang betonendes „Hi“ der unaufgeregte Gruß für Bekannte und Nahestehende. Das aufgeregte „Hi“ hingegen, sofern man überraschend jemanden trifft oder jemanden schon lange nicht gesehen hat, oder sich freut, wird möglichst gesungen, indem man die Laute sehr in die Länge zieht. Wenn aber seinerzeit der „Hallo“ schon längst gestorben ist, wie man in meiner Jugend oft hörte, so passt das „Hallo“ heutzutage beinahe immer, egal ob österreichisch mit der Betonung auf dem A oder deutsch mit der Betonung auf dem O.

Sollte ich in nächster Zeit zufällig das Christkind treffen, dann wird es ein einfaches österreichisches „Hallo“ mit Betonung auf dem A werden, oder aber es entweicht mir wieder ein klares, erfrischendes, sprudelndes „Grüß Gott“?

 

 

 

 

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